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Giswil

«Sepp & Paul» sorgen für Älpleridylle mit schräg kabarettistischen Tönen

Als festfreudige Älpler lassen Beppi Baggenstos und Eggi Gabriel in ihrem neusten Stück ihrer Fantasie freien Lauf. Darauf hat das Publikum lange gewartet.

Der Obwaldner Beppi Baggenstos (rechts) und der Nidwaldner Eggi Gabriel geben auf Blockflöten einen «Hudigääggeler» zum Besten. 
Bild: Bild: Romano Cuonz (Giswil, 1. Oktober 2022)

«Dr Eggy und ich wend yych jetzt äs Theäterli spilä», verheisst Beppi Baggenstos auf seinem hübsch eingerichteten neuen «Biinili» in Giswil. Sagt’s und stülpt sich ein grobmaschiges Netz über den Kopf. Um, wie er gross ankündet, ins «weltweite Netz» zu gelangen. Darauf entlockt er einer Melodika dramatische Töne und beginnt tatsächlich damit, in Shakespeare’schen Reimen die Saga vom Dorfpfarrer zu rezitieren: «Am Morgen noch bei Brot und Hung, der lieblich schmeckte auf der Zung, er fröhlich ass und dann noch sung, vom Alpenglühn aus voller Lung!»

Einige im Publikum befürchten schon, Beppi sei als «Älpler Paul» ganz von Sinnen gekommen. Doch dann klingelt die Hausglocke. «Heimilig» ländlich. Paul geht zur Tür und bittet sein ebenso farbenfrohes wie urkomisches «Sennätuntschi» herein. Wie er mit der Puppe – ungereimt und eindeutig zweideutig – zu schäkern beginnt, ist er wieder ganz der Alte. Das «Tuntschi» stellt er dem Publikum als Dorf-Coiffeuse vor. Die habe sich während der Pandemie so einige lukrative Nebenbeschäftigungen zugelegt. Not mache erfinderisch!

Beppi Baggenstos mit seinem Tuntschi. 
Bild: Bild: Romano Cuonz (Giswil, 1. Oktober 2022)

Zwei Junggesellen festen trotz allem

Apropos Pandemie: Für Beppi Baggenstos als Älpler Paul und Eggi Gabriel als Sepp kommt dieser unselige Käfer selbstverständlich aus dem sündhaften «Ziri». Schuld, dass er auch auf die Schwendi hinaufkrabbelte, ist allein der Dorfpfarrer mit seinen lustvollen Haussegnungen und moralinsauren Predigten. Zur Strafe segnet er dann selber das Zeitliche. Und die beiden – oh Jammer – immer noch ledigen Älpler? Sie geniessen noch das «Pastetli» beim «Znyyni», bevor die Quarantäne sie auf ihrem «Heimetli», wie in einem «Chefi», gefangen hält.

Manch einer würde da schwermütig. Nicht aber die beiden Junggesellen. Denen muss man «Festen trotz allem» nicht beibringen. Fürs «Sennätuntschi» und einer ganzen Schar imaginärer Zuschauerinnen und Zuschauer lassen sie daheim eine «Chilbi» steigen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Witzige Idee: Alle Zuschauer starren von «Totähelgäli» an der Wand aufs bunte Treiben. Beppi, alias Paul, meint zwar, dass die auf den «Helgen» kaum mehr viel sagen würden. Das Publikum muntert er auf, an deren Stelle zu applaudieren. Dass es dies nicht zu knapp tut, darauf können die beiden Älpler Gift nehmen. Oder, in ihrem Fall, doch eher eine mit Schnaps angereicherte Coronaimpfung aus der «Guttärä»?

Der Obwaldner Beppi Baggenstos (rechts) und der Nidwaldner Eggi Gabriel als skurril fantasievolle Älpler.
Bild: Bild: Romano Cuonz (Giswil, 1. Oktober 2022)

Viel Witz steckt in kunstvollen Basteleien

Ein seit Jahrzehnten treues Stammpublikum hat nach dem Brand des Alptheaters und der Coronapause sehnsüchtig auf neue Theaterabenteuer à la Beppi Baggenstos gewartet. Nun kommt es wieder voll auf seine Rechnung. Der Wahl-Obwaldner Beppi zieht, zusammen mit dem Nidwaldner Eggi, sämtliche Register.

Kaum pflanzen sich die beiden vor malerischer Kulisse mit trauten Bildern, vorsintflutlichem Telefon und Radioapparat auf, ahnt man, dass sich da ein «Duo infernale» gefunden hat. Vor mal zynisch frechen, mal blödelnd kabarettistischen und nicht selten knapp unter der Gürtellinie angesetzten Pointen ist nichts und niemand sicher. Kleriker werden genauso zur Kasse gebeten wie Politiker.

Eggi Gabriel mit seiner «Subventions-Äpp». 
Bild: Bild: Romano Cuonz (Giswil, 1. Oktober 2022)

Das eigentliche Erfolgsgeheimnis jedoch liegt bei den urkomischen Basteleien, die die beiden auf der kleinen Bühne unentwegt vorführen und witzig kommentieren. Sepp etwa präsentiert seine «Subventions-Äpp» für die Bauernsame oder ein mehr als skurriles Alphorn, Paul einen vollautomatischen Fahnenschwinger-Apparat. Vor Lachen den Bauch halten lassen sie das Publikum, wenn sie auf Blockflöten einen «Hudigääggeler» zum Besten geben.

Als festlichen Höhepunkt gibt’s einen Jodlerchor samt Vorjodlerin. Alle seine Mitglieder sind Marionetten, gebastelt aus «Tigerfinkli», wie sie Kinder im letzten Jahrhundert trugen. Dieses Kunstwerk lassen die beiden Komödianten in allerhöchsten Tönen wortwörtlich juizen.

Das Jodlerchörli aus «Tigerlifinkä»,  erfunden von Beppi Baggenstos. 
Bild: Bild: Romano Cuonz (Giswil, 1. Oktober 2022)

Beppi Baggenstos und Eggi Gabriel spielen die Alpenfarce «Sepp & Paul». In «Sepps Theater» an der Diechtersmattstrasse 10 in Giswil sind bis zum 17. Dezember noch 30 Aufführungen geplant, mit oder ohne Mehrgangmenu von Mike Zumstein. Informationen unter: www.sepps.ch

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