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Nidwalden

Sie erlebten am Guuggenüberfall Stans eine Premiere

Aus dem 150 Kilometer entfernten Herisau reiste die Guugge Ziegelhöttler für einen Auftritt an den Guuggenüberfall. Für die Truppe war das Gastspiel in der Innerschweiz ein Novum. In ihrer Heimat bangen sie etwas um den Stellenwert der Fasnacht.
Die Guuggenmusig Ziegelhöttler aus Herisau überzeugte auch mit ihren tanzenden Cinellistinnen. (Bild: André A. Niederberger, Stans, 23. Februar 2019)
Fantastische Sujets wie diese «Rosen der Nacht» sorgten am Guuggenüberfall für Aufsehen. (Bild:André A. Niederberger, Stans 23. Februar 2019)
Roman Frischknecht, Präsident der Guugenmusik Ziegelhöttler aus Herisau am Guuggenüberfall 2019 (Bild:André A. Niederberger, Stans 23. Februar 2019)

Oliver Mattmann

Oliver Mattmann

Oliver Mattmann

Die Herisauer Guuggenmusig Ziegelhöttler ist schon weit herumgekommen an der Fasnacht. Auftritte in Deutschland, Zürich oder Schaffhausen sind keine Seltenheit. Am Samstagabend aber erlebten die Ostschweizer eine Premiere in ihrer jüngeren Vereinsgeschichte: Die Truppe reiste 150 Kilometer weit nach Stans für einen Auftritt am Guuggenüberfall. Zusammen mit anderen Formationen und etlichen Fasnächtlern von nah und fern sorgten die Herisauer für den ersten Farbtupfer auf dem Stanser Dorfplatz, bevor am Schmutzigen Donnerstag endgültig das Fasnachtsfieber im Zentrum des Nidwaldner Hauptortes ausbricht.

Roman Frischknecht ist seit fünf Jahren Präsident der Ziegelhöttler, die heuer ihr 100-Jahr-Jubiläum feiern. Von der hiesigen Fasnacht hatte er bisher nur gehört, selber vor Ort gewesen war er bislang noch nie. «Ich weiss, dass die Fasnacht in der Innerschweiz eine lange Tradition geniesst und jeweils viel Publikum anlockt», sagte er im Vorfeld gegenüber unserer Zeitung. Da man immer gerne Neues entdecke, sei man erfreut gewesen, als auf die eigene Anfrage die Zusage der Guuggenüberfall-Organisatoren eingetroffen sei.

Wiederbelebung dank neuem Verein?

Der Fasnachtsauftakt im pulsierenden Zentrum dauerte bis weit in die Nacht hinein. Die Heri­sauer traten nach ihrem letzten Auftritt gegen 1 Uhr mit positiven Eindrücken den langen Heimweg an. «Es war eine mega lässige Stimmung, es hat riesig Spass gemacht.» Aufgefallen ist Roman Frischknecht und seinen Ziegelhöttler-Gspändli, dass in Nidwalden viele kostümierte Fasnächtler mit teils aufwendigen Sujets unterwegs sind.

«Bei uns sind die Leute mit Verkleidungen eher zurückhaltend», berichtet der Guuggenpräsident. Selber gebastelte Masken oder Grinden seien in der Ostschweiz weniger verbreitet, dort seien bei den Guuggenleuten als Kopfbedeckung Hüte Trumpf. «Die Fasnacht hat sich bei uns etwas geändert. Heute sind eher Guuggenfeste angesagt, das ureigene Flair der Fasnacht hat etwas an Stellenwert eingebüsst», erzählt der 32-jährige Hornist, der seit Kindsalter bei den Ziegelhöttlern spielt. Deshalb sei auf letztes Jahr hin ein neuer Verein ins Leben gerufen worden, damit die Fasnacht bei uns wieder auflebt.

Nach der langen Rückfahrt von Stans nach Herisau genossen die Guuggenmitglieder einen freien Sonntag. Das dürfte ihnen nicht ungelegen gekommen sein. Die letzten Wochenenden mit teils mehreren Auftritten pro Tag und der Organisation ihres zweitägigen Fests zum 100-Jahr-Jubiläum haben Spuren hinterlassen. «Das Programm ist happig, aber der Spass am Musizieren macht das wieder wett.» Gut, dass die Truppe aus 50 Köpfen besteht und damit viel Substanz vorhanden ist, hinzu kommen rund 25 Jugendliche in der U20-Formation, die teils auch bei den «Grossen» mittun. Dennoch sagt Frischknecht: «Wir dürfen die Nachwuchssuche nicht vernachlässigen.» In diesem Jahr habe es keine Neueintritte gegeben.

Die angesprochene Substanz ist auch nötig, denn in Herisau ist mit Fasnacht am Aschermittwoch noch längst nicht Schluss. Sie dauert ab dem Schmutzigen Donnerstag insgesamt elf Tage, bis mit der symbolischen Verbrennung der Strohpuppen-Figur Gidio am Funkensonntag das Narrendasein ein Ende findet. Zu diesem Zeitpunkt ist die fünfte Jahreszeit in Nidwalden ausser ein paar «Alte Fasnacht»-Anlässen bereits wieder dem Alltag gewichen.

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