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Hergiswil

SRF dokumentiert Nachfolgesuche eines Hausarztes

Nach 36 Jahren gibt Martin Sigg seine Hausarztpraxis in jüngere Hände. Bei der schwierigen Suche nach einem würdigen Nachfolger liess er sich vom Fernsehen begleiten – obwohl er sich als kamerascheu bezeichnet.
Martin Sigg in seiner Arztpraxis. (Bild: Matthias Piazza (Hergiswil, 21. August 2018))

Matthias Piazza

Ein Arzt, ein Pfarrer, eine Bauernfamilie und ein Hemdenverkäufer: Sie alle suchen einen Nachfolger. Wie es ihnen dabei ergeht, zeigt SRF 1 ab morgen in der vierteiligen Serie «Abenteuer Nachfolge». Einige Hergiswiler dürften grosse Augen machen, wenn sie Martin Sigg im Fernsehen sehen. Das SRF begleitete den jetzt 70-jährigen Hergiswiler Hausarzt zwischen Herbst 2017 und diesem Frühling auf seiner schwierigen und schliesslich erfolgreichen Suche nach einem Nachfolger. Am 1. April hat Marcelo Walker (38) seine Tätigkeit aufgenommen.

Den Eindruck, dass er gerne im Fernsehen komme, treffe nicht zu. «Ich bin kamerascheu. Wenn ich vor der Gemeindeversammlung reden muss, verschlägt es mir manchmal fast die Sprache. Doch im Interesse der Sache habe ich der Anfrage von SRF zugestimmt», erklärt er. «Ich weiss aus 36-jähriger Erfahrung, wie schwierig es ist, eine eigene Hausarztpraxis zu betreiben und erinnere mich auch an die Schwierigkeiten, eine solche zu eröffnen.»

«Wir rannten offene Türen ein»

Gereizt habe ihn auch, live zu erleben, wie eine solche Dokumentationssendung entstehe. Den Entscheid habe er nicht bereut. «Es war einfacher, als ich es mir vorgestellt hatte. Die TV-Crew war sehr einfühlsam und schaffte eine entspannte Atmosphäre», blickt er zurück. Auch die Patienten hätten sich für Dreharbeiten zur Verfügung gestellt. «Wir rannten offene Türen ein, weil den Patienten die Problematik des Hausärztemangels bewusst war und sie darum für die Fernsehsendung viel Verständnis zeigten.» Eigentlich hätte Martin Sigg mit 65 Jahren einfach in den Ruhestand gehen und seinen zahlreichen Hobbys wie Velofahren, Jagen, Töfffahren und Reisen nachgehen können. «Doch ich wollte die Praxis nicht einfach vor die Hunde werfen, oder mir als pensionierter Arzt im Dorf den Vorwurf anhören müssen, einen schlechten Nachfolger geholt zu haben.» Ihm sei es eine Herzensangelegenheit, dass auch sein Nachfolger mit seinen Patienten und Mitarbeitern korrekt umgehe.

Er geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den verspäteten Ruhestand. «Den Kontakt zu meinen Patienten und Mitarbeitern werde ich vermissen, auch den strukturierten Arbeitsalltag. Dafür freue ich mich auf die neu gewonnene Zeit für meine Frau und meine Hobbys.» Ganz kann er es aber nicht lassen. Bis Ende Jahr will er noch weiter praktizieren. Bis dann sollte ein Nachfolger für den zuletzt angestellten Hausarzt Bruno Lombardi gefunden werden, der Anfang April aufgehört hat. Und auch danach will er für Ferienvertretungen zur Verfügung stehen.

TV-Tipp: Abenteuer Nachfolge, Donnerstag, 21.05 Uhr, SRF 1

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