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Luzern

Sogar «Mister Corona» gratuliert der höchsten Luzernerin: Stimmen zur Wahl von Ylfete Fanaj als Kantonsratspräsidentin

Klein, aber fein war der Festakt anlässlich der Wahl von SP-Kantonsrätin Ylfete Fanaj (37) zur höchsten Luzernerin. Auf Grund der Coronarestriktionen mangelte es in der Messe Luzern nicht an kreativen Momenten.
Ylfete Fanaj bei ihrer Wahl zur Kantonsratspräsidentin. (Bilder: Pius Amrein (Luzern, 23. Juni 2020))
Gratulationen von der Mama an die Tochter.
Ylfete Fanaj steht nun als höchste Luzernerin dem Kantonsrat vor.

Evelyne Fischer

Evelyne Fischer

Evelyne Fischer

«Vermutlich haben Sie mich gewählt, ohne an meine Herkunft zu denken. Und das berührt mich sehr.» Ylfete Fanajs Worte lassen erahnen, dass es um eine ganz besondere Wahl ging: Mit 91 von 117 Stimmen ist die Stadtluzerner SP-Kantonsrätin und frühere Fraktionspräsidentin am Dienstag zur höchsten Luzernerin erkoren worden. «Ich bin überwältigt», sagte die neue Kantonsratspräsidentin.

50 Jahre nach Einführung des kantonalen Frauenstimmrechts werde mit ihr eine Kantonsrätin zur höchsten Luzernerin gewählt, «die sich aktiv darum bemühen musste, eine politisch gleichgestellte Bürgerin zu werden», sagte Ylfete Fanaj, die als Neunjährige aus dem Kosovo in die Schweiz eingewandert ist.

Sie wolle in ihrem Präsidialjahr die Stimmen all jener hörbar machen, für die im System oft das Gehör fehle, sagte die 37-Jährige.

«Ich will, dass es nicht nur Einzelne bis ganz nach oben schaffen.»

Sie stehe ein für echte Gleichberechtigung und Chancengleichheit. «Kinder und Jugendliche sollen die beste Bildung geniessen dürfen, ausgezeichnete Zukunftsperspektiven haben und in einem lebenswerten Kanton aufwachsen.»

Gute «Botschafterin» für den Kanton

Zu den ersten Gratulanten gehörten Ylfete Fanajs Eltern, welche die Wahl auf Wunsch ihrer Tochter in der Messe Luzern an vorderster Front mitverfolgten.

Auch Parteikollege Beat Züsli, Stadtpräsident von Luzern, sowie die übrigen Mitglieder der städtischen Exekutive waren vor Ort. Ylfete Fanaj werde «eine sehr gute Botschafterin» für den Kanton sein, sagte Züsli.

«Du kannst die Vielfalt der Stadt nach aussen tragen und einen Beitrag zur Verständigung von Stadt und Land leisten.»

Ylfete Fanaj habe häufig «die Rolle der Hoffnungsträgerin» übernommen. «Für viele Migrantinnen und Migranten warst du ein Vorbild.» Solche Wegbereiter brauche es, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft, aber auch in der Politik. Den Blumenstrauss überreichte er ihr ganz coronaconform: nämlich werfend.

Regierungspräsident lobt ihre Durchsetzungskraft

Grussworte überbrachte auch Regierungspräsident Paul Winiker (SVP), der ab Juli von Reto Wyss in dieser Funktion abgelöst wird. Winiker wünschte der neuen höchsten Luzernerin «viel Freude, viele gute Erlebnisse und viele erfüllende Kontakte». Ylfete Fanaj sei «eine gestandene, profilierte und erfahrene Parlamentarierin, geschult in der Stahlschmiede, dem Grossen Stadtrat von Luzern». Ihr Werdegang widerspiegle Willen, Durchsetzungskraft und Stärke. «Das verdient Respekt.» Sie sei überdies eine gesellige, humorvolle Person, sagte Winiker und fügte an:

«Abseits von politischen Debatten hat man es auch als SVP-Regierungsrat gut mit ihr.»

Einen Vorgeschmack auf das, was Ylfete Fanaj die nächsten Monate erleben wird, lieferte ihr Vorgänger, Kantonsratspräsident Josef Wyss (CVP) aus Eschenbach. «Sicherlich wirst du Respekt vor diesem Amt haben.» Vielleicht sei die neue Aufgabe – wie bei ihm – auch etwas Unsicherheit verbunden. «Diese wird schnell der Routine weichen», meinte Wyss. Er wünschte ihr, dass sie das Amt möglich schnell im «Normalmodus» und nicht mehr unter Coronarestriktionen ausführen könne.

Eine der «schönsten und dankbarsten Aufgaben» im Präsidialjahr sei es, den Bürgern Wertschätzung zu unterbreiten. Die Amtsübergabe gestaltete der begeisterte Läufer symbolisch in Stafetten-Manier, begleitet von Geschenken, unter anderem einer Einladung ans Konzert der Feldmusik Eschenbach.

«Mister Corona» und sein Versprecher

Da nur wenige geladene Gäste dem kleinen, aber feinen Festakt beiwohnen konnten, liess die SP zusätzlich digitale Gratulanten zuschalten: Dazu gehörten Dinah Knuchel, die sich mit Fanaj für den Luzerner Frauenstreik engagiert hatte («ich möchte unsere Freundschaft nicht missen») und alt Stadtpräsident Urs W. Studer («mit dir nimmt eine sozial engagierte Frau das höchste Amt Luzerns ein»).

Gar «Mister Corona» Daniel Koch zeigte sich erfreut über Fanajs Wahl und wünschte ihr viel Glück als «Regierungspräsidentin». Ein hoffnungsvoller Versprecher, meinte SP-Kantonsrat Marcel Budmiger, ein langjähriger Weggefährte Fanajs. Für ihn sei sie eine Brückenbauerin, in allen Facetten.

«Sie bloss auf ihren Migrationshintergrund zu reduzieren, würde ihr bei weitem nicht gerecht.»

Hinweis: Ab 20 Uhr wird am Dienstag, 23. Juni, das Online-Konzert mit der Band String String aus Pristina auf Ylfete Fanajs Facebook-Profil übertragen.

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