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Luzern

Si het mer usgleit

Winterwunderland im Entlebuch (Leserbild Urs Gutfleisch (6. Januar 2022))

Ruedi Lustenberger

Si het mer usgleit, wie si färn im Hustage bim Maschyn mit ere Stieze vou Äntebüsi zu däm Schpränzu übere düsselet sig. Dä sig zerscht erchlüpft und heig do angänz gwaaret, dass das de Batze sig für d’Sägese z’tängele und z’wetze im letschte Horner.

Die meisten Menschen meiner Generation verstehen diese Form der Mundart noch gut. Sie ist – typisch schweizerisch – von Region zu Region sehr unterschiedlich.

Das Zitat – im alten Entlebucher Dialekt geschrieben – tönt in der Schriftsprache in etwa so: «Sie hat mir erzählt, wie sie im letzten Frühling beim Mondschein mit einer Kanne voll Kümmelschnaps zu diesem kleinen, schmächtigen Mann geschlichen sei. Dieser sei zuerst erschrocken und habe dann allmählich gemerkt, dass dies der Lohn sei für das dünn klopfen und schärfen der Sense im letzten Februar.»

Apropos usgleit: Auch die Bibel kann man «uslegge», die Wissenschaft spricht dann von «Exegese». Oder man kann – ganz konkret – Mist us- oder alegge. Dabei werden kleine Häufchen vom Mistfuder auf die Weide gezerrt. Verzetteln tut man sie erst später. So kann das Vieh schon mal drumherum weiden. «Gfäle», nennt man das bei uns. Davon stammt auch der Name «Gfälige» für einen Berbauernhof in Schüpfheim.

Und schliesslich gibt es im Holländischen den Begriff «uitleggen», auf Deutsch «erklären». Ob unser «usgleit» vom Holländischen «uitleggen» abstammt oder umgekehrt, entzieht sich meinem Wissen. So oder so, ich habe es Ihnen jetzt einfach «usgleit».

Hinweis: Am Freitag schreiben Gast­kolumnistinnen sowie Redaktoren unserer Zeitung zu einem frei gewählten Thema.

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