Ines Häfliger
Ines Häfliger
Ines Häfliger
«Wenn es auf dem Franziskanerplatz wieder nach Glühwein und Lebkuchen riecht, dann ist es Weihnachtsmarktzeit», eröffnete Aerny Bucher, Präsident der IG Luzerner Herbstmesse und Märkte, den 13. «Lozärner Wiehnachtsmärt». Doch Moment mal: Lebkuchen und andere Süssigkeiten werden zwar verkauft, doch riechen tut man sie kaum. Der unverkennbare Glühweinduft übertüncht alle andere Gerüche.
Das hat seinen Grund: Sechs Stände verkaufen dieses Jahr das wärmende Adventsgetränk. Und natürlich betonen alle die hohe Qualität ihrer Mischung. Der Glühwein stamme «selbstverständlich» nicht aus dem Tetrapak, so die Ballwilerin Monika Achermann. Seit 13 Jahren verwende sie das gleiche Rezept. Verraten will sie es nicht; schliesslich ist es im wahrsten Sinne des Wortes ihr Erfolgsrezept. Rivalitäten gäbe es trotz des grossen Glühweinangebotes nicht, so Monika Achermann weiter: «Konkurrenten habe ich keine, nur Mitbewerber». Miteinander auskommen müsse man sowieso – spätestens beim gemeinsamen Abwasch.
Familiäres Klima statt Konkurrenzdenken
Viele Standbetreiber suchen den Kontakt untereinander aber auch abseits der Abwaschküche. So haben sich drei Verkäufer vor einem Stand versammelt und nippen an ihren Glühweinbechern. «Wir kennen uns seit Jahren. Dementsprechend kollegial ist unser Verhältnis», so einer der Glühweinanbieter.
Im Gegensatz zu den Imbiss- und Getränkebuden sind bei den Geschenkständen Wechsel häufiger. Doch auch hier sucht man Konkurrenzdenken vergebens. Dies ist unter anderem den strengen Auswahlkriterien der Organisatoren zu verdanken. Die IG Luzerner Herbstmesse und Märkte achte bei den Geschenkständen auf ein ausgewogenes Angebot, so Aerny Bucher.
«Es ist jedes Mal
wie ein Heimkommen.»
Daniela Möhl, Schmuckverkäuferin
Die Schmuckverkäuferin Daniela Möhl findet den Zusammenhalt mit den anderen Standbetreibern «genial». Eigentlich ist Indonesien Möhls neues Zuhause. Doch einmal im Jahr fliegt sie zurück in die Schweiz und verkauft bei dieser Gelegenheit Accessoires und Deko-Artikel aus Bali. Das familiäre Klima auf dem Weihnachtsmarkt kompensiert für sie die kalten Schweizer Temperaturen: «Es ist jedes Mal wie ein Heimkommen.» Allein wegen der guten Beziehungen zu ihren Standnachbarn kommt Daniela Möhl aber nicht an den Weihnachtsmarkt. Das Geschäft laufe gut, gibt sie unverwunden zu.
Mit ihrem Erfolg steht sie nicht alleine da. Durchs Band betonen die Standbetreiber den lukrativen Weihnachtsmarktverkauf. Dementsprechend begehrt sind die 65 Standmieten. Denn die Besucher kommen Jahr für Jahr in Scharen. Wie viele es tatsächlich sind, weiss niemand genau. Schätzungsweise beträgt die Zahl um die 100 000 jährlich. Den Einkaufsstress lassen sie dabei weit hinter sich. Ins Portemonnaie greifen die meisten aber trotzdem.
Weihnachtsmarkt trotzt Lädelisterben
Wie ist der Erfolg des Weihnachtsmarktes im Zeitalter des Lädelisterbens zu erklären? Eva Imholz, die an ihrem Stand Weihnachtssocken, Hüte und Gürtel verkauft, meint die Antwort zu kennen: «Der Onlinehandel ist kein Erlebnis. Man sitzt nur vor dem Computer. Beim Weihnachtsmarkt hingegen können die Besucher auf dem Gelände herumspazieren oder sich bei einem Glühweintrunk austauschen.»
Der Basler Gewürzverkäufer Yves Waltzer kann dem nur zustimmen. «Der Weihnachtsmarkt ist für viele ein Treffpunkt.» Bei seinem Stand wandern Teemischungen und Gewürze mit den klangvollen Namen «Kaminfeuer», «Ewiges Leben» oder «Zigeunermarinade» über die Theke. Anfassen, riechen und probieren ist erlaubt, betont Yves Waltzer. «Das ist kaum wo mehr möglich.» Neben der ausgiebigen Wareninspektion sei der direkte Kundenkontakt eine weitere Stärke des Weihnachtsmarkts. Ein Auslaufmodell sei der Lozärner Wiehnachtsmärt daher nicht – trotz oder gerade wegen der Digitalisierung.
Hinweis: Der Weihnachtsmarkt findet noch bis am 19. Dezember auf dem Franziskanerplatz statt.