Elias Bricker
Vor und im Bundeshaus tummelten sich am Montag Nachmittag unzählige Fotografen und Kameraleute. Überall mussten die Parlamentarier – ob neu gewählt oder schon lange im Amt – den Journalisten Rede und Antwort stehen. Denn um 14.30 Uhr wurde die 51. Legislatur offiziell eröffnet, die Parlamentarier in den beiden Ratskammern vereidigt.
Zwei Urner betraten dabei Neuland: Ständerätin Heidi Z’graggen aus Erstfeld und Nationalrat Simon Stadler aus Altdorf. Auch die ehemalige Bundesratskandidatin und der erst 31-jährige Nationalrat wurden vor die Mikrofone gebeten. Stadler musste bereits am Morgen auf der Zugfahrt von Luzern nach Bern einem Reporter von Radio SRF1 ein Interview geben.
Die Neuen müssen sich erst einlesen
Für die beiden ist alles noch ganz neu. «Natürlich ist man am ersten Tag ein bisschen angespannt», sagte Heidi Z’graggen. Die Erstfelderin, die noch bis Juni 2020 als Regierungsrätin ein Doppelmandat ausübt, wird sich organisieren müssen. «Ich glaube, dass ich mich dank meiner Erfahrung als langjährige Regierungsrätin schnell in die Dossiers einarbeiten kann.» Auch Simon Stadler hatte in den vergangenen Tagen viel Aktenstudium betrieben. Dabei erteilte er am Freitag seiner inzwischen ehemaligen Klasse der Primarschule Seedorf noch Unterricht. Heute schüttelte er in der Wandelhalle bereits da und dort Hände. Es scheint, dass er die ersten Sitzungen im Vorfeld der Session gut nutzen konnte, um wichtige Kontakte zu knüpfen. «Dass ich nun aber vermehrt Krawatte und Halbschuhe tragen muss, daran muss ich mich gewöhnen», scherzt der gelernte Maurer.
Die Erste und der Zweitjüngste
Aus Urner Sicht waren die gestrigen Vereidigungen gleich aus mehrfacher Hinsicht historisch: Erstmals nahm mit Heidi Z’graggen eine Frau aus dem Kanton Uri Platz im Ständerat. Heidi Z’graggen ist nach FDP-Nationalrätin Gabi Huber (2003-2015) erst Uris zweite Vertreterin in Bern. Zudem hielt mit Simon Stadler erstmals seit der Legislatur 1911-1915 wieder ein Urner CVP-Vertreter Einzug im Nationalrat. Stadler ist somit der erste Urner CVP-Nationalrat, der nicht an einer Landsgemeinde gewählt worden ist. Überdies ist Stadler mit seinen 31 Jahren der zweitjüngste Urner Vertreter der Geschichte in der Grossen Kammer. Florian Lusser war bei seiner Wahl 1848 drei Jahre jünger.
Im Gegensatz zu den beiden Neulingen weiss der Attinghauser FDP-Mann Josef Dittli, wie der Politbetrieb in Bundesbern läuft. In den vier Jahren, in denen er bereits im Bundeshaus politisiert, konnte er sich als kompetenter und vernetzter Ständerat etablieren. Deshalb wird er Z’graggen und Stadler mit Rat zur Seite stehen. «Wenn es Fragen gibt, bin ich für sie da», sagt er am Montag. Dittli versprach auch, dass die drei Vertreter aus dem Gotthardkanton in Bern in den kommenden Jahren bei den für Uri wichtigen Themen zusammenspannen werden. «Wir werden bestimmt ab und zu einen Kaffee zusammen trinken, um das Eine oder Andere zu besprechen.»
Neues Amt für Stadler
In welchen Kommissionen die beiden neuen Urner Parlamentarier künftig sitzen werden, kommt aller Voraussicht nach erst heute Dienstag aus. Klar ist dabei jedoch, dass Neugewählte bei der Vergabe der Kommissionsmandate in der Regel hintenanstehen müssen. Meist müssen sie sich mit den weniger begehrten Kommissionssitzen begnügen.
Ein Mandat hat Simon Stadler hingegen bereits auf sicher: Der Altdorfer wird als einziger CVP-Nationalrat unter 35 Jahren von Amtes wegen Einsitz im Vorstand der Jungen CVP Schweiz nehmen. Dies gab Sarah Bünter, Präsidentin der Jungen CVP Schweiz, an der JCVP-Delegiertenversammlung Mitte November in Seewen SZ bekannt.
Auch Stadler logiert im Hotel und nicht in der WG
Die drei Urner logieren während der Session in Hotels – in unmittelbarer Nähe zum Bundeshaus und zum Bahnhof. «Das ist praktisch», sagte Heidi Z’graggen. Andere Parlamentarier hätten zum Teil Wohnungen in Bern.
Auch Simon Stadler hatte sich anfänglich überlegt, mit anderen jungen Parlamentariern eine Wohngemeinschaft zu gründen. «Vielleicht werde ich dies später noch machen», sagte Stadler. «Der Vorteil des Hotels ist aber, dass ich Ende Session nicht selbst putzen muss», meinte er und lächelte.