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Uri

So geht es den Gastrobetrieben nach einem Monat Zertifikatspflicht

Nach einem Monat berichten Urner Gastronominnen und Gastronomen, wie ihre Gäste auf die Zertifikatspflicht reagieren und inwiefern sich diese auf ihre Betriebe und Arbeit auswirkt.
Am Mittwoch hat der Kanton St.Gallen über 8000 gefälschte Impfzertifikate gelöscht. (Symbolbild) (Bild: Laurent Gillieron / KEYSTONE)
Olivier Recht, Wirt des Restaurants Tellenbräu in Altdorf. (Bild: Florian Arnold )
Carlo Bürgi, Wirt des Restaurants Anker in Flüelen. (Bild: Florian Arnold )

Manuel Kaufmann

Vor wenigen Wochen hat der Bundesrat die Zertifikatspflicht auf Innenbereiche von Bars und Restaurants, Freizeit-, Sport und Unterhaltungsbetriebe ausgeweitet. Joe Herger, Präsident von Gastro Uri, rechnete damals mit einem Drittel weniger Gäste. Nach gut einem Monat ziehen die Urner Beizerinnen und Beizer eine erste Zwischenbilanz. Dabei zeigt sich: Der Standort der Betriebe spielt eine entscheidende Rolle.

In Altdorf scheint sich die Lage durch die Zertifikatspflicht nicht gross verändert zu haben. Beim Hotel Höfli in Altdorf sei man positiv überrascht, sagt Rezeptionistin Jessica Arnold:

«Wir haben immer noch ungefähr gleich viele Gäste.»

Es gebe zwar Gäste, die seit Beginn der Pandemie nicht mehr kommen, aber nicht unbedingt wegen der Zertifikatspflicht. Deshalb rechne man auch nicht mit grossen finanziellen Einbussen. Probleme mit der Kontrolle habe man auch nicht. Die meisten Gäste wüssten, dass sie das Zertifikat zeigen müssen und ein grosser Mehraufwand stelle die Kontrolle auch nicht dar. «Es dauert höchstens etwas länger, bis man die Gäste platziert hat.» Das ebenfalls in Altdorf liegende Restaurant Tellenbräu hat weitaus weniger Gäste und macht auch weniger Umsatz als vor der Pandemie. Dies sei aber nicht auf die Zertifikatspflicht zurückzuführen, sagt Geschäftsführer Olivier Recht:

«Die meisten meiner Stammkunden haben ein Zertifikat.»

Generell findet Olivier Recht die Zertifikatspflicht sogar eine gute Lösung, weil damit weitere Einschränkungen wegfallen. Einen grossen Mehraufwand stellt die Zertifikatskontrolle für den Besitzer der traditionellen Dorfbeiz nicht dar.

Auf das «La Chica» in Erstfeld habe die Zertifikatspflicht ebenfalls beinahe keinen Einfluss. «Wir sind ein Treffpunkt in Erstfeld und haben auch viele junge Gäste», sagt Oswin Schuler, Inhaber des Familienbetriebs. Dies habe sich in den letzten Wochen kaum verändert. Er sagt:

«Die Leute, die vorher gekommen sind, kommen auch jetzt noch.»

Andere Gastronomen rechnen mit Umsatzeinbussen

Vor vier Monaten öffnete das Restaurant Anker in Flüelen seine Türen. Bei ihrem Kassensystem arbeiten sie mit Handys, sagt Mitinhaber Carlo Bürgi. «Da ist es kein Problem, nebenbei kurz das Zertifikat zu kontrollieren.» Im Anker spürt man die Einführung der Zertifikatspflicht aber – es kommen weniger Gäste.

Es sei jedoch davor schon etwas ruhiger geworden, was die Gästezahlen betrifft. Deswegen möchte Bürgi die teils ausbleibenden Gäste jetzt nicht nur der Zertifikatspflicht zuschreiben. Unter der Woche sei es momentan ein «Auf und Ab», was Reservationen angehe, die Wochenenden liefen aber weiterhin gut. Carlo Bürgi befürchtet, dass sich die Lage noch etwas verschlimmert, wenn die Tests nicht mehr kostenlos sind.

Das Hotel Gerig in Wassen hat in seinem Restaurant einen deutlichen Gästerückgang zu verzeichnen, erzählt Besitzerin Judith Lampart:

«Wir verkaufen am Mittag noch etwa einen Drittel der Arbeitermenus, die wir vorher servierten.»

Man wollte daraufhin in einem grossen Nebenraum ein Angebot für nicht-geimpfte Arbeiter aufgleisen. «Dies wurde uns vom Covid-Sonderstab leider nicht bewilligt.» Am Stammtisch, wo sonst regelmässig ein paar Stammgäste zusammen zu Mittag essen, isst zurzeit ein Pensionierter immer alleine, da die anderen kein Zertifikat haben. «Wir sind aber zuversichtlich, dass wieder Normalität einkehren wird. Darauf freuen wir uns», so Judith Lampart.

Mit Umsatzeinbussen von bis zu 80 Prozent rechnet Martin Arnold, Inhaber des Gasthofs Bürglen. Vor der Zertifikatspflicht hatte man stets viele Gäste, jetzt fast keine mehr. «Bei uns ist der Standort entscheidend», sagt Martin Arnold. Und weiter:

«Ich gehe davon aus, dass in den ländlichen Ortschaften wesentlich weniger Zertifikate im Umlauf sind als in den Städten.»

Einige Stammgäste kämen noch. Jene, die kein Zertifikat besitzen, sässen dann einfach mit Winterjacke auf der Terrasse. «Uns fehlen vor allem die grossen Gästegruppen.»

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