notifications
Luzern

Seit 50 Jahren: Das Planetarium zeigt die Einmaligkeit unserer Erde

Das Planetarium im Verkehrshaus Luzern feiert seinen 50. Geburtstag. Es wirft auch existenzielle Fragen auf. Und seine Technologie entwickelt sich immer weiter.
Der legendäre Carl-Zeiss-Projektor, mit dem das Planetarium 1969 startete und der 2013 durch Digitaltechnik ersetzt wurde. (Bild: Verkehrshaus)
So erlebt man das Planetarium heute. (Bild: Domink Baur / Photopress)

Natalie Ehrenzweig

Natalie Ehrenzweig

Am 21. Juli 1969 war es soweit: Die USA gewannen das Rennen zum Mond, und Neil Armstrong betrat als erster Mensch den Mond. Kurz davor, nämlich am 1. Juli, gewann das Verkehrshaus Luzern das Rennen in Europa. Denn es eröffnete – mit Livekommentar des amerikanischen Austronauts und Politikers John Glenn – das damals einzige und grösste Planetarium der Schweiz. «Im ersten Betriebsjahr war es mit einer Viertelmillion Besuchern das erfolgreichste Planetarium Europas», berichtet Daniel Schlup, Vizedirektor des Verkehrshaus Luzern.

Dass dem Verkehrshaus dies gelang, war vor allem dem Engagement des ersten Verkehrshaus-Direktors Alfred Waldis geschuldet. «Er realisierte das damalige Raumfahrtfieber, verstand, dass hier etwas Weltbewegendes passierte und wollte ein Planetarium.» Waldis habe sehr erfolgreich Kontakte geknüpft, er habe über ein unglaubliches Namensgedächtnis verfügt und sei ein riesiger Faktenspeicher gewesen. «Er schlief wohl nur drei, vier Stunden pro Nacht. Tagsüber leitete er das Museum, nachts erarbeitete er neue Ausstellungen oder Vorträge. Im Prinzip war er der Vorgänger von Fernsehmann Bruno Stanek», sagt Schlup, der auch Leiter Vermittlung und Entwicklung ist.

«Das Publikum auch mit Weltraumsicht mitnehmen»

Zwar ist das öffentliche Interesse an der Raumfahrt inzwischen etwas abgekühlt. Trotzdem würde Daniel Schlup auch heute noch ein Planetarium bauen: «Es geht beim Planetarium nicht in erster Linie um Raumfahrt, sondern viel mehr um die existenziellen Fragen, die tief in allen Menschen stecken. Wo kommen wir her? Sind wir allein? Wir vermitteln im Planetarium nicht nur Fakten. Hier ist auch ein Mensch, quasi ein Reisebegleiter, der zu den grossen Fragen etwas zu sagen hat. Ausserdem ist die Erlebniswelt viel grösser als am Fernsehen oder Computer».

Neben dem philosophischen Austausch bietet das Planetarium aber auch viel Wissen. «Der erste Sternenprojektor von Carl Zeiss war geozentrisch, zeigte das Universum also aus der Sicht der Erde. Doch die technologische Entwicklung von Teleskopen und Satelliten schritt rasant voran», erläutert Daniel Schlup. Um den neu verfügbaren Bildern und Simulationen gerecht zu werden, wurden zusätzliche Projektoren benützt. 2001 wurde das erste System von einem Volldom-Videosystem abgelöst, vor sechs Jahren wurde das Planetarium umgebaut auf eine echtzeitfähige, digitale Projektion. Ausserdem wurde die Kuppel neu gespritzt.

«Mit der aktuellen Technologie können wir das Publikum überall hin mitnehmen, eben auch mit der Weltraumsicht. Gerade mit den Bildern, die wir dank Hubble haben. Da wird Weltkulturerbe geschaffen und mit dem Planetarium machen wir das jedermann zugänglich», schwärmt der Vizedirektor. Wenn heute etwas Neues entdeckt werde, könne das morgen mittels drag-and-drop bereits im Planetarium gezeigt werden.

Genau darum geht es Daniel Schlup: Der Öffentlichkeit näherzubringen, was die Wissenschaft herausfindet. «Die Wissenschaft bringt allerdings noch keinen Sinn hervor. Und die Sinnfrage beschäftigt die Menschen immer. Das merke ich, wenn ich Vorträge darüber halte, dass wir aus Sternenstaub bestehen. Das fasziniert. Ich habe schon Predigten zu dem Thema gehalten. Hier trifft sich Physik und Philosophie», sagt Daniel Schlup. Wichtig ist dem Verkehrshaus aber vor allem, wie schön, einmalig und fragil die Erde ist. Das steht sogar im Leistungsauftrag des Planetariums: «Am eindrücklichsten ist der Anblick der Erde aus dem All».

Es kommt ein weiterer Technologieschub

Darum finde sich im Planetarium auch nicht ein spezifisches Publikum, sondern sprechen die Shows die gesamte Bevölkerung an. Allerdings laute das jährliche Ziel heute nicht mehr eine Viertelmillion, sondern 100 000 Besucher: «Wir erlebten einen Einbruch, als wir einen separaten Eintritt für das Planetarium einführten. Auch intern haben wir uns mit dem Filmtheater Konkurrenz geschaffen. Dafür haben wir jetzt Kostentransparenz. Der Planetariumsbesuch erfolgt heute viel bewusster als früher».

Der Modernisierungsprozess wird dazu führen, dass die immer lichtstärker werdenden Beamer die Plattenkonstruktion der Kuppel sichtbar machen. «Denkbar ist eine LED-Kuppel, wie es sie bereits in Shanghai gibt. Die hat viele Vorteile: Sie ist langlebiger, die Farben sind intensiver und schwarz ist tatsächlich auch schwarz», ist Daniel Schlup begeistert.

So wird das Verkehrshaus Luzern auch weiterhin ein Planetarium mit sehr gutem Ruf haben. «Planetarien müssen technisch auf der Höhe sein. Aber dann braucht es auch noch viel Leidenschaft der Angestellten und hohe Kompetenz. Das weist auch unser Planetariumsleiter Marc Horat auf, der letztes Jahr einen internationalen Award für seine Arbeit gewonnen hat.»

Kommentare (0)