notifications
Zug

«So starker Jahrgang wie noch nie»: Die 28 Schluechthof-Absolventen kennen sich aus mit Rindvieh und Co

Am Bildungs- und Beratungszentrum Schluechthof in Cham haben dieses Jahr 28 Landwirte ihre Lehre abgeschlossen. Die Nidwaldnerin Fabienne Zimmermann und der Obwaldner Lukas Langensand blicken auf ihre Ausbildung zurück.
Fabienne Zimmermann und Lukas Langensand streben nach ihrer Lehre ein Studium an. (Bild: Stefan Kaiser (Chamau, 24.Juni 2020))
Fabienne Zimmermann und Lukas Langensand packen auf dem Hof Chamau an. (Bild: Stefan Kaiser (Chamau, 24.Juni 2020))

Cornelia Bisch

Cornelia Bisch

Noch nie habe das Landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungszentrum Zug (LBBZ) Schluechthof einen so starken Jahrgang verzeichnet, sagt Martin Abt, Leiter Grundbildung. «Wir mussten für die 28 Lernenden sogar zwei Klassen führen.» Dies habe die Schule vor einige Herausforderungen personeller und räumlicher Art gestellt. «Aber natürlich ist das erfreulich für uns.»

Eine Klasse bestand aus Lernenden in Zweitausbildung, welche eine verkürzte Lehrzeit von zwei Jahren Dauer absolvierten, die andere aus Erstlernenden. Unter den Diplomanden sind vier Frauen. Eine ist die Nidwaldnerin Fabienne Zimmermann, welche die landwirtschaftliche Lehre als Zweitausbildung absolvierte. Gemeinsam mit Lukas Langensand aus Obwalden wählte sie den Betrieb des LBBZ Schluechthof Cham und Chamau als Ausbildungsort. «Das Interessante an diesem Betrieb ist seine Vielseitigkeit und der hohe Automatisierungsgrad», erklärt der 18-Jährige, der später den elterlichen Milchwirtschaftsbetrieb in Alpnach übernehmen möchte.

Seine Kollegin stimmt ihm zu: «Wir machen hier viele Feldversuche. Zum Beispiel liessen wir einer Kultur bereichsweise eine, zwei oder gar keine Fungizidbehandlung zukommen», erklärt sie. Dann sei beobachtet worden, wie sich die Kulturen entwickelten. «Auch unsere Klassenkameraden konnten das verfolgen, aber wir beide waren näher dran.» Dafür hätten sie hin und wieder auch ein paar gutmütige Seitenhiebe einstecken müssen. «Wenn etwas schief lief, hiess es: Das habt sicher ihr verbockt», lacht die 25-Jährige. Sie hat sich für die landwirtschaftliche Lehre entschieden, weil sie die Idee interessant fand, ihren Erstberuf Fachangestellte Gesundheit mit dem landwirtschaftlichen Aspekt zu verbinden. «Es gibt Altersheime, die neben einem Bauernhof gelegen sind. Dort können die Bewohner mithelfen oder Kontakt zu den Tieren haben.»

Auch den ökologischen Aspekt findet die junge Frau spannend:

«Ökologie floss während unserer gesamten Ausbildung in jedem Fach und Thema mit ein.»

Fabienne Zimmermann ist so begeistert von der Landwirtschaft, dass sie an der Fachhochschule Zollikofen den Bachelor in Agronomie absolvieren wird. «Dort werden sich mir sicher wieder neue Ziele und Möglichkeiten eröffnen.» Auch Lukas Langensand hat noch viel vor. «Ich bleibe bis zum Frühjahr auf dem Schluechthof angestellt», berichtet er. Nach der Rekrutenschule werde er sich vermutlich an der Höheren Fachschule zum Agrotechniker weiterbilden.

Das landwirtschaftliches Bildungs- und Beratungszentrum Schluechthof ist für die Grundausbildung sowie Weiterbildung der Bäuerinnen und Bauern zuständig und bietet ihnen kompetente Beratung an. Auf dem Hof gibt es auch einen Hofladen. Im vergangenen Oktober wurde zudem ein neuer Kleintierstall eingeweiht:

Auch das Schweissen gehört zum Lehrplan

Die Ausbildung am LBBZ hat beiden viel Interessantes und Überraschendes geboten. «Sie ist sehr breit gefächert. Ich konnte mein Wissen in vielen Bereichen vertiefen», betont Langensand. Hier und dort sei ihm auch ein Licht aufgegangen, warum die Dinge so und nicht anders angegangen werden müssten. Dass man beispielsweise das Schweissen lernen würde, damit hatten die beiden nicht gerechnet. «Im Fach Mechanisierung lernten wir landwirtschaftliche Maschinen kennen, wie man sie repariert und einen Service durchführt», so Zimmermann. «Das fand ich cool.»

Manchmal sei die körperliche Arbeit auf dem Bauernhof für eine Frau schon anstrengend, räumt sie ein.

«Jedoch sind viele Arbeiten automatisiert oder werden durch Maschinen erleichtert.»

Manchmal brauche sie eine helfende Hand oder etwas mehr Zeit als ihre männlichen Kollegen. «Aber im Arbeitsalltag kann darauf gut Rücksicht genommen werden.»

Weil das LBBZ im sogenannten Winterblockmodell unterrichtet, ging die Coronakrise relativ spurlos an den Lernenden vorbei. «Das bedeutet, dass wir im Winter des letzten Lehrjahres täglich die Schule besuchten und ab Frühling voll in den Betrieben arbeiteten», führt Langensand aus. Beim Arbeiten habe man versucht, Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten, sei aber sonst nicht eingeschränkt gewesen.

«Die Arbeit musste ja trotzdem gemacht werden.»

Einen Wermutstropfen allerdings brachte der schweizweit einheitliche Entscheid des Bundes, ausschliesslich die praktischen Abschlussprüfungen sowie ein Fachgespräch gelten zu lassen, mit sich. «Unsere Lernenden hatten die mündlichen und schriftlichen Prüfungen bereits im Winter abgelegt. Diese wurden für ungültig erklärt, ebenso wie das letzte Semesterzeugnis», bedauert Martin Abt.

Dass die beiden Schluechthof-Lernenden eine Menge auf dem Kasten haben, bewiesen sie trotzdem. «Sie belegten den zweiten und dritten Rang», verrät Abt. «Wir sind stolz auf sie.»

Kommentare (0)