Am 20. Oktober finden die Ersatzwahlen für den Lungerer Gemeinderat statt. Dies, obwohl nicht alle Ortsparteien nach den turbulenten letzten Monaten damit einverstanden sind. Zur Erinnerung: Nach dem sofortigen Rücktritt von Gemeinderat Franco Castelanelli (CVP) im April kündigten in kurzer Folge Gemeindeschreiber Adrian Truttmann, die stellvertretende Gemeindeschreiberin sowie Schulleiterin Annelise Zimmermann – alle aus persönlichen Gründen. Mitte Mai trat auch Lungerns Gemeindepräsident Albert Amgarten (parteilos) per sofort zurück und begründete dies mit «unterschiedlichen Auffassungen bei der strategischen Arbeit und mangelndem Vertrauen des Rates.»
Hintergrund sind offenbar Differenzen bei der Arbeitsteilung im vor zwei Jahren eingeführten Geschäftsführermodell, womit die Verwaltung das operative Geschäft übernimmt und der Gemeinderat rein strategisch tätig ist. Mit den Rücktritten ist der Gemeinderat auf momentan fünf Mitglieder geschrumpft.
«Da gab es nichts mehr dazu zu sagen»
Im Mai hatte die CVP Lungern an ihrer Parteiversammlung befunden, es sei wenn immer möglich auf Ersatzwahlen für den Rest der Amtsdauer 2016-2020 zu verzichten, da nächsten Frühling Gesamterneuerungswahlen stattfinden. Der Gemeinderat solle im aktuellen Fünfergremium weiterarbeiten. Die SVP liess nach der Gemeindeversammlung Ende Mai verlauten, der Wahltermin sei nicht mit den Parteien abgesprochen worden. Es brauche weitere Abklärungen, denn dass zwei fähige und kompetente Mitglieder das Gremium so plötzlich verliessen, lasse auf eine schwerwiegende Vertrauenskrise schliessen.
Nun wird also doch am 20. Oktober gewählt, wie unter anderem dem Amtsblatt zu entnehmen war. Kam es zu einer Einigung mit den Parteien? «Wir wurden vom Gemeinderat informiert, da gab es nichts mehr dazu zu sagen», sagt CVP-Präsident Niklaus Vogler nur.
Der Rat habe aufgrund des Wahlgesetzes nicht anders handeln können, sagt Gemeindevizepräsident Martin Gasser auf Anfrage. «Finden innert sechs Monaten nach einem Rücktritt keine Gesamterneuerungswahlen statt, hat der Gemeinderat Ersatzwahlen anzusetzen.» Man habe mehrmals das Gespräch mit den Parteien gesucht und die Situation dargelegt. Die verbliebenen fünf Gemeinderäte könnten zudem nicht bis im Frühling weiter im erhöhten Pensum arbeiten. «Da wir alle berufstätig sind, ist das ein grosser Spagat», so der Gemeindevizepräsident. Er betont weiter, die Situation in der Lungerer Verwaltung und im Gemeinderat habe sich «stark beruhigt.»
SVP will nicht antreten
Nun müssen die Parteien also Kandidaten suchen. Bisher seien noch keine gefunden, teilt Gemeindevizepräsident Martin Gasser mit. «Wir stehen mit den Parteien im Austausch.» Die SVP will gar nicht antreten, wie Präsident Walter Bürgi auf Anfrage sagt. «Wir haben uns aufgrund der jetzigen Lage im Gemeinderat und in der Verwaltung dagegen entschieden. Potenzielle Kandidaten wollen sich nach den Unstimmigkeiten der Vergangenheit nicht für das Gremium zur Verfügung stellen.»
«Wir geben unser Bestes», sagt dagegen CVP-Präsident Niklaus Vogler, «aber es ist harzig.» Und nicht zum ersten Mal: Bereits 2016 und 2018 hatte sich für einen frei werdenden Gemeinderatssitz in der kleinsten Obwaldner Gemeinde jeweils kein einziger Kandidat zur Verfügung gestellt.
Soll es diesmal anders sein, müssen bis am 9. September Wahlvorschläge auf der Gemeindekanzlei eingehen. Die neu gewählten Gemeinderäte träten ihr Amt am 1. November an, im Falle eines zweiten Wahlgangs am 1. Dezember.