Es ist auch nach diesem Osterfest wieder so gekommen wie jedes Jahr. Ich denke haareraufend: Den riesigen Schoggi-Berg werden wir niemals bodigen. Und was der nur wieder mit der Figur anstellen wird, au weia! Drei Wochen später sind nur noch die Hasen der Tochter da, die ich in der Folge monatelang eifersüchtig beäuge und deretwegen ich täglich einen Mutter-Tochter-Krieg riskiere, weil ich Gefahr laufe, mich nicht mehr beherrschen zu können und einem der Süssen kurzerhand die Ohren abzubeissen.
Die überdisziplinierte Tochter – von wem sie das wohl hat? –wacht ihrerseits mit Argusaugen über ihre Schützlinge und hütet sich, mit Mutti zu teilen. Denn sie weiss aus Erfahrung, reicht man ihr den kleinen Finger, schnappt sie sich den ganzen Hasen, um anschliessend mit Rehblick zu beteuern: «Nur ein ganz kleines Stück, ehrlich!»
Von Fachleuten habe ich mir sagen lassen, die Hasenschoggi mit dem eleganten Namen Couverture, sei tatsächlich von feinerer Beschaffenheit als die gemeine Tafelschoggi. Ich vermute jedoch, meine Leidenschaft für die süssen Langohren gründet vor allem im Vergnügen, mich aus dem Vollen bedienen und die so liebevoll gegossenen Figuren nach Herzenslust in herrlich knackende Stücke brechen zu können, ohne zu bemerken, welche Mengen ich dabei vertilge.
Eine Tafel Schoggi hingegen hat etwas penibel Buchhalterisches: Sechs Reiheli à vier Täfeli. Da wird einem das schlechte Gewissen quasi Stück für Stück hochgerechnet.
Da sonst kaum jemand in meiner Familie dieses Leiden teilt, war ich in meiner Not versucht, vor dem jüngst stattgefundenen Familienfest eine SOS-Nachricht an alle zu senden, man möge sich meiner erbarmen und mir die übrig gebliebenen Braunen gnädigst mitbringen. Denn aus den Ladenregalen sind selbst die reduzierten Nachschmeiss-Modelle schon längst verschwunden.
Der Stolz siegte dann doch. Ich liess es bleiben. Ich habe ja noch die ollen Tafeln, ein paar Eili sind auch noch übrig. Ausserdem, ... so ein Paar abgebissener Ohren fällt doch im Grunde überhaupt nicht auf, oder?!