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Luzern

Seeburg-Besitzer bangen um den Erhalt des Jesuitenhofes – ein exklusiver Blick in die Gebäude

Der ehemalige Jesuitenhof in der Luzerner Seeburg bröckelt vor sich hin. Die Hoffnungen der Besitzer ruhen nun auf dem Stadtparlament.

Simon Mathis

Der Glanz des ehemaligen Ensembles «Jesuitenhof» beim Hotel Seeburg, bestehend aus den Gebäuden «Schönegg», «Alpenblick» und «Rigiblick», ist heute nur noch erahnbar. Besonders im Gebäude «Schönegg» sieht's traurig aus: Die Decke hängt durch, die Veranda ist verrostet und in den Zimmern stapeln sich allerlei Relikte aus alten Zeiten – darunter Sessel, Holzstiche und Skis.

Besonders dramatisch mutet ein zerschmetterter Kronleuchter im ersten Stock an. Das zeigt ein exklusiver Augenschein unserer Zeitung im Beisein von Besitzern und Architekten:

Der Grund für die Führung: Die Seeburg Hotel AG, welcher der denkmalgeschützte Jesuitenhof gehört, wartet besorgt auf einen Entscheid des Grossen Stadtrates, der am 25. Juni fallen soll. Dann nämlich befinden die Parlamentarier über die Teilrevision der Bau- und Zonenordnung (BZO).

Die neue BZO ist eng mit dem Schicksal des Jesuitenhofs verwoben. Der Investor ist bereit, das Ensemble sachgemäss restaurieren zu lassen und das Erdgeschoss öffentlich zugänglich zu machen. Allerdings: «Zurzeit befindet sich die Hotelanlage in einer Grauzone, geradezu in einer Nicht-Zone», sagt Martin Koller, Präsident der Seeburg Hotels AG. Dies deshalb, weil die Stadtluzerner Stimmbürger 2013 die ursprüngliche Hochhaus-Idee knapp abgelehnt haben. «Die alte Regelung wurde per Volksentscheid umgestossen, während eine neue noch nicht in Kraft ist», so Koller. Daher drängt das Unternehmen darauf, möglichst bald Planungssicherheit zu haben.

Restaurierung kostet 17 Millionen Franken

Mit jetzt anstehenden Teilrevision der BZO würde die Begradigung der Waldgrenze möglich; dies ist für den geplanten Neubau entlang des Hanges nötig (wir berichteten). In diesem will die Seeburg Hotels AG unter anderem auch Wohnungen realisieren, um damit die Restaurierung des Jesuitenhofes zu finanzieren. 17 Millionen Franken kostet die Restaurierung des dreiteiligen Ensembles voraussichtlich. Koller hält fest:

«Wenn wir jetzt anfangen können, lässt sich das Denkmal seriös und mit sinnvollem finanziellen Aufwand schützen.»

Jegliche Verzögerung mache dieses Vorhaben fragwürdiger. Konkret fürchtet Koller eine weitere Verzögerung durch ein mögliches Referendum gegen die BZO. Dabei betont er: «Wir haben den Volksentscheid von 2013 akzeptiert und in unsere Planung eingearbeitet. Nun ist es für uns wichtig, jede weitere Verzögerung zu vermeiden.»

Ein schnelles Voranschreiten käme auch der Bausubstanz zugute, sagt Peter Omachen, Denkmalpfleger des Kantons Obwalden und Berater der Bauherrschaft. «Der Zahn der Zeit arbeitet gegen uns, eine Restaurierung wird von Jahr zu Jahr teurer und schwieriger», so Omachen. Die Feuchtigkeit schleiche in die Bauten. Diese seien statisch zwar noch in Ordnung, mittelfristig müsse man jedoch befürchten, dass wertvolle Originalsubstanz unrettbar verloren gehe.

Quelle: Inventar der Hotel- und Tourismusbauten (IHT)

Besitzer handeln «denkmalpflegerisch vorbildlich»

Die Wiederaufnahme der bald zehn Jahre alten Planung für den Jesuitenhof begann vor einem Jahr. Das Ensemble soll für 25 Hotelzimmer und diverse Seminarräume genutzt werden. «Wir erwägen, den Jesuitenhof allen anderen Bauvorhaben im Perimeter vorzuziehen, sobald das Parlament der Teilrevision der BZO zugestimmt hat», sagt der zuständige Architekt Mauritius Carlen.

«Wir befanden uns in den vergangenen sieben Jahren einfach in einem Planungsvakuum.» Man müsse ausserdem bedenken, dass die Seeburg in Luzerner Hand sei. Hauptaktionär der Seeburg Hotels AG ist Bruno Amberg, Miteigentümer der gleichnamigen General- und Bauunternehmung. Koller habe sich stets dafür eingesetzt, dass die Seeburg nicht an ausländische Investoren gehe:

«Wir wollen eine Luzerner Lösung. Einem Luzerner allerdings kann aber irgendwann einmal auch das Geld ausgehen.»

Koller will dies indes nicht als Drohung verstanden wissen. «Es handelt sich einfach um ein unternehmerisches Faktum; wir können die Restauration nicht länger hinauszögern.» Laut Peter Omachen agieren die Besitzer denkmalpflegerisch vorbildlich: «Aus Erfahrung kann ich sagen, dass das alles andere als selbstverständlich ist.»

Rainer Heublein, Präsident des Innerschweizer Heimatschutzes (IHS), relativiert die Sorgen der Seeburg-Besitzer. Das Vorhaben, den Jesuitenhof qualitätsvoll zu erhalten, ist richtig und für Luzern sehr wertvoll. Allerdings: «Es verwundert uns, dass der Erhalt des Jesuitenhofes nun plötzlich eine Frage von wenigen Monaten sein soll», hält er fest.

Der IHS hat Einsprache gegen die Teilrevision des BZO erhoben; sie wurde abgelehnt. Stein des Anstosses ist dabei nicht der Jesuitenhof, sondern die Gestaltung der Neubauten. «Für einen solchen für Luzern äusserst wichtigen Standort, dies ist vom See her das Tor zur Stadt, wäre nicht nur aus der Sicht des IHS ein offener Wettbewerb gefordert», sagt Heublein. «Spätestens nach dem Signal der letzten Abstimmung, als das Projekt vom Volk abgelehnt wurde, hätte man diese Chance nochmals nutzen können.»

Das stattdessen durchgeführte qualitative Verfahren sei an dieser prominenten Lage zu wenig. «Deshalb können wir nicht beurteilen, ob das jetzt vorliegende Projekt tatsächlich die verträglichste Lösung präsentiert», so Heublein. «Überspitzt gesagt hat man das ursprünglich geplante Hochhaus jetzt einfach abgelegt.»

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