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Nidwalden

Seit 10 Jahren: Kirchenwaldtunnel bringt Sicherheit und Nähe

Mit dem Kirchenwald- und dem Verbindungstunnel von der A2 in Nidwalden zur A8 in Obwalden kamen sich die beiden Kantone vor 10 Jahren markant näher. Zudem ist der Verkehr seither vor der permanenten Steinschlaggefahr am Lopper sicher.
Der Kirchenwaldtunnel A2 und der Verbindungstunnel auf die A8 wurden vor 10 Jahren mit einem Festakt eröffnet. Jürg Röthlisberger, Vizedirektor beim Bundesamt für Strassen, Lisbeth Gabriel, Regierungsrätin NW, Baudirektion und Hans Matter, Regierungsrat OW, Baudirektion durchtrennen das Band (v.l.n.r.). (Bild: Manuela Jans, Stansstad, 18. Dezember 2008) 

Philipp Unterschütz

Wie durch ein Wunder kam niemand zu Schaden, als 1986 zwei 16 Tonnen schwere Felsbrocken zwischen Stansstad und Hergiswil aus einer Höhe von 100 Metern auf den Lopperviadukt donnerten. Der Steinschlag zeigte in seiner ganzen Wucht erneut das grosse Gefahrenpotenzial am Lopper und gab schliesslich den Anstoss für Planung und Bau des Kirchenwaldtunnels zwischen Stansstad und Hergiswil, respektive Alpnachstad. Dieser sollte nicht nur die Sicherheit für Verkehrsteilnehmer verbessern, sondern auch die Verfügbarkeit der Verkehrsverbindung. «Mit dem Kirchenwaldtunnel kann die A2 Nord–Südachse auch bei grösseren Naturereignissen am Lopper ohne Unterbruch aufrechterhalten werden», betont Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamtes für Strassen (Astra). Als 2006 dann die erste Röhre des Kirchenwaldtunnels von Hergiswil nach Stansstad eröffnet wurde, war betreffend Sicherheit schon viel erreicht.

Ein verkehrstechnisch neues Zeitalter brach für Nid- und Obwalden aber erst zweieinhalb Jahre später an: Am 18. Dezember 2008 wurde die Nordröhre des Kirchenwaldtunnels und der Verbindungstunnel zur Autobahn A 8 in Obwalden eröffnet. Damit kamen sich die beiden Kantone einen Riesenschritt näher. Vorbei waren die Zeiten der gemächlichen Fahrten auf der kurvenreichen Lopperstrasse entlang des Alpnachersees.

Markante Verkehrsverlagerung

«Eine enorm wichtige Verbindung, von der die ganze Wirtschaft profitiert», sagt Reto Zimmermann, Inhaber der Zimmermann Gruppe mit Niederlassungen in Nid- und Obwalden (Transport- und Recyclingunternehmen), über die unterirdische Verbindung. «Die gut ausgebaute Infrastruktur ist ein bedeutender Erfolgsfaktor, die Anfahrtswege sind viel kürzer.» Die Zeitersparnis und die verbesserte Sicherheit betonen auch Marco Niederberger und Lorenz Muhmenthaler, die Leiter der Verkehrs- und Sicherheitspolizei in Ob- und Nidwalden. «Die direkte Verbindung ohne Gegenverkehr hat sich in den 10 Jahren bestens bewährt, es gab auch keine gravierenden Vorfälle», so Marco Niederberger. Hingegen sei der «alte», im Gegenverkehr geführte, Loppertunnel in Rushhour-Zeiten dem Verkehrsaufkommen zeitweise nicht mehr gewachsen.

Wie viel Verkehr Verbindungs-, Kirchenwald- und Loppertunnel «schlucken», lassen die Zahlen der Verkehrszählstelle in Alpnachstad erahnen. So betrug 2002 der durchschnittliche Tagesverkehr in beide Richtungen 19118 Fahrzeuge. 2007 waren es 21156 Fahrzeuge und im vergangenen Jahr wurden 24054 Fahrzeuge gezählt. Bestätigen kann Marco Niederberger, dass der Verbindungstunnel zu einem massiven Rückgang des Verkehrs auf der Kantonsstrasse am Alpnachersee führte.

Freuen über die «Verkehrsverlagerung» kann sich auch die Gemeinde Stansstad. So spricht Gemeindepräsident Beat Plüss von einer «riesigen Entlastung von Durchgangsverkehr und Lärm, was auch die Sicherheit im Dorf erhöht hat». Kehrseite sei, dass Stansstad bei einem Ereignis oder bei Stau als Umfahrungsstrecke benützt werde.

Zwar bringen neue Strassen in der Regel mehr Verkehr mit sich, im Fall des Verbindungstunnels halten sich die Auswirkungen in Grenzen. Das bestätigt aus seiner Warte auch Florian Spichtig, Verwaltungsratspräsident der Obwalden Tourismus AG: «Der Verbindungstunnel ist aus touristischer Sicht klar weniger bedeutend, als der Loppertunnel, der bereits 1984 eröffnet wurde und seither den touristischen Hauptstrom nach Obwalden führt.» Er sei insbesondere ein wichtiger nachbarschaftlicher Handschlag zwischen Ob- und Nidwalden. Die Gefahr, dass durch die Staus Gäste von einem Besuch absehen, bestehe aber. «Wichtig ist, dass die A 8 für den Fernverkehr mit einem weiteren Ausbau über den Brünig nicht noch attraktiver gemacht und der Fokus auf den Ausbau zwischen Lopper und Luzern gerichtet wird.»

Termingemäss und innerhalb des Kostenrahmens

Die Nordröhre des Kirchenwaldtunnels mit dem darin abzweigenden Verbindungstunnel wurde am 18. Dezember 2008 eröffnet von Jürg Röthlisberger, der damals noch Vizedirektor beim Astra war, sowie von den damaligen kantonalen Baudirektoren Lisbeth Gabriel (NW) und Hans Matter (OW). Er erinnere sich sehr gut, sagt Röthlisberger, schliesslich «ist die A 2 nicht nur eine wichtige Nord-Südachse, sondern in erster Linie auch das Rückgrat des Strassenverkehrs in der Zentralschweiz.» Lisbeth Gabriel behält die Eröffnung als Freudentag in Erinnerung, an dem ein bedeutendes Bauwerk nach 20 Jahren intensiver Planung und Bautätigkeit der Öffentlichkeit übergeben werden konnte. «Als ich 2004 die Arbeit in der Baudirektion aufnahm, war der Bau bereits weit fortgeschritten. Mein besonderes Augenmerk galt der Kostenkontrolle. Es war mir ein grosses Anliegen das Projekt einerseits plangemäss, aber vor allem auch im Rahmen der bewilligten Kredite abschliessen zu können. Beides ist gelungen.»

Wie recht Lisbeth Gabriel hat, wenn sie sagt, dass der Tunnel die optimale Lösung darstelle, zeigen zwei Ereignisse, die nach der Eröffnung passierten. Im Oktober 2009 war nach einem Felssturz die Kantonsstrasse zwischen Hergiswil und Stansstad monatelang gesperrt, der Nah- und Langsamverkehr musste über eine Pontonbrücke geleitet werden. Im Oktober 2013 war nach dem Absturz eines F/A-18-Kampfjets die Lopperstrasse mehrere Tage komplett gesperrt. «Der Verbindungstunnel war Gold wert», erinnert sich Marco Niederberger.

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