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Luzern

«Massiv überteuert»: Stadtluzerner CVP und Jungfreisinnige kritisieren Landkauf an Industriestrasse

Die Stadt hat an der Industriestrasse drei Grundstücke erworben – für 25,2 Millionen Franken. Der Preis sei viel zu hoch, monieren Kritiker. Der Stadtrat sieht dies anders.
Das Areal Industriestrasse in Luzern. Unten links ist das Dachgeschoss eines der drei Grundstücke, welche die Stadt  für 25,2 Millionen Franken erworben hat. (Bild: Archiv)

Hugo Bischof

Der Kaufpreis von 25,2 Millionen Franken für die drei Grundstücke an der Industriestrasse 5 und 7 sei «marktgerecht und nicht preistreibend». Das schreibt Luzerns Stadtrat in seiner Antwort auf eine Interpellation, die Grossstadtrat Peter Gmür namens der CVP eingereicht hatte. Auf dem Areal, das die Stadt vor kurzem von der Peter Bürki Immobilien AG erwarb, befinden sich unter anderen die Bar 59, das Grottino 1313 und eine Lagerhalle.

Gmür befürchtet, dass der Stadtrat mit diesem Landkauf die Mietzinsen in diesem Gebiet weiter in die Höhe treiben wird. Diese seien in Luzern in den letzten Jahren ohnehin stärker gestiegen als in anderen Städten.

Die Grundstücke seien der Stadt im Oktober 2018 zunächst für 28 Millionen Franken angeboten worden, schreibt der Stadtrat. Kurz darauf sei der Preis auf 25,2 Millionen Franken reduziert worden – «nicht weiter verhandelbar» und «befristet bis zum 2. November». Aufgrund einer vorliegenden externen Schätzung und einer Machbarkeitsstudie über die Bebaubarkeit der Grundstücke habe der Stadtrat das Angebot angenommen: «Bei Nichtannahme wären die Grundstücke am 5. November öffentlich ausgeschrieben worden.»

CVP: Argumentation «an den Haaren herbeigezogen»

Diese Argumentation sei «an den Haaren herbeigezogen», sagt dazu Peter Gmür (CVP). «Es zeigt, dass alles unter einem grossem Druck passierte.» Gmür ist nach wie vor überzeugt: «Der Kaufpreis ist sehr grosszügig.»

Massive Kritik am Landkauf üben auch die Jungfreisinnigen der Stadt Luzern. Der Quadratmeter-Preis von 8500 Franken sei «massiv überteuert», schreiben sie in einem offenen Brief an den Stadtrat. Sie verweisen auf das benachbarte Grundstück, auf dem die Korporation Industriestrasse in den kommenden Jahren Genossenschaftswohnungen bauen wird. Der Stadtrat habe dieses der Korporation im Baurecht für 11 Millionen Franken abgegeben, «für circa 1200 Franken pro Quadratmeter», so Lucas Zurkirchen, Präsident der Jungfreisinnigen Stadt Luzern.

Letztlich bestimme das Ertragspotenzial, das sich aus der realisierbaren Fläche ergebe, den Marktpreis, sagt dazu die Stadtluzerner Baudirektorin Manuela Jost. Eine konkrete Objektplanung für die jetzt erworbenen Grundstücke gebe es noch nicht. Da der auf anderen Grundstücken im Quartier geplante Wohnanteil relativ gross sei, könne es aus wirtschaftspolitischer Sicht aber sinnvoll sein, «unser Areal eher für die Realisierung attraktiver Dienstleistungsflächen zur Verfügung zu stellen, als den Wohnanteil in diesem Gebiet markant weiter zu erhöhen.»

Stadtrat: Eine «interessante Kapitalanlage»

Jost betont: «Wir nehmen uns Zeit für eine umfassende Quartieranalyse, damit wir Kenntnis darüber haben, wie sich der Anteil Wohn- und Arbeitsflächen in diesem Gebiet in den kommenden Jahren entwickeln wird.» Es wird also noch einige Jahre dauern, bis das jetzt von der Stadt erworbene Areal neu genutzt wird. Bis dann bleiben die bestehenden Mietverträge bestehen. «Wir haben auf dem Areal zurzeit eine sehr attraktive Rendite», betont Stadträtin Manuela Jost. Der Mietertrag beträgt jährlich rund 700'000 Franken. «Das ist eine Brutto-Rendite von 2,8 Prozent. Netto, abzüglich Unterhaltsaufwand, sind es immer noch zirka 2 Prozent.» So viel Zins erhält man zurzeit von keiner Bank. «Es ist also eine interessante Kapitalanlage», sagt Jost.

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