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Luzern

Spitzenchirurgen  treffen sich in Nottwil – und helfen Tetraplegikern, ihre Hände wieder zu bewegen

Im Paraplegikerzentrum in Nottwil treffen sich beim Tetrahand-Chirurgie-Kongress Spezialisten aus aller Welt. Dabei wird eine 3D-Computeranimation vorgestellt, mit der Chirurgen jene Operation üben können, die gelähmten Menschen wieder zum Greifen verhilft.
In der 3D-Computeranimation sollen Ärzte und Patienten verfolgen können, was bei einer Tetrahand-Operation im Körper der Betroffenen passiert. (Visualisierung PD)

Noch bis am Freitag treffen sich Handchirurgen im Paraplegiker Zentrum in Nottwil beim sogenannten Tetrahand-Weltkongress. Ziel der Chirurgen ist es, Tetraplegikern mehr Selbständigkeit im Alltag zu ermöglichen dank einer bestimmten Operationstechnik.

Aufgrund ihrer starken Lähmung können Tetraplegiker normalerweise keine Gegenstände mehr in ihren Händen halten. Doch mit speziellen Operationstechniken verbinden Chirurgen noch intakte Muskeln und Sehnen in den Armen der Betroffenen neu, sodass sie wieder rudimentär greifen und arbeiten können. Nach einer solchen Operation erlernen die Betroffenen in einem mehrmonatigen Rehabilitationsprozess die Bewegungsabläufe neu, die für Nichtgelähmte selbstverständlich sind – zum Beispiel eine Flasche zu öffnen oder Messer und Gabel zu benutzen.

Dieses Video zeigt, was vier Betroffene nach der Operation wieder selbständig erledigen können:

Entwickelt hat das Operationsverfahren der Schwede Jan Fridén, der seit 2016 am Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) in Nottwil arbeitet. Er erhielt dafür mehrere Auszeichnungen. Das Verfahren sei heute weltweit anerkannt, so die Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Jedoch würden nur rund 70 Chirurgen solche Operationen durchführen.

Nun präsentiert Fridén am Kongress eine neue 3D-Computeranimation, die er zusammen mit dem Innovationszentrum für assistive Technologien (IAT) der Schweizer Paraplegiker-Stiftung entwickelt hat. Mit Hilfe der Computeranimation können Chirurgen einerseits die Operationsmethode erlernen und andererseits den Patienten aufzeigen, welche Möglichkeiten ihnen eine mit dieser Methode operierte Hand – eine sogenannte Funktionshand – bietet.

Gleichzeitig mit dem Tetrahand-Weltkongress findet der Jahreskongress der Internationalen Gesellschaft für Funktionelle Elektrostimulation (Ifess) in Nottwil statt. Bei dieser Therapiemethode werden gelähmte Muskeln mit Strom aktiviert. Muskeln ziehen sich wegen der elektrischen Impulse über die Haut zusammen und können so bestimmte Teilfunktionen wieder ausüben, auch wenn sie nicht mehr durch Nerven mit dem Gehirn verbunden sind. Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil setzt das Verfahren seit 1992 in der Therapie von Querschnittgelähmten ein, etwa zur Unterstützung der Bauchmuskulatur und der damit verbundenen Atmung.

Insgesamt werden für die beiden Kongresse rund 300 Teilnehmer erwartet, wie die Schweizer Paraplegiker-Stiftung am Donnerstag mitteilt.

pd/spe

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