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Skilegende glänzt in neuer Rolle

Abfahrts-Olympiasieger Bernhard Russi wagte sich erstmals an eine Sprechrolle. Nebenbei wartete er mit der einen oder anderen Spezialeinlage auf.
Osterkonzert in Andermatt: Bernhard Russi machte als Erzähler eine gute Figur. (Bild: Urs Hanhart (Andermatt, 17. April 2022))
Mit einem Gartenschlauch illustrierte Bernhard Russi (Mitte) die Funktionsweise eines Horns. (Bild: Urs Hanhart (Andermatt, 17. April 2022))

Philipp Unterschütz

Skirennfahrer, TV-Kommentator, Pistenbauer – die Liste von Bernhard Russis Talenten ist lang, und nun ist sie um eine Nuance länger. Am Ostersonntag betrat der berühmteste Sohn Andermatts Neuland und übernahm im stolzen Alter von 73 Jahren erstmals eine Sprechrolle. In der fast bis auf den letzten Platz gefüllten Konzerthalle im Dorfteil Andermatt Reuss erzählte er im Rahmen eines Familienkonzerts Sergej Prokofjews sinfonisches Märchen «Peter und der Wolf». Musikalisch begleitet wurde er dabei vom Swiss Orchestra unter der Leitung von Lena-Lisa Wüstendörfer.

Ein Gartenschlauch wird zum Horn

Bevor der ehemalige Skistar in die Rolle des Erzählers schlüpfte, gab es ein ausgiebiges Einführungsprogramm, bei dem sich Russi mit einigen amüsanten Spezialeinlagen in Szene setzte. Zum Auftakt des Osterkonzerts wurden die Besucherinnen und Besucher auf unterhaltsame Weise mit den verschiedenen Instrumenten eines Sinfonieorchesters bekanntgemacht. Dies deshalb, weil jede Figur von einem Instrument aus dem Orchester verkörpert und so zum Leben erweckt wurde. Mitwirken durften bei diesem ersten Part auch einige Kinder aus dem Publikum.

Russi versuchte sich zu Beginn kurz als Dirigent und reichte daraufhin den Stab an ein kleines Mädchen weiter, das sich mächtig ins Zeug legte. Bei der Vorstellung der Blasinstrumente griff der Abfahrts-Weltmeister von 1970 in Val Gardena und -Olympiasieger von 1972 in Sapporo zu einem Gartenschlauch mit aufgesetztem Schalltrichter und pustete nach Leibeskräften hinein, wobei ein recht tiefer Ton herauskam. Seine Erklärung zu dieser Einlage: «Wenn man ein Horn ausrollen würde, wäre es in etwa gleich lang. Das geht natürlich nicht. Deshalb illustriere ich es hier mit einem Gartenschlauch.» Danach kamen zwei Kinder auf die Bühne und kürzten den Schlauch mit einer Schere auf etwa die Hälfte. Nun resultierte ein deutlich höherer Ton und Russi musste sich beim Pusten nicht mehr ganz so arg anstrengen wie bei der langen Variante.

Das Publikum reagiert begeistert

Das 1936 in Moskau uraufgeführte musikalische Märchen «Peter und der Wolf» für Jung und Alt handelt vom forschen Jungen Peter, der mit seinem Grossvater und seinen tierischen Freunden – Katze, Vogel und Ente – am Rande des Waldes wohnt. Als plötzlich ein Wolf ums Haus und durch den Garten schleicht, nimmt das Abenteuer seinen Lauf.

Russi, der als Narrator auf einem bequemen Sessel gleich neben der Dirigentin sass, vermochte das Publikum mit seiner für einen Neuling in diesem Metier erstaunlich geschliffenen und mitreissenden Erzählweise schnell in den Bann zu ziehen.

Zum Schluss gab es vom sichtlich begeisterten Publikum für alle Mitwirkenden frenetischen Applaus. Als Zugabe blies Russi unter anderem nochmals kräftig ins improvisierte Horn. «Ich freue mich darauf, zusammen mit Lena-Lisa Wüstendörfer und dem Swiss Orchestra die Geschichte von Peter und dem Wolf zu erzählen und damit den Kindern die Welt der klassischen Musik näherzubringen», hatte er im Vorfeld des Konzerts betont. Dass ihm die neue Rolle Spass machte, war unverkennbar.

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