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Altdorf

So lebt es sich in einem Minihaus

Tanja Schindler wohnt in einem Minihaus in Altdorf. Klein ist auch der Energiebedarf. Gestillt wird er von eigenen Solarzellen. Das Wohnmodell stösst auf Interesse. Die Führungen sind jeweils lange im Voraus ausgebucht.
Sie kommt mit 35 Quadratmetern aus: Tanja Schindler in ihrem Ökominihaus. (Bild: Pius Amrein (Altdorf, 28. Juli 2021))
Das Haus steht auf dem MSA-Areal. (Bild: Pius Amrein (Altdorf, 28. Juli 2021))
Der Strom kommt von den Solarzellen für das Ökominihaus. (Bild: Pius Amrein (Altdorf, 28. Juli 2021))
Tanja Schindler hat in Altdorf ein neues Zuhause gefunden. (Bild: Pius Amrein (Altdorf, 28. Juli 2021))

Matthias Piazza

Am Moosbadweg 15 in Altdorf brannte auch am 10. Februar Licht, am Tag, als fast im ganzen Kanton Uri der Strom ausfiel. «Da wurde mir einmal mehr bewusst, was es heisst, nicht vom Stromnetz abhängig zu sein», erinnert sich Tanja Schindler. Ihr Ökominihaus ist autark, nicht am öffentlichen Netz angeschlossen. Sie bezieht ihren Strom von den Akkus, die von den Sonnenkollektoren auf dem Dach und an der Fassade gespiesen werden. Geheizt wird mit einem Holzofen. Dafür steht vor dem Haus eine Holzbeige bereit.

Ein Luftwasserwärmepumpen-Boiler heizt das Wasser zum Abwaschen und Duschen. Nicht weniger stolz ist sie auch auf die ökologische Bauweise des Hauses. Holz und Lehm dominieren. Die Fenster sind dreifach verglast für eine maximale Wärmedämmung. Nur Wasser und Abwasser sind am Netz. «Autarkie ist nur während weniger Tage und nach sehr langen Perioden mit schlechten Wetterverhältnissen im Winter manchmal ein Problem», erzählt sie. «Damit die relevanten Stromversorger für den Alltag wie Licht und Computer noch funktionieren, stelle ich dann den Kühlschrank aus.»

35 Quadratmeter reichen ihr

Autarkie ist aber nicht das einzige Markenzeichen am Moosbadweg 15. Gerade einmal 35 Quadratmeter klein ist ihr Wohnhaus. So klein, dass es transportabel ist. 2013 ist die Baubiologin in dieses Minihaus eingezogen, das sie mit Hilfe eines Architekten entwickelt hat. Im September 2017 zügelte sie mit ihrem Haus, das für die selbstständige Beraterin/Projektleiterin für ökologische Wohn- und Lebensformen vom zürcherischen Nänikon Wohn- und Arbeitsort ist, nach Altdorf, dem Wohnort ihres Lebenspartners.

«Die Fläche reicht mir, ich habe nicht das Gefühl, das ich auf etwas verzichten müsste. Ich fühle mich sehr wohl, im Wissen, dass ich umgeben bin von natürlichen Baumaterialien», schwärmt sie. Schränkt aber gleichzeitig ein, dass eine solche Wohnung wohl in der Regel nur von einer Person bewohnt werden kann. So lebt ihr Lebenspartner nicht bei ihr.

«Ich hatte die Vision von kleinen Wohnungen schon immer», erzählt sie. «In grossen Wohnungen und Räumen fühlte ich mich nie wohl.» Und so sei die Idee der Miniwohnung entstanden. Auch wenn solche einstöckigen Miniwohnungen dem Gedanken des verdichteten Bauens widersprechen würden, habe diese Wohnform ihre Berechtigung. «Brachflächen sind ideal für solche mobilen Minihäuser, bis solche Flächen überbaut oder anderweitig genutzt werden», macht sie ein Beispiel. Ihr Minihaus steht auf dem Gelände des ehemaligen Militärspitals Altdorf (MSA). «Hier sind wegen des schlechten Baugrundes gar keine normalen Bauten möglich, darum wären solche Häuser da ideal.»

Kleinere Wohnungen als Vorteil fürs Portemonnaie und die Umwelt

Ihr Haus ist auch Vorzeigeobjekt. Mehrmals im Jahr bietet sie Führungen an. Sie seien jeweils schon lange im Voraus ausgebucht. «Auf kleinerem Raum zu wohnen, liegt im Trend. Viele Leute bevorzugen kleinere Wohnungen, nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern aus praktischen Überlegungen. Es muss weniger geputzt werden. Und der Energieverbrauch ist kleiner, was sich positiv aufs Portemonnaie und die Ökobilanz auswirkt.»

Im Kanton St.Gallen und im Emmental stehen die restlichen zwei Ökominihäuser in der Schweiz, die so rund 240'000 Franken kosten würden. Im aargauischen Merenschwand entstehen drei weitere.

Das Interesse sei gross. Auf über 2000 Mitglieder sei der Verein Kleinwohnformen schon angewachsen. Leider sei der Weg zu Baubewilligung steinig. Wer solche Minihäuser bauen wolle, müsse alle Auflagen erfüllen und Bewilligungen haben, die es auch für den Bau gewöhnlicher Häuser brauche.

Den Urner Behörden winde sie in dieser Hinsicht ein Kränzchen. «Sie sind offen, sich der Problematik zu stellen und sehen das Potenzial von Zwischennutzungen», meint sie vielsagend. Auch sonst stimme es für sie in der neuen Heimat. «Ich fühle mich hier sehr wohl, habe die Leute und das Dorf mit der Natur und dem guten öffentlichen Verkehr ins Herz geschlossen.»

In der Sommerserie Energiepioniere stellen wir innovative Projekte in der Energiegewinnung und die Köpfe dahinter vor.

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