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«Seitenblick»: Morgenstund hat Stress im Mund

Mitarbeiterin Laura Sibold wirft einen «Seitenblick» auf morgendliche koordinative Schwierigkeiten.
Laura Sibold

Laura Sibold

Normale Menschen stehen am Morgen auf, duschen, essen vielleicht noch etwas und gehen dann entspannt zur Arbeit. Meine Morgenstunden gestalten sich jeweils etwas anders, wie mir vor wenigen Tagen wieder einmal schmerzlich bewusst wurde. Eigentlich wollte ich doch bloss – wie andere Menschen auch – in Ruhe zmörgele. Nachdem ich den Wecker jedoch dreimal stumm geschaltet hatte, blieben mir nur noch zehn Minuten bis zur Abfahrt des Busses.

Schnell zurechtgemacht setzte ich mich also an den Tisch, goss Milch über das Müesli und begann, die Flocken in mich hineinzustopfen. Dabei verschluckte ich mich an einem Bissen und griff hustend nach dem Wasserglas, das – natürlich – umfiel und seinen Inhalt über das Müesli, den Tisch und meine Kleider ergoss. Noch immer hustend machte ich die Sauerei weg und warf einen Blick auf die Uhr: noch fünf Minuten bis zur Abfahrt, inklusive der zwei Minuten, die der Bus meist zu spät kommt!

Zu wenig, um sich noch umzuziehen, fand ich, und begab mich ins Bad, um die Hose mit dem Föhn zu trocknen. Der Föhn wiederum, wohl selber ein Morgenmuffel, beschloss, nicht mitzuspielen und einen Ohnmachtsanfall in Form einer Überhitzung vorzutäuschen. In aller Eile versuchte ich nun, die Flecken mit einem Frotteetuch abzurubbeln, mit mässigem Erfolg. Natürlich fuhr, wie sollte es anders sein, ausgerechnet heute der Bus für einmal pünktlich vor, sodass ich ihn nur noch mit einem kurzen Sprint erreichte – ausser Atem, mit Müsli im Mundwinkel und Flecken auf der Hose.

Ich bin von Natur aus ein Tollpatsch, ein Schussel halt. Ich habe zwei linke Hände und stolpere des Öftern über meine eigenen Füsse. Meine Freunde wundern sich schon lange nicht mehr über meine blauen Flecken an Ellbogen oder Knien. Und aufgerissene Jeans sind ja heute ein Modestatement, sodass ich nicht weiter auffalle. Doch zu frühen Morgenstunden gerate ich regelmässig in Stresssituationen, die mich koordinativ einschränken. Muss das so sein, frage ich mich immer wieder. Glücklicherweise wohne ich alleine, sodass ich randalieren kann, wie ich will. Denn ich kann nicht aus meiner Haut, da sind mir morgens die (linken) Hände gebunden.

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