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Luzern

Schweizer, Chinesen, Amerikaner: Sie machen den Grossteil der Touristen in Luzern aus

Zu rund je 30 Prozent setzen sich die Touristen im Kanton Luzern aus Schweizern und Asiaten zusammen. Doch am Längsten bleiben Gäste aus Katar.
Auch chinesische Gäste entdecken zunehmend den Individualtourismus. (Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 7. September 2018))
Chinesische Touristen zu Besuch in der Stadt Luzern. (Bild: Eveline Beerkircher, Luzern, 16. Januar 2020)

Chiara Stäheli

Chiara Stäheli

Chiara Stäheli

Mittlerweile stammt etwa jeder zehnte Übernachtungsgast in Luzern aus China. Wie sich der Rest der Gäste zusammensetzt, zeigt die Beherbergungsstatistik. 1,2 Millionen Menschen haben laut den neuesten Zahlen des Bundes zwischen Januar und November des vergangenen Jahres mindestens eine Nacht in einem Hotel oder einer Ferienwohnung im Kanton Luzern verbracht.

Rund ein Drittel der Gäste stammt aus der Schweiz, weitere 30 Prozent der Touristen reisten aus dem asiatischen Raum nach Luzern. Afrikaner, Australier und Südamerikaner machten hingegen nur einen Bruchteil der Übernachtungsgäste aus.

Marketing konzentriert sich auf «Schlüsselmärkte»

Obwohl der Kanton vor allem bei der asiatischen Bevölkerung beliebt ist, betont Sibylle Gerardi von Luzern Tourismus, dass Luzern «breit aufgestellt» sei: «Wir haben nicht nur Gäste aus China, sondern verfolgen eine internationale Ausrichtung. Das ergibt einen ausgeglichenen Gästemix.» Auch das touristische Angebot sei nicht nur auf ein spezifisches Land abgestimmt. Dennoch wird der chinesische Tourismusmarkt im Bereich der Werbung bevorzugt behandelt: «Um die Ressourcen zu bündeln, konzentrieren wir uns im Marketing auf die Schlüsselmärkte – dazu zählt auch China», so Gerardi.

Was weiter auffällt: Die Aufenthaltsdauer der chinesischen Gäste ist mit durchschnittlich 1,2 Nächten die tiefste im Vergleich mit den Touristen aller anderen Länder. Ähnlich kurz ist nur die Verweildauer der Personen aus Hongkong und Thailand (siehe Grafik). Die Länge des Aufenthalts in Luzern führt Gerardi insbesondere auf die Reiseform zurück: «Rund 55Prozent der chinesischen Gäste in Luzern reisen in Gruppen. Diese besuchen meist nicht nur Luzern, sondern auch weitere Schweizer Regionen oder Städte im benachbarten Ausland.» Deshalb stehe dann für einzelne Destinationen weniger Zeit zur Verfügung.

Hier sei aber eine Veränderung im Gange: «Seit einiger Zeit reisen Chinesen vermehrt individuell und in Kleingruppen.» Sie gehe deshalb davon aus, dass diese Gäste künftig nebst den bekannten Sehenswürdigkeiten auch interessiert seien an anderen Angeboten in der Region. Bestrebungen, die Aufenthaltsdauer der Gäste zu verlängern, laufen bereits seit einigen Jahren. Damit will Luzern Tourismus die touristische Wertschöpfung steigern, indem etwa unbekanntere Destinationen vermarktet und bekannt gemacht werden. Deutlich länger im Kanton Luzern bleiben Touristen aus Katar, Bahrain oder Zypern. Gemäss Luzern Tourismus besuchen knapp 90 Prozent der Gäste aus diesen Ländern pro Reise nur die Schweiz – und keine anderen Länder. Damit lässt sich gemäss Gerardi auch die längere Aufenthaltsdauer erklären.

Hotels schulen Personal für internationale Gäste

Die Schweizer Touristen machen zwar nach wie vor den grössten Teil der Übernachtungsgäste aus. Mit rund einem Drittel zählt dieser Anteil allerdings verglichen mit sämtlichen anderen Kantonen zu den tiefsten – nur Genf hat anteilsmässig weniger inländische Touristen als Luzern. Für Sibylle Gerardi ist dieser Vergleich nur bedingt sinnvoll:

«Eine Region wie Luzern, die international beliebt und bekannt ist, hat prozentual natürlich weniger Schweizer Gäste als eine Destination mit wenig internationalen Touristen.»

Die Herkunft der Gäste hat nicht zuletzt auch Einfluss auf die Hotelbetreiber. Längst kann nicht nur der Internetauftritt vieler Hotels in Chinesisch oder Arabisch aufgerufen werden. Auch andere Angebote – etwa kulinarische – richten sich nach der Herkunft der Gäste. Conrad Meier, Präsident des Verbands der Luzerner Hotellerie, sieht das «interkulturelle Management» als Chance: «Wir freuen uns, Gäste aus aller Welt zu begrüssen und schulen unsere Mitarbeiter entsprechend», so der Direktor des Hotels Europe in Luzern.

Diese Anpassung an die Bedürfnisse der internationalen Gäste beobachtet und begrüsst auch Gerardi: «Spricht ein Hotel spezifisch Gäste aus einem Land an, empfiehlt es sich, auch über das nötige Wissen zur Kultur, zur Sprache und zu den Bedürfnissen dieser Gäste zu verfügen.» Grundsätzlich würden aber gewisse Qualitätskriterien in Hotels für alle Gäste gelten, egal woher sie kommen.

Seit 2005 haben sowohl die Anzahl der Ankünfte als auch jene der Logiernächte im Kanton Luzern um mehr als die Hälfte zugenommen. Gibt es irgendwann eine Grenze? «Es wäre wohl nicht realistisch und umsetzbar, eine Grenze zu setzen», sagt Gerardi. Momentan gehe es darum, die richtigen Massnahmen zu finden, um die «Lenkung der Gäste zu optimieren». Die Touristen sollen zudem idealer über das Jahr verteilt werden, denn auch in Luzern gibt es vor allem im Winter vielerorts freie Betten.

Verbandspräsident und Hoteldirektor Conrad Meier ergänzt: «Wir verfolgen seit Jahren ein qualitatives Wachstum.» Dabei stehe die bestmögliche Zimmerauslastung zu attraktiven Preisen im Vordergrund. Solche Grundsatzfragen über die Entwicklung des Tourismus in Luzern sind Thema der «Vision Tourismus Luzern 2030», bei der die Stadt Luzern gemeinsam mit Luzern Tourismus und weiteren Beteiligten eine Strategie ausarbeiten will.

Teil dieser Untersuchung ist unter anderem eine Umfrage bei der Bevölkerung der Stadt Luzern, welche aktuell läuft. Die Ergebnisse sollen im Frühling 2021 präsentiert werden.

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