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Luzern

Der Luzerner Wochenmarkt ist wieder offen – ein Augenschein am Rathausquai

Folien, Plexiglas und Bezahlen mit Twint: Am Luzerner Wochenmarkt ist einiges neu und mitunter gewöhnungsbedürftig. Doch nicht alle Händler nehmen es mit den Corona-Massnahmen gleich genau.
(Bild: Nadia Schärli (12. Mai 2020))
(Bild: Urs Flüeler/Keystone (12. Mai 2020))
(Bild: Nadia Schärli (12. Mai 2020))
(Bild: Nadia Schärli (12. Mai 2020))
(Bild: Urs Flüeler/Keystone (12. Mai 2020))
(Bild: Urs Flüeler/Keystone (12. Mai 2020))
(Bild: Nadia Schärli (12. Mai 2020))
(Bild: Nadia Schärli (12. Mai 2020))

Roman Hodel

Roman Hodel

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Roman Hodel

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Roman Hodel

Roman Hodel

Roman Hodel

«Schön, seid ihr wieder da!» oder «wir haben euch so vermisst!» Solche Sätze sind am Dienstagmorgen am Rathausquai und an der Bahnhofstrasse an jeder Ecke zu hören. Erstmals seit dem behördlich verordneten Lockdown ist der Luzerner Wochenmarkt wieder offen – mit einem neuen Regime (wir berichteten). Sofort ins Auge fallen die Absperrgitter an sämtlichen Zugängen zum Areal und Tischchen, auf denen Desinfektionsmittel bereit stehen. «Das ist aber praktisch», sagt eine Frau und reibt sich sogleich die Hände damit ein. Neu gilt am Rathausquai ein Einbahnsystem, um Ansammlungen zu vermeiden. Dies ist am Boden entsprechend markiert:

Der Eingang des Einbahnsystems beim Rosengart-Platz ...

... ist von Zivilschützern «betreut». Dieses Wort ist Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen bei der Stadt, wichtig: «Denn wir kontrollieren nicht, sondern sorgen lediglich dafür, dass die Leute das Einbahnsystem einhalten.» Trotzdem sind manche unsicher. Wie ein Paar, das gerade auf den Eingang zumarschiert. Sie sagt: «Ui siehst du, jetzt müssen wir uns doch registrieren.» Er erwidert: «Nein, nein – das sieht nur so aus.»

Mehr Erklärungsbedarf haben ohnehin die Zivilschützer beim Ausgang neben dem Rathaussteg. Immer wieder wollen Besucher den Markt hier betreten.

Freundlich sagen sie durch ihren Mundschutz: «Der Zutritt ist leider auf der anderen Seite, benützen Sie dorthin die Furrengasse.» Die meisten reagieren verständnisvoll. Nur vereinzelt schüttelt jemand den Kopf. Zumal die Zivilschützer je nach Personenaufkommen auch mal ein Auge zudrücken. «Ich muss nur schnell an diesen Stand hier gleich beim Ausgang, darf ich?», fragt eine ältere Frau. Sie darf.

Innerhalb des Einbahnsystems liegt der langgezogene Stand des Biohofs Widächer. Auch hier gilt ein neues Regime. Man wartet am Anfang des Standes in einer Warteschlange und wird danach von einer Verkäuferin mit Distanz in Empfang genommen und durch das reichhaltige Sortiment geführt. Allerdings: Begutachten darf man die Auslagen nur noch durch eine imposante, transparente Schutzfolie ...

... und anfassen schon gar nichts. Auch bei der Bezahlung am Schluss gibt's keinen Händekontakt, stattdessen legt man das Bargeld in ein Chörbli.

«Bis am Schluss ist alles super organisiert», sagt Kundin Bernadette Arnold aus Luzern. «Und mit dieser Kolonne kann niemand mehr am Stand drängeln.»

Gedrängelt wird tatsächlich nirgends, dafür bilden sich vor den Ständen teils lange Warteschlangen. Vor jenem der Littauer Familie Ammann zum Beispiel.

«Das nächste Mal komme ich bestimmt früher», sagt Kundin Irene Küttel aus Emmenbrücke. «Eigentlich sollte man sich ja für den Markt Zeit nehmen.» Sie sei in den vergangenen Wochen als Ersatz im Hofladen der Ammanns einkaufen gegangen. «Doch der Markt ist natürlich etwas anderes, nur schon wegen der Auswahl.» Wobei diese am Dienstag noch nicht überall auf dem Vor-Corona-Stand ist. Beim Eigenbrötler etwa sind um 10 Uhr bereits alle Backwaren verkauft. «Wir hatten vorsichtshalber nicht zu viel mitgenommen», sagt eine Verkäuferin und verspricht, dass das Angebot am Samstag wieder grösser sein werde.

Überrascht vom Ansturm für einen Dienstag zeigt sich auch Markthändler Edgar Boog aus Hünenberg: «Der Morgen war noch verhalten, doch dann hat es richtig angezogen.» An seinem – wie auch an vielen anderen Obst- und Gemüseständen – halten sich die Änderungen ohnehin in Grenzen. So sind die Auslagen bei ihm nicht mit Folien geschützt. Boog sagt:

«Wir bedienen unsere Kunden seit je persönlich, deshalb braucht es aus unserer Sicht keine Folie.»

Lediglich ein Spuckschutz aus Plexiglas hängt bei Boog an der Kasse. Apropos Spuckschutz. Man sieht diverse Lösungen auf dem Luzerner Wochenmarkt. Hier etwa ein Modell Marke Eigenbau von Käse-Experte Peter Kaufmann aus Luthern. Das Loch in der Mitte dient dem Durchreichen von Probiererli.

Ziemlich stylish die Variante von der Homatt Kulturgärtnerei:

Derweil verwendet Ursi Bucher aus Ebikon ein altes Sprossenfenster als Spuckschutz. Eigentlich wäre es Bestandteil der Sek-Abschlussarbeit ihrer ältesten Tochter gewesen, doch die Ausstellung wurde gestrichen. Auch sonst ist an ihrem Stand aus hygienischen Gründen einiges neu: So kann man bei ihr mit Twint bezahlen. «Gleich die erste Kundin am Morgen, eine ältere Frau, nutzte dies, das hat mich gefreut.» Zudem werden die Kunden bei den Äpfeln bedient, «erstmals seit 30 Jahren». Und es stehe Desinfektionsmittel für die Hände bereit. «Bis jetzt hat es aber niemand verwendet, vielleicht habe ich es zu wenig schön hingestellt», sagt Bucher lachend und fügt an: «Selbst Schutzmasken sind griffbereit, doch angezogen haben wir sie heute Morgen ehrlich gesagt nur für ein Foto.»

Die Stadt lässt den Händlern laut Mario Lütolf bewusst Freiheiten, aber es gebe schon noch «Optimierungspotenzial» beim einen oder anderen Stand und auch bei den Bodenmarkierungen: «Wir werden deshalb alle nochmals anschreiben und an die Mitwirkungspflicht erinnern.» Denn wer die Coronaschutzmassnahmen allzu lasch handhabt, dem droht nach einer Mahnung im schlimmsten Fall die vorübergehende Schliessung des Standes.

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