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Luzern

So kreativ sind Kunsthandwerker auf dem Burgrain

Kunsthandwerk, Bastelecke und eine Weltneuheit: Das Osterprogramm im Agrarmuseum Burgrain verbindet Tradition und Moderne.
Schnitzer und Drechsler Meinrad Ruckstuhl aus Fischbach bei der Arbeit in der Ausstellung «Herzhaft kreativ» im Agrarmuseum Burgrain. (Bild: Pius Amrein (Alberswil, 15. April 2022))
Korber Fritz Ruch aus Dürrenroth BE bei der Arbeit in der Ausstellung «Herzhaft kreativ» im Agrarmuseum Burgrain. (Bild: Pius Amrein (alberswil, 15. April 2022) / Luzerner Zeitung)

Stephan Santschi

«So viele Sachen sind entwickelt worden. Sehr vieles ging allerdings auch vergessen.» Meinrad Ruckstuhl steht sinnierend vor seinem Stand mit Schalen, Schüsseln und Dosen aus Holz, gerade schnitzt er eine Edelweissblume, die er danach auf einer Schieferplatte befestigen wird. Der 74-Jährige aus Fischbach ist einer von rund 40 Ausstellern in der Remise des Schweizerischen Agrarmuseums Burgrain in Alberswil. «Herzhaft kreativ» heisst die Exposition, im Zentrum steht das Kunsthandwerk, das nicht nur bestaunt, sondern vor Ort auch gleich gekauft werden kann.

Meinrad Ruckstuhl stellt die meisten seiner Produkte in Drechslerarbeit her. Damit widmet er sich einem Beruf, der in der Schweiz rar geworden ist. Im Obergeschoss finden sich weitere Aussteller in traditioneller Aktion, ein Korbflechter zum Beispiel oder eine Klöpplerin. «Wir bieten allen Menschen, die mit Kopf, Seele und den Händen arbeiten, eine Plattform», sagt Ausstellungsleiterin Verena Stöckli, die sich selbst der Faden-Grafik widmet. Was vor rund 20 Jahren mit ihren damaligen Tieren aus Heu begann, wuchs kontinuierlich an und füllt in der Remise mittlerweile zwei Stockwerke – eingebettet in die alten Landwirtschaftsgeräte aus dem Inventar des Agrarmuseums.

Verstehe einer die Frauen …

Die Palette des kreativen Schaffens ist breit. Kunstwerke aus Papier, Stein, Holz, Stoff oder Blech durchmischen sich mit den verschiedenen Techniken der Malerei, dem Schneidern und Nähen. Beeindruckend ist das Mosaikhandwerk von Martina Ramhapp aus dem Kanton St.Gallen. Mit handgeschnittenen, farbigen Gläsern schmückt sie Spiegel, Tische und Kugeln. Bemerkenswert ist auch die Arbeit der Bernerin Béatrice Faenzi in ihrem Patch- und Quilt-Atelier. «Mein Mann sagte vor Jahren, dass er uns Frauen nicht verstehe, weshalb wir einen schönen Stoff auseinanderschneiden und wieder zusammennähen», erzählt Faenzi und lacht.

Die Ergebnisse geben ihr recht, aus den Resten verschiedener Materialien entstehen neue Kreationen, farbenfroh und vielfältig. Die meisten der Aussteller betreiben die Kunst als Hobby, «wir schauen bei der Arbeit nicht auf die Uhr», betont Verena Stöckli. Doch es gibt Ausnahmen, Yvonne Portmann (34) aus Schlierbach zum Beispiel, sie verdient als Schneiderin ihren Lebensunterhalt. Mitgebracht aus ihrem Repertoire hat sie Kissen und Plüschtiere, die mit Traubenkernen und Arvenspänen gefüllt sind. Portmann erklärt: «Erwärmt lindern die Traubenkerne das Bauchweh, während der Arvengeruch beim Einschlafen hilft.»

Noch bis und mit Ostermontag ist die Ausstellung «herzhaft kreativ» von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Das Osterprogramm auf dem Burgrain enthält aber noch mehr. Die Bastelecke im Bürgerheim etwa, oder die Weltneuheit im Neubau «Schüür». Dort findet sich ein Insekten-Flugsimulator, der den Benutzer erstmals überhaupt in die virtuelle Realität eines Schmetterlings entführt. Dahinter stehen die Vogelschützer von BirdLife Schweiz, die auf das Artensterben und den stark begrenzten Schutzraum in der Schweiz aufmerksam machen. «Wir möchten informieren und die Menschen wachrütteln», sagt die Mitarbeiterin von BirdLife und macht die nächste Besucherin flugbereit.

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