«Dangerous» war der Titel des dritten Herbst-Seeklang-Konzertes in der Aula Grossmatt in Hergiswil. Und «gefährlich» nah an den Grenzen des Spielbaren finden sich die jungen Künstler in dieser Reihe zusammen, die 2017 von dem Hergiswiler Geiger Jesper Gasseling gegründet wurde. Unterstützt von der Kulturkommission Hergiswil haben sich die Konzerte zum festen Bestandteil in der Region etabliert. Grosser Zulauf bewies das eindrücklich am Freitagabend.
Isabel Charisius, seit Frühjahr Co-Intendantin bei Seeklang, gab kurze Einführungen zu den Kompositionen, die mit starken Kontrasten in solche Höhen und Tiefen führen, dass sie wahrlich gefährlich an Abgründe reichen. Die Sonate für Viola und Klavier ist das letzte Werk von Dmitri Schostakowitsch. Er begann damit drei Monate vor seinem Tod und vollendete es auf dem Sterbebett. Wie ein klingender Rückblick über sein Leben finden sich in dieser Sonate unter anderem Themen aus all seinen Sinfonien.
Beethovens Mondscheinsonate, deren Anfang die Pianistin Marija Bokor kurz anspielte, ist von Schostakowitsch im letzten Satz ergreifend eingebunden. Ausdrucksstark und intensiv gestalteten Isabel Charisius und Marija Bokor die Sonate. Mit ihrem hoch expressiven Spiel zogen sie das Publikum in ihren Bann. Das reichte von schmelzend melancholischer Süsse bis hin zu den ironisch charakteristischen Rhythmen und der vermeintlichen Lustigkeit, die immer wieder in Schostakowitschs Werken aufscheint.
Todessehnsucht, Liebe, Verzweiflung und Hoffnung
Das Klavierquartett Nummer 3 c-Moll von Johannes Brahms, in dem Sehnsucht, ja gar Todessehnsucht und Liebe, Verzweiflung und Hoffnung wechseln, hat der Komponist immer wieder umgeändert und zum Glück nicht, wie viele seiner Werke, selbst vernichtet. All diese Stimmungen wurden ergreifend ausgespielt.
Der Beginn mit den leeren Klavieroktaven, gefolgt von den fahl gläsernen Seufzern der Streichinstrumente, liess erschauern. Jesper Gasseling, Isabel Charisius und die Cellistin Deborah Tolksdorf spielten die inneren Regungen des Komponisten gemeinsam mit der Pianistin höchst intensiv und leidenschaftlich aus. Das reichte von zart empfundener Melodienseligkeit bis zu krass verzweifelten Ausbrüchen. Man wurde in die unglaubliche Vielschichtigkeit der Empfindungen direkt hineingezogen. Erst im lang anhaltenden Beifall löste sich die Spannung.
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