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Stadt Luzern

SP will weniger Zierblumen – doch diese bringen mehr, als nur schön auszusehen, sagt der Stadtrat

Die Stadt Luzern soll vermehrt naturnahe statt gezüchtete Bepflanzungen realisieren, fordert die SP in einem Postulat. Der Stadtrat lehnt dieses ab – nicht nur aus ästhetischen Gründen.

Ein Beispiel für Wechselflor: Zierblumen beim Bundesplatz-Kreisel.
Bild: Bild: Stadt Luzern

Sie stehen an zentralen Stellen in der Stadt wie dem Bundesplatz oder am Quai: gezüchtete Zierblumen, im Fachjargon Wechselflor genannt. Sie sollen einen Ort optisch aufwerten, sind der SP aber ein Dorn im Auge. In einem Postulat fordert die Fraktion, vermehrt Wechselflor- durch naturnahe Flächen zu ersetzen, auch an «repräsentativen Orten», wie es im Vorstoss heisst. Naturnah bedeutet grob gesagt, dass sich die Bepflanzung an dem orientiert, was in dieser Umgebung ohne menschliche Eingriffe wachsen würde.

Die SP begründet ihr Anliegen damit, dass die Pflege von Wechselflor aufwendiger ist, so müssten die Flächen regelmässig neu bepflanzt, gedüngt und gewässert werden. Zudem seien naturnahe Flächen besser für die Biodiversität, da sie mehr Nahrung bieten für Insekten und Vögel.

Naturnahe Bepflanzung im Würzenbach-Quartier.
Bild: Bild: Jakob Ineichen (Luzern, 13. Juli 2018)

Luzern ist eine Biovorreiterin

Der Stadtrat stellt das nicht in Abrede, lehnt das Postulat aber ab, wie er nun bekanntgibt. «Wechselflor bedeutet zwar mehr Aufwand, wobei aber auch naturnahe Flächen gepflegt werden müssen», sagt Umweltdirektor Adrian Borgula (Grüne). Doch Stadtgrün Luzern produziere die Wechselflor-Blumen biologisch und arbeite mit Eigenkompostierung. Bei den Schweizer Städten sei sonst nur die Basler Zucht biozertifiziert. «Wir sind wir stolz auf diese Führungsrolle.»

Borgula führt aus, dass Stadtgrün Luzern 15 Lernende beschäftige. «Die Zucht von Zierpflanzen ist ein wichtiger Teil ihrer Ausbildung.» Im Standort Ried fänden zudem Kurse für Gärtnerinnen und Gärtner aus der ganzen Zentralschweiz sowie aus dem Aargau statt. Für die Gartenbranche wäre es daher ein falsches Signal, diese Tätigkeit aufzugeben.

Stadtrat: Bevölkerung schätzt die Blumen

Weiter betont der Stadtrat, dass die farbige Blütenpracht in der Bevölkerung gut ankomme. «Ästhetisch tut etwas Farbe in grauer Umgebung gut», sagt Borgula. Die Stadt erhalte viele positive Rückmeldungen, Wechselflor leiste einen Beitrag zum attraktiven Erscheinungsbild Luzerns.

Wechselflor-Beet beim Maihofschulhaus.
Bild: Bild: Stadt Luzern

Das bedeute nicht, dass die Stadt naturnahe Flächen nicht fördere. Sie hat ein Biodiversitätskonzept erarbeitet und das Label «Grünstadt Schweiz Gold» erhalten. Wechselflor belege in der Stadt nur 2000 Quadratmeter, 920’000 Quadratmeter würden naturnah gepflegt; Tendenz steigend. Es würden laufend solche Bepflanzungen realisiert, etwa bei Schulhausumbauten, in Parkanlagen und teils auch an repräsentativen Lagen. So habe die Stadt kürzlich Wechselflor-Flächen beim Pilatus- und Bahnhofplatz durch Wildstauden ersetzt. «Grundsätzlich ist die positive Wirkung von naturnahen Flächen für die Biodiversität höher, wenn eine gute ökologische Vernetzung mit der Umgebung möglich ist, was zum Beispiel am Kreisel Bundesplatz natürlich schwieriger ist», sagt Borgula.

SP: Jede kleine Fläche ist wertvoll

Die SP-Fraktion hat die Stadtratsantwort noch nicht besprochen. Grossstadträtin Marta Lehmann sagt dazu: «Für die Biodiversität ist jede kleine Fläche wertvoll.» Die Stadt leiste diesbezüglich zwar bereits gute Arbeit. «Doch da es vermehrt zu Trockenheit und Hitze kommt, macht es Sinn, auch an prominenter Lage umzudenken, denn Wechselflor braucht deutlich mehr Wasser.» Die Stadt könne so auch eine Vorreiterrolle einnehmen.

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