Roman Hodel
Roman Hodel
Roman Hodel
Es gibt da diese Fotoaufnahme von 1975, in Farbe. Blick von der Krebsbären-Krete hinunter auf den Horwer Talboden in Richtung Sonnenberg. Die Horwerhalle existiert schon, auch vereinzelt Mehrfamilienhäuser. Doch im Zentrum, wo heute unter anderem das Gemeindehaus steht, sind noch saftige Wiesen zu sehen. Gerade mal 45 Jahre ist das her. Dann die Aufnahme von 2019: Kriens und Horw sind zusammengewachsen, ganze neue Quartiere entstanden, das Solitaire-Hochhhaus überragt den Ortskern, Grün gibt's nicht mehr viel.
Solche fotografischen Ortsvergleiche damals und heute zeigen eindrücklich die Entwicklung von Horw auf. Und sie sind ein Teil im neuen Buch «Horw im Wandel», das von der Gemeinde herausgegeben wurde. Hier ein paar weitere Veränderungen im Bild:
Was auffällt: Nicht nur während der Hochkonjunktur in den 1950er- bis 60er-Jahren, sondern eben auch in den letzten Jahrzehnten ist Horw nochmals stark gewachsen. Bei beiden Entwicklungsschüben hatte ein Bauwerk massgeblichen Einfluss: Die Autobahn. Das Teilstück zwischen Ennethorw und Luzern war 1955 die erste Schnellstrasse der Schweiz.
Man erfährt im Buch, dass anfänglich sogar Pferdefuhrwerke erlaubt waren. Vor allem aber befreite sie Horw vom Durchgangsverkehr und begünstigte damit die Entwicklung des Dorfes. Diesen Effekt hatte auch die Sanierung der Autobahn 2000 bis 2004. Hier eine Aufnahme der Bauarbeiten vom Oktober 2000:
Seither verläuft sie mehrheitlich im Untergrund, wodurch neue Wohngebiete erschlossen werden konnten.
Hier existierte die letzte Schiffspost der Schweiz
Das Buch zeigt aber nicht nur die Veränderungen auf, es ist vor allem auch eine Momentaufnahme. Diverse Zeitzeugen erzählen, angereichert mit Fotos, Anekdoten aus dem Dorfleben oder erinnern sich an besondere Ereignisse. Wer zum Beispiel weiss noch, dass in Kastanienbaum bis zur Eröffnung der Bahnstrecke Stansstad-Hergiswil 1964 die letzte Schiffspost der Schweiz in Betrieb war? Sämtliche Post vom Engelbergertal bis Stansstad wurde eben da aufs Schiff verladen, und danach nach Kastanienbaum gefahren. Von hier aus ging's auf dem Landweg weiter nach Luzern.
Geschichten wie diese kannte selbst Ruedi Burkard nicht, und das obwohl er seit 1983 in Horw lebt. Der Gemeindepräsident hat am Konzept des Buchs mitgearbeitet und erklärt: «Ich hatte von meinem Vorgänger die Pendenz übernommen, ein Buch zu erarbeiten, das die Geschichte Horws nachzeichnen sollte.» Weil die letzte Publikation erst rund 30 Jahre zurücklag, wollte Burkard unbedingt etwas anderes:
«Keine Chronologie, keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern Geschichten von Zeitzeugen, die jetzt noch leben.»
Die Artikel sind journalistisch aufbereitet, wodurch das Buch teils an die auf dem Land verbreiteten Brattigen erinnert.
Weil Geschichte nie endet, hat die Gemeinde zusätzlich eine Website aufgeschaltet. Dort sind zahlreiche Fotos, aber auch Video-Interviews mit Zeitzeugen zu finden. Die Website soll auch künftig mit weiteren Inhalten gefüllt werden. Inputs aus der Bevölkerung sind laut Burkard ebenfalls willkommen. Aktuell läuft ein Projekt mit Videos von Kindern, die Geschichten und Ereignisse aus der Publikation für Kinder erzählen.
Übrigens, apropos Vergleiche: Folgendes Bild zeigt, dass es durchaus auch Orte gibt, die sich in 40 Jahren nicht gross verändert haben:
Das Buch «Horw im Wandel» – für Horwerinnen und Horwer gratis im Gemeindehaus Horw in gedruckter Form erhältlich – ist bereits vergriffen. Ob die Gemeinde das Buch nachdrucken lässt, ist derzeit in Abklärung. In PDF-Form findet man das Werk auf der Website.
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