Markus Zwyssig
In Schattdorf öffnet am Fasnachtssamstag jeweils ein besonderes Partylokal: das fast 450-jährige «Tanzhüüs». Rund 100 Personen haben Platz – dann ist es aber probenvoll. Bombenstimmung ist garantiert. Nur dieses Jahr war alles anders. «Das macht uns traurig», sagt Paulo Stampfli. Zusammen mit Peter Baumann ist er jeweils Hauptorganisator der Fasnachtsparty im fast 450-jährigen Gebäude, das der Bürgergemeinde Schattdorf gehört.
Die beiden verzichten trotzdem nicht ganz auf die Fasnacht. Zum Fototermin erscheinen sie fasnächtlich gekleidet. Trommel und Pauken haben sie bereit gestellt, um anschliessend wieder – coronakonform versteht sich – durchs Dorf zu ziehen. Kürzlich waren sie ebenfalls unterwegs, fünf auf einer Strassenseite, fünf Kollegen auf der anderen Strassenseite. Peter Baumann schlug am Schluss der kleinen Gruppe die Pauke – mit gebührendem Abstand.
Das Gebäude mit dem von der Sonne schwarz gebrannten Holzgerüstbau wurde im Jahre 1575 erbaut und 1972 renoviert. Heute steht es unter Kulturgüterschutz. In früheren Zeiten wurde im alten Gebäude an der Kirchgasse in Schattdorf getanzt und gefeiert. Irgendwann zogen es die Schattdorfer wohl vor, in die damals noch reichlich vorhandenen Restaurants auszuweichen.
Ein erstes Comeback des alten Tanzlokals gab es vor mehreren Jahrzehnten. Das «Tanzhüüs» wurde damals von der Damenriege zur Chilbizeit und dann zur Fasnachtszeit von der Ringerriege betrieben. Der Aufwand war aber irgendwann zu gross und so wurde es wiederum still um das alte Gebäude.
Das nächste «Tanzhüüs»-Comeback nahm seinen Anfang vor gut fünf Jahren. Peter Baumann feierte dort seinen 50. Geburtstag. Er fand, das Gebäude könnte man mehr nutzen. Zusammen mit Paulo Stampfli begann er mit der Party am Fasnachtssamstag. «Wir betreiben bewusst keinen grossen Aufwand mit dekorieren», sagt Peter Baumann. «Das Lokal soll sein besonderes Flair behalten.»
Das Konzept geht offensichtlich auf. Um sich jeweils am Fasnachtssamstag im «Tanzhüüs» einen Platz zu sichern, muss man früh dort ein.
Ansonsten kann es schon mal sein, dass man vom Securitas-Mann aufgefordert wird, draussen zu warten, bis es wieder freien Platz gibt. Peter Baumann und Paulo Stampfli können auf zahlreiche treue Helfer zählen, die ehrenamtlich im Einsatz sind. Zuerst waren es deren acht, inzwischen sind es zwölf Personen, die mit anpacken.
Die Schattdorfer haben sich in den vergangenen Jahren den Fasnachtssamstag für sich erobert. Alle zwei Jahre findet der grosse Umzug statt. Aber auch in den Zwischenjahren ist immer mehr los. So hat sich eine IG Fasnachtssamstag gebildet, welche verschiedene Katzenmusiken aus dem Kanton Uri, Guggenmusiken und weitere Musikformationen einlädt. Das bringt viel Leben ins Dorf.
Gruftibar begeistert auch die Jungen
Paulo Stampfli und Peter Baumann wollen mit ihrer Party im «Tanzhüüs» vor allem für das ältere Publikum etwas bieten. Gruftibar wird sie schon mal genannt. Aber offensichtlich fühlen nicht nur die Älteren sich angesprochen. «Wir sind überrascht, wie viele junge Fasnächtler zu uns kommen,» sagt Paulo Stampfli. Und es sind bei weitem nicht nur Schattdorfer. Auch viele Besucher von umliegenden Urner Gemeinden mischen sich unters Publikum.
«Der Fasnachtssamstag erlebt in Schattdorf einen riesigen Run», sagt Peter Baumann.
«Wir hatten Glück, dass wir uns das ‹Tanzhüüs› ergattern konnten.»
Das Lokal habe sich für die Party etabliert.
Partymusiker aus Österreich schwört auf das «Tanzhüüs»
Ein fester Bestandteil des Fasnachtssamstags im «Tanzhüüs» ist Martin Kofler. Der gebürtige Österreicher war mit seiner steirischen Harmonika und seinem trendigen Party-Sound bereits fünfmal dabei. Dazu legt DJ Paulo auf. «Kofler schwärmt jedes Mal. Er wäre wohl sehr enttäuscht, wenn er nicht mehr kommen dürfte», gibt sich Peter Baumann überzeugt. Auch wenn er einmal berühmt sei, sage er jeweils, ins Tanzhüüs komme er immer. Das sei sein «Stadl».