Robert Knobel
«Die Zeit ist reif für den Dammdurchbruch.» Das schreiben die SP/Juso, Grünen und Grünliberalen in einem Postulat an den Luzerner Stadtrat. Konkret geht es um das Bauprojekt einer Verbindung unter der SBB-Bahnlinie zwischen der Lädelistrasse und der Dammstrasse im Quartier Babel (Basel-/Bernstrasse ). Eine Bahnunterführung für Fussgänger und Velofahrer auf Höhe des Lädeliplatzes ist ein altes Anliegen im Quartier. 2008 standen die Chancen dafür gut. Damals bewilligte das Stadtparlament für ein entsprechendes Bauprojekt nämlich einen Kredit von 2,9 Millionen Franken. Zwei Jahre später, 2010, wurde das Vorhaben aus Kostengründen jedoch gestoppt. Nähere Abklärungen hatten ergeben, dass der Durchbruch mehr als geplant kosten würde, nämlich rund 4,1 Millionen Franken.
Nur wegen der Kosten «auf Eis gelegt»
«Seither sind fast zehn Jahre vergangen, die Idee ist in dieser Zeit aber nicht schlechter geworden», sagt nun SP-Grossstadtrat Mario Stübi, einer der Postulanten. Er betont, dass sich damals «grundsätzlich alle Parteien einig waren, dass es diesen Durchbruch braucht». Nur wegen der Kosten habe man das Projekt damals« auf Eis gelegt». Für Stübi ist klar:
«Es ist definitiv an der Zeit, der Idee eine neue Chance zu geben.»
Die Postulanten fordern den Stadtrat deshalb dazu auf, das Projekt erneut zu prüfen – «im Sinn und Geist von damals». Unterschrieben ist der Vorstoss auch von Martin Wyss (SP), Jules Gut (GLP) und Korintha Bärtsch (Grüne).
Wie viel das Projekt dereinst kosten soll, lässt Stübi offen. Er betont aber:
«Wir wollen keine Luxusvariante. Im Prinzip geht es nur um einen einfachen Tunnel für Fussgänger und Velofahrer.»
Um einen Mehrwert für die Kosten zu erreichen, sei es auf der anderen Seite jedoch denkbar, in der Unterführung allenfalls weitere Nutzungen zu ermöglichen, «etwa eine Glas- und Abfallsammelstelle oder sogar Läden».
Stadt hat Studie in Auftrag gegeben
Zwar hatte die Stadt Luzern das Projekt Dammdurchbruch Lädelistrasse 2010 sistiert. Es ist aber weiterhin im Agglomerationsprogramm und in der Mobilitätsstrategie der Stadt enthalten. Das bestätigt Pascal Stolz, Projektleiter der Stadtplanung:
«Eine Studie soll nun das städtebauliche Potenzial des Quartiers Basel-/Bernstrasse aufzeigen und Prinzipien für eine mögliche zukünftige Entwicklung liefern.»
In der Studie ist auch die Idee des Dammdurchbruchs enthalten .«Ein interdisziplinäres Planerteam ist seit Anfang dieses Jahres an der Arbeit», sagt Stolz. Noch dieses Jahr sind zwei Workshops geplant, an denen sich die Quartierbevölkerung beteiligen kann. Für die Studie rechnet die Stadt mit Kosten von rund 160 000 Franken. Der Betrag ist vom Grossen Stadtrat im Juni 2017 als Teil des Berichts und Antrags des Stadtrats zur Quartierentwicklung bewilligt worden. Die Ergebnisse der Studie sollen bis Ende 2019 vorliegen. Die Erkenntnisse daraus sollen dann bis 2022 in die Erarbeitung eines neuen Bebauungsplans und einer allfälligen Änderung des Zonenplans einfliessen.
Bis die Bahnunterführung realisiert werden kann, dürfte es somit noch einige Zeit dauern. Und ohnehin: Vor einer möglichen Realisierung muss das Postulat zuerst noch vom Stadtparlament überwiesen werden. Eine entsprechende Protokollbemerkung von Mario Stübi wurde vor kurzem an einer Sitzung des Stadtparlaments von den bürgerlichen Parteien abgelehnt. «Ich bin aber überzeugt, dass das Anliegen schliesslich eine Mehrheit finden wird», sagt Stübi.
Quartier heute faktisch zweigeteilt
Die Postulanten erhoffen sich vom Dammdurchbruch eine Entschärfung des Problems, dass der SBB-Bahndamm das Quartier heute faktisch in zwei Hälften teilt. Wer zurzeit von der Baselstrasse her ins Gebiet Sentimattstrasse/Reuss gelangen will, dem bleibt nur der Weg via Kreuzstutz oder über die Einfahrt von der Baselstrasse im Bereich der Bushaltestelle Gütsch.