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Flüelen

So reagieren die Marina-Gegner auf Sawiris’ Rückzug

Nachdem Grossinvestor Samih Sawiris von Flüelen als Standort für eine Marina abgelassen hat, macht sich Erleichterung breit. Der Kampf gegen das Bootshafen-Projekt ist damit aber nicht vorbei.
Für die Isleten hat Investor Samih Sawiris grosse Visionen. (Bild: Urs Flüeler/ Keystone)
Elias Bricker, Flüelen. (Bild: Urner Zeitung)
Grüne-Landrätin Eveline Lüönd. (PD)

Kristina Gysi

Lange herrschte Unklarheit um das Marina-Projekt von Samih Sawiris. Besonders in Flüelen hatte das Vorhaben, einen Yachthafen mit Gastronomie-, Wohn- und Einkaufsmöglichkeiten zu bauen, einen schweren Stand. Die Idee erzeugte vor allem eines: grossen Ärger. Bei einem kurzfristig einberufenen Informationsanlass am Mittwochnachmittag in Zürich äusserte sich Sawiris erstmals klarer zur geplanten Bootshafen-Anlage. Der Investor verzichtet auf den Standort Flüelen. Nun können die Anwohnerinnen und Anwohner der Gemeinde aufatmen, wie Elias Bricker sagt.

Der CVP-Politiker ist einer der 43 Initiantinnen und Initianten der Petition «Der Urnersee gehört uns», die sich gegen das Marina-Projekt richtet und mittlerweile fast 5800 Unterstützende verzeichnet. «Die letzten rund eineinhalb Jahre waren für die betroffenen Landbesitzer in Flüelen der blanke Horror», sagt er. Sie hätten nicht gewusst, was auf sie zukommt. Die Grundeigentümer seien Ende 2020 telefonisch kontaktiert und über ein allfälliges Vorhaben in Kenntnis gesetzt worden. «Man hat einfach gesagt, dass sie allenfalls Land hergeben müssen», so Bricker.

Man habe lange nicht gewusst, wer hinter dem Projekt steht

Da Eigentümer bis hoch zur Autobahn und bis zur Reuss kontaktiert wurden, habe man bald mit riesigen Dimensionen gerechnet. «Nach diesen Anrufen haben die Direktbetroffenen von den Projektverantwortlichen nie mehr was gehört und erfuhren erst Monate später durch die Medien mehr.» Die Aussage von Sawiris, dass es sich bei den ersten Konsultationen lediglich um eine Nachfrage gehandelt habe, bezeichnet Bricker als unwahr. Von offizieller Seite seien die Landbesitzer nie gefragt worden, auch habe ihnen lange niemand sagen wollen, wer überhaupt hinter dem Projekt steht.

Auch wenn Sawiris nun auf Flüelen als Standort für das Marina-Projekt verzichtet, werden die Unterschriften im April bei den entsprechenden Behörden dennoch eingereicht. Das sei man den Menschen, die sich dafür engagiert haben, schuldig. «Auch das Projekt an der Isleten werden wir bekämpfen», so Bricker. Es könne nicht sein, dass man in einem Kanton, in dem es sonst schon wenig flaches Land gebe, dieses nun für eine Marina ausbaggere und somit die Landschaft zerstöre. Hinzu komme, dass die Isleten in einem BLN-Gebiet liegt. BLN steht für das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler und bezeichnet die wertvollsten Landschaften der Schweiz. «Wenn ein Landwirt in einem BLN-Gebiet seine Bergliegenschaft mit einer Strasse erschliessen will, kämpft er gegen unzählige Hürden an, dafür gibt es genügend Beispiele», so Bricker. «Aber bei Herr Sawiris klatschen die Behörden.»

Grüne Uri sind offen für Diskurs

Weniger harte Worte sind seitens der Grünen Uri zu vernehmen. Die Partei hat ebenfalls eine Petition gegen das Marina-Projekt gestartet, offenbar unabhängig von «Der Urnersee gehört uns». Parteipräsidentin Eveline Lüönd sagt: «Wir haben uns in erster Linie darüber gefreut, dass das Projekt zumindest in Flüelen kein Thema mehr ist.» Die Enttäuschung Sawiris’ über die harte Kritik an der Projektidee könne sie nicht nachvollziehen. «Man hat auf die Idee reagiert und klar gesagt, dass man das nicht will», so Lüönd.

Was die Isleten betrifft, bleibe man dran: «Wir beziehen uns hierbei noch immer auf die ersten Informationen, die wir im Frühjahr 2021 über das Projekt erhalten haben.» Die Idee, wie sie zum damaligen Zeitpunkt erläutert wurde, sehe man an der Isleten nicht. Für die Partei hört sich dieses Vorhaben an wie ein «Rummelplatz» am Urnersee. Offen für weitere Diskurse ist man aber schon. «Wir sagen ja nicht, es solle gar nichts geben», so Lüönd. «Es kommt einfach darauf an, was genau.»

Wichtig ist der Partei, dass der Ort für die Bevölkerung kostenlos zugänglich und naturbelassen bleibt. Denkbar ist laut einer Medienmitteilung der Grünen Uri eine beschränkte Nutzung für einen sanften naturnahen Tourismus, der auch dem Isentalerbach im Delta wieder mehr Raum gewährt als heute. Voraussetzung sei eine vollständige Befreiung des Bodens von den giftigen Überresten von 100 Jahren industrieller Nutzung. Man sei gespannt auf die weiteren Informationen, die an der Gemeindeversammlung für Isenthal und Seedorf im März öffentlich werden sollen. Bis dahin würden jedoch weiterhin Unterschriften für die Petition gegen das Marina-Projekt gesammelt.

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