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Luzern

So finden Sie mittels Training die richtige Hörbalance

Die Hörakustik-Fachfrau Isabella Schulz praktiziert eine Methode, mit der Menschen wieder besser hören können.
Isabella Schulz schärft seit drei Jahren den Hörsinn ihrer Klienten. (Bild: PD)

Pirmin Bossart

«Seit ich 1995 meinen Abschluss als Hörakustik-Meisterin gemacht habe, bin ich auf der Suche nach einem besseren Hören», sagt Isabella Schulz. Die Fachfrau stammt aus Deutschland und lebt seit 2016 in der Schweiz. Warum ausgerechnet Neuenkirch? Sie lächelt. «Das hat, wie so oft im Leben, mit der Liebe zu tun.» Seit kurzem arbeitet sie in einer Praxis in Nottwil.

Bevor Isabella Schulz (50) in die Schweiz kam, führte sie in Deutschland ein eigenes Hörakustik-Fachgeschäft. Dort hat sie – ganz klassisch – Hörgeräte konfiguriert und verkauft. «Trotz bester Technologie und Anpassung der Geräte kamen viele Leute nicht zurecht. Das Hörtraining mit dem Hörgerät hat zwar Verbesserungen gebracht. Aber das hat mir nicht gereicht. Es musste noch andere Ansätze geben.»

Die Bevölkerung sensibilisieren

Einen solchen fand sie, als sie 2013 das Hörbalance-Training des Zürcher Unternehmers Anton Stucki kennenlernte. Er hatte ein Lautsprechersystem entwickelt, das ursprünglich für die Regeneration von belasteten Böden und Gewässern konzipiert war. Stucki fand heraus, dass sich seine Naturschallwandler äusserst angenehm auf das Hören und das Wohlbefinden auswirkten. Er entwickelte das «therapeutische Basisverfahren», dank dem hörbeeinträchtigte Menschen ihren Hörsinn wieder neu orten können.

Isabella Schulz begann, diese Methode in ihrem Fachgeschäft anzuwenden und realisierte, dass die Kunden davon profitierten. «Das Gebiet hat mich so fasziniert, dass ich beschloss, mich für das natürliche Hören zu engagieren. Ich wollte die Bevölkerung aufklären und sensibilisieren.» Seit ihrem Umzug in die Schweiz widmet sie sich mit eigenen Trainings und Referaten vollumfänglich dem Hörbalance-Training.

Im Kanton Luzern ist sie bisher die einzige Fachfrau mit dieser Methode, in der ganzen Schweiz gibt es rund 20 Anbieter. Ziel ist, dass in Zukunft weitere Hörtrainer ausgebildet werden. «Eigentlich müssten die Hörbalance-Trainings in jedem Hörakustik-Geschäft integriert werden», denkt Schulz in die Zukunft. Dank einem solchen Training wäre die Basis für ein besseres Hören bereitet. Die Hörgeräte benötigten dadurch weniger Verstärkung, wodurch sich die Hörbelastung durch das Gerät verringert. «Manchmal kann ein gutes Training ein Hörgerät sogar überflüssig machen.» Doch viele Hörakustiker tun sich noch schwer damit, bestätigt Schulz. «Sie bezweifeln den Sinn solcher Trainings. Aber vielleicht möchten sie einfach lieber Hörgeräte verkaufen.»

Ein akustisches Hologramm

Die Grundlage der Hörbalance-Trainings mit dem Naturschallwandler sei pure Physik. «Anders als ein herkömmlicher Lautsprecher, der einen flächigen Direktschall erzeugt, kommt ein Naturschallwandler in seiner Wiedergabefähigkeit der natürlichen Räumlichkeit des Klangs mit allen seinen Obertönen so nahe wie möglich.» Schallwellen breiten sich in Form einer dreidimensionalen Kugel im gesamten Raum aus. Der Naturschallwandler bilde dieses akustische Hologramm ab. «Deshalb eignet er sich besonders gut, um die Hörbalance zu trainieren.» Manchmal reichen zwei bis vier Trainings. Zudem können Klienten Zuhause üben. Auch ohne Naturschallwandler.

«Eine gute Ortung ist die Basis»

Die Hörbalance sei die Fähigkeit, einen Klang im Raum klar und präzise orten zu können. Sie sei bei vielen Menschen verschoben. «Eine gute Ortung ist die Basis, um das Hören zu verbessern. Wer ein Hörgerät kaufen will, müsste eigentlich als ersten Schritt seine Hör-Balance überprüfen.» Erst wenn die Akustiker diese Hörbalance wiederhergestellt hätten, mache es auch Sinn, ein Hörgerät zu tragen.

Schulz stellt fest, dass in das Bewusstsein für den Hörgenuss abnimmt. Einfachste Lautsprecher sind weit verbreitet. Die steigende Lärmbelastung trage dazu bei, dass der Hörsinn leichter aus der Balance gerate. Probleme sieht sie auch beim Hören von MP3-Musikdateien mit Kopfhörern. Die komprimierten Dateien würden die Musik nur unvollständig abbilden. «Zudem sind die Kopfhörer viel zu nah beim Trommelfell. Es erfolgt ein ständiger Druckschall. Das ist ungesund. Auch der Ortungssinn wird übergangen.»

Das Hören selber ist ein komplexer Vorgang, bei dem unsere Ohren und unser Gehirn auf faszinierende Weise zusammenarbeiten. «Das Hören ist ein unerlässlicher Sinn für die Kommunikation, die Wahrnehmung der Umwelt und die Ausbildung der Sprache», sagt Schulz. «Augen können wir schliessen, mit Muskeln lassen sich Reize kontrollieren, doch das Hören ist permanent da. Wir müssen Sorge tragen zu diesem System.»

Hinweis: Weitere Informationen zu den Hörtrainings von Isabella Schulz finden Sie hier.

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