Lea Kathriner
«75 Jahre und immer noch alles andere als spiessig» ist auf der Einladung zum Jubiläumsanlass der Sport Union Sachseln zu lesen. Darunter ist der Vorstand abgebildet, gekleidet im alten Stil. Pia Schnurrenberger, welche vor einigen Jahren nach Sachseln zog, meint schmunzelnd: «Ich hielt die Obwaldner für Spiesser, aber als ich vor drei Jahren der Sport Union beigetreten bin, wurde ich eines Besseren belehrt; ich wurde sofort akzeptiert.»
Fragt man die 83-Jährige, ob sie sportlich sei, so antwortet sie mit einem überzeugten Ja. Und fügt dann doch an: «Nicht mehr so verrückt». Für sie ist es wichtig, im Alter fit zu bleiben. «Dank des Turnvereins sitzt man nicht im Haus, man muss raus.»
Damenturnverein ist nicht nur ein Plauschverein
Die Sport Union Sachseln bietet für alle etwas, von zweieinhalb Jahren bis ins hohe Alter – «mit Ausnahme der Männer», fügt Präsidentin Therese Weber lachend an. In fünf Frauenriegen mit 120 aktiven Turnerinnen und acht Kinderriegen mit 150 Kindern und Jugendlichen wird geturnt, gespielt, bewegt. «Sport bedeutet Lebensqualität», meint Therese Weber. Andrea Wagner, ebenfalls im Vorstand und Leiterin der Jugendriege, bezeichnet den Sport als guten Ausgleich zum Alltag: «Man bewegt sich polysportiv, gleichzeitig lacht man viel und geniesst das Miteinander». Die Präsidentin, selber Leiterin des Mutter-Kind-Turnens (Muki), präzisiert: «In den Riegen der Sport Union trainieren wir aber auch gezielt.»
Geleitet werden die verschiedenen Riegen von einem Team. Eine davon ist Prisca Windlin. Sie ist seit 1997 Teil der Sport Union und war neun Jahre Präsidentin. Seit 2010 ist sie Vorturnerin bei «Fit und zwäg», der Riege für 40- bis 70-Jährige. Ihr liegt insbesondere die Körperhaltung dieser Altersgruppe am Herzen. Nebst der Leitertätigkeit ist sie ausserdem Rücken- und Bewegungstrainerin und hat jahrelang Aquafit instruiert.
Und von wegen spiessig, Prisca Windlin meint: «Das Klischee, dass wir in einem Damenturnverein nur reden und ein Plauschverein sind, stimmt so nicht. Natürlich hat es Platz, aber bei uns wird ernsthaft gearbeitet, man hat nach 75 Minuten geschwitzt, ist müde und zufrieden.»
«Magische Momente» beim Vaki-Turnen
Auch Edith Burch, Leiterin des Muki- und Vaki-Turnens seit 1994, ist mit Herzblut dabei. Sie spricht von «magischen Momenten», wenn 25 Väter und 30 Kinder am Samstagmorgen in der Turnhalle ihren Spass haben. Mittlerweile kämen sie sogar aus anderen Gemeinden nach Sachseln. Besonders ins Schwärmen kommt sie bei den Vaki-Ausflügen, an denen man sich verkleiden darf. Burch betreut am Jubiläumsfest beim Bewegungsparcours auf dem Schulareal den Posten des Büchsenwerfens und ihre Freude an den Kindern ist unübersehbar.
Nebst Büchsenwerfen, Turmbau, Mikadospiel und Ringhüpfen, warten auf Gross und vor allem Klein weitere Aufgaben: Bei einem Posten muss man mit zwei Holzstäben eine Flasche im Slalom ins Goal führen. In den Turnhallen laden Geräte zum Springen, Rennen und Klettern ein. Ballonkünstler Tomini verzaubert neben dem Kuchenbüfett die jüngsten Besucher. Die Band Metro Monkey sorgt mit ihren bluesigen und funkigen Tönen für Stimmung. Die Fotoausstellung der Riegen und ein kleines Kino veranschaulichen die Tätigkeiten der Sportunion.
Besucher Peter Spichtig ist positiv überrascht vom Jubiläumsfest. Er findet es «cool und kinderbezogen. Die Kinder haben eine Riesenfreude, sie wollten unbedingt ans Fest kommen.» Auch Florian Spichtig staunt, wie viel die Sport Union aufgestellt hat. Nein, die Sport Union sei nicht spiessig, sondern gehe mit der Zeit. Ob die beiden auch mal einem Turnverein beitreten? Das sei dann doch nicht so ihr Ding, sie machten lieber draussen Sport, wenn sie Zeit und Lust hätten.