notifications
Archäologie

So lebten die Menschen vor 6000 Jahren am Zugersee

Im Zugersee wurde schon im 5. Jahrtausend vor Christus gefischt. Davon zeugen etliche Fundstellen und eine eigentliche Sensation. Jetzt erzählt ein Buch über das Leben in Cham vor 6000 Jahren.

Dass sich in den Tiefen des Zugersees vor Cham verschiedene Steinberge befinden, war schon seit 1920 bekannt. «Welchen archäologischen Wert derjenige von Cham-Eslen als Fundstelle hat, wurde jedoch erst 1996 deutlich. Weil die archäologischen Schichten und Funde akut von der Zerstörung durch die natürliche Erosion bedroht waren, grub ein Team von Unterwasserarchäologinnen und -archäologen die wertvollen Zeitzeugen aus und brachte sie an die Wasseroberfläche», teilt das Amt für Denkmalpflege und Archäologie am Freitag mit. Anhand der Fundstelle sei der erste Nachweis gelungen von Pfahlbaufunden im Zugersee, die ins 5. Jahrtausend vor Christus zurückreichen.

Die Fischerhütte im Zugersee, wie sie vor 6000 Jahren ausgesehen haben könnte.
Bild: Illustration: ADA ZG, Salvatore Pungitore

Und nochmals ein Vierteljahrundert später gibt es ein neues Kapitel in dieser Geschichte: Renata Huber und Christian Harb vom Amt für Denkmalpflege und Archäologie beschreiben im Buch «Fischerhütten des frühen Jungneolithikums in Cham-Eslen» die Resultate «eines intensiven und umfassenden Forschungsprojekts». Erstmals stehen somit die Erkenntnisse über das Leben der Pfahlbauer vor über 6000 Jahren im Zugersee einem interessierten Publikum zur Verfügung, teilt die Behörde weiter mit.

Die Bedeutung der Fundstelle Cham-
Eslen liege nicht nur in ihrem hohen Alter, sondern auch «in der eindeutigen Spezialisierung auf die Fischerei». Die Auswertungsarbeiten eröffneten einen neuen Blick auf die Zuger Pfahlbauten, die bis dahin vor allem durch ihre Überreste an Land bekannt waren. Archäologe Christian Harb sagt: «Die Fundstelle macht deutlich, dass sich unter Wasser zahlreiche urgeschichtliche Relikte befinden, die man dokumentieren und erforschen muss, bevor sie ganz verschwinden.»

Doppelaxt mit verziertem Holzgriff sorge für internationales Interesse

Im Buch werden Funde wie Werkzeuge, Gebäudepfähle sowie am Seegrund abgelagerte Schichten wissenschaftlich ausgewertet. Besonders spektaktulär: Eine nahezu vollständig erhaltene Doppelaxt aus Stein, deren Holzgriff mit aufwändig verzierter Birkenrinde umwickelt war, machte die Fundstelle vor knapp 25 Jahren international bekannt. Und ebenso interessant ist, dass die Menschen schon damals Kaugummi kauten: Dieser bestand aus Birkenpech. Weiter Funde: 1200 Senksteine für Fischernetze, mehrere Tausend Fischknochen, Geräte aus Feuerstein wie Messer oder Pfeilspitzen sowie Tierknochen und Pflanzenreste.

Die Lage des Platzes befindet sich weit draussen im See bei damals noch höherem Seespiegel. «Das Bild der Fischerhütte allein im weiten See hebt sich vom liebgewonnenen Bild des Pfahlbaudorfs mit Selbstversorgerhaushalten deutlich ab», heisst es in der Beschreibung zum Buch weiter. Die Fischerhütten seien vermutlich nur saisonal aufgesucht worden. (mme)

Das Buch «Fischerhütten des frühen Jungneolithikums in Cham-
Eslen» von Renata Huber und Christian Harb vom Amt für Denkmalpflege und Archäologie erscheint in der Reihe «Antiqua» von Archäologie Schweiz und wird am 16. März an einer Vernissage in der Villa Villette in Cham vorgestellt. Es kostet 98 Franken.

Kommentare (0)