Zugegeben, meist gab mir das Velofahren zur Arbeit ein gutes Gefühl. Die Morgenfrische im Haar und Hirn half bei der Schreibarbeit. Der Körper gab nach der ausgiebigen Frühertüchtigung erst mal Ruhe, bevor er sich am späteren Nachmittag über die Zumutung der Dauersitzerei beschwerte.
Aber allmählich schwinden Mut und Geduld. Ganz abgesehen davon, dass man als Zweiradfahrer im Strassenverkehr nicht für voll genommen wird und grundsätzlich immer den Kürzeren zieht, bekommt man auch jede Menge Hindernisse in den Weg gestellt. Wann immer Strassenbau- oder Reinigungsfachleute ihrer Arbeit nachgehen, machen sie sich mit ihren Utensilien auf den Velowegen breit, um den wichtigen – den motorisierten – Verkehr nicht zu stören. Auf die paar Pedalentreter, die sich zwecks Umfahrung unter Lebensgefahr zwischen die Blechlawinen quetschen oder aufs sumpfige Landwirtschaftsgebiet ausweichen müssen, kommt es schliesslich nicht an.
Seit ich vor Jahren einmal versuchte, an einem übergrossen, mitten auf dem Radweg platzierten dreibeinigen Achtung-Bauarbeiten-Signal vorbei zu radeln, dabei irgendwie hängen blieb und der Länge nach auf den Asphalt knallte, steige ich nun bei jedem Hindernis brav ab und mogle mich geduldig durch. Die Sache damals hatte ein Nachspiel. Ich blieb nämlich keineswegs belämmert liegen. Das hätte die Arbeiter wohl viel mehr erschreckt als die wütende Furie, die aufsprang, das Dreieck packte und heftig fluchend in die Landschaft hinaus pfefferte. Immerhin war der Drahtesel noch fahrbar, sodass ich die ihrerseits empörten Männer in Orange, die mit erhobenen Fäusten auf mich zueilten, flugs abhängte. Erst zu Hause dann brummte ordentlich der Schädel, sodass mich der Doktor mit der Diagnose Hirnerschütterung für eine Woche ins Bett steckte.
Zwischenzeitlich gabs weitere zwei Unfälle wegen Glatteis – selber schuld – und einen, bei dem ich wie ein Bond-Girl in akrobatischer Manier über eine elegante schwarze Motorhaube hinweg turnte, die mir die Vorfahrt genommen hatte, um mich jenseits davon eher weniger bondmässig auf dem Boden niederzulassen. Nun habe ich genug davon, gegen den Strom zu schwimmen, und reise meist zu Fuss oder mit dem Zug. Schade.