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Luzern

Schweiz statt Ausland: Maturandinnen erzählen, wie sich ihre Sommerpläne verändert haben

Auf und davon – viele Maturanden wollten diesen Sommer ins Ausland reisen. Daraus wird jetzt nichts.
(Bild: PD)
(Bild: PD)
(Bild: PD)
(Bild: Boris Bürgisser (Kastanienbaum, 8. Mai 2020))

Pascal Linder

 

Viele Jugendliche legen nach dem Maturaabschluss ein Zwischenjahr ein: Nach jahrelangem Schulbankdrücken wollen sie meist ins Ausland, um andere Kulturen kennen zu lernen und ihre sprachlichen Kenntnisse zu verbessern.

Auch in diesem Sommer wären viele Luzerner in die Ferne gereist, doch die Coronakrise machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Vier Maturandinnen erzählen:

Lisa Kuhn: Für den Numerus Clausus büffeln statt fliegen

Lisa Kuhn aus Luzern wollte diesen Sommer als Flugbegleiterin abheben – ständig unterwegs sein, viele Destinationen bereisen und neue Menschen kennen lernen. Die 18-Jährige hatte sich bereits für das Casting bei der Swiss angemeldet. In den Osterferien hätte es stattfinden sollen, aufgrund der Coronamassnahmen konnte es aber nicht durchgeführt werden. Statt ein Jahr über den Wolken zu arbeiten und nach der langen Schulzeit einmal berufliche Erfahrungen zu sammeln, wird sich die Maturandin vom Alpenquai nun auf den Numerus Clausus vorbereiten.

«Ich wollte schon lange Medizin studieren, im Juni werde ich die Prüfung machen», sagt Kuhn. Womöglich bleibe ihr gar etwas mehr Zeit zum Lernen. Es könne nämlich gut sein, dass die Aufnahmeprüfung coronabedingt doch später als geplant stattfinde. Kuhn bedauert zwar, dass sie die Erfahrung als Flugbegleiterin nicht machen kann, betont aber: «Anderen Menschen geht es in dieser Krise wirklich schlecht. Nach der Matura wäre diese Erfahrung cool gewesen, jetzt ist es halt anders rausgekommen».

Frida Mathis: Praktika statt Reise nach Ecuador oder in die USA

Frida Mathis plante nach ihrem Maturaabschluss einen Auslandaufenthalt: Im kommenden Januar wäre sie nach Ecuador gereist, wollte dort als Hilfslehrerin in einer Behindertenschule arbeiten. Aufgrund der aktuellen Situation hat sie diesen Plan aber vorerst aufgeschoben. «Glücklicherweise habe ich noch nichts gebucht», sagt sie.

Im Sommer wird sie erst mal ein Pflegepraktikum in der Chirurgie im Kantonsspital Wolhusen machen. Es sei zwar eine gute Alternative, trotzdem ein wenig frustrierend. «Nach sechs Jahren Lernen hätte ich jetzt lieber die Welt entdeckt.» Mathis ist sich aber bewusst, dass die Coronakrise viele andere deutlich härter getroffen hat. «Dass ich jetzt nicht nach Ecuador reisen kann, ist ein Luxusproblem», sagt sie schliesslich.

Alina Procacci: Vorstellungsgespräche statt USA-Reise

Auch Alina Procacci wollte in die Ferne und im Sommer in die USA reisen. Beiläufig erwähnt die heute 18-Jährige, dass sie sechs Jahre lang in den Vereinigten Staaten lebte. Nach ihrer Matura wollte die Ballwilerin also wieder zurück in die USA, um einige Monate dort zu arbeiten. Hierfür stand sie schon mit einer Reiseorganisation in Kontakt und war dran, das Visum zu beantragen. Doch noch bevor ihre Reise konkret wurde, machte Corona ihre Pläne zunichte. Ausserdem wollte sie einen Teil ihres Zwischenjahres im Tessin verbringen. Auch hier war der Plan: Arbeiten, um Geld zu verdienen und ihr Italienisch zu verbessern. Und auch hier ist die Enttäuschung gross. «Aktuell ist es sehr schwierig, eine Temporärstelle im Tessin zu finden», erklärt Procacci.

Nun hält sie nach Alternativen Ausschau. Sie liebäugelt mit einem Praktikum im Marketingbereich bei einem Gastrounternehmen, konnte sich dort auch schon vorstellen. Die Hoffnung auf einen Auslandaufenthalt hat sie dennoch nicht aufgegeben. Denn Procacci hat schon eine neue Idee: «Ich hoffe, die Situation verbessert sich, sodass ich im nächsten Jahr nach Italien kann.» Wieder zum Arbeiten und ein bisschen Rumreisen. Ausserdem habe sie Verwandte in Italien, denen sie dann einen Besuch abstatten könnte. Abschliessend hält Procacci fest: «Man muss flexibel bleiben und auch akzeptieren, wenn die ursprünglichen Pläne nun mal nicht aufgehen».

Michelle Gut: Schweizer Alpen statt maledivischer Sandstrand

Die 19-jährige Michelle Gut schloss ihre Matura bereits letzten Sommer ab, befindet sich derzeit im Zwischenjahr. Ihr langfristiges Ziel: Sie will in die Hotelbranche einsteigen. Ende März hätte eigentlich ihr langersehntes Praktikum in einem Hotel auf den Malediven beginnen sollen. Doch daraus wurde nichts: «Zwei Wochen vor der Abreise teilte die Fluggesellschaft mit, dass alle Flüge gestrichen wurden. Das war, als alle Grenzen geschlossen wurden», sagt die Kastanienbaumerin.

Noch heute zeigt sich Gut über die kurzfristige Absage des Abenteuers Auslandspraktikum enttäuscht: «Die Planung für das Praktikum dauerte ein Jahr. Die Vorfreude war schon riesig». Kürzlich feierte sie ihren Geburtstag, auch den hätte sie sich noch vor wenigen Monaten anders vorgestellt: «Ich hätte am Strand darauf anstossen wollen, stattdessen musste ich zu Hause bleiben». Aber jammern bringt nichts; kurzerhand suchte sich Gut einen Job in der Schweiz. Jetzt arbeitet sie bei einem Online-Händler im Kundendienst. Im September wird sie dann an der Hotelfachschule in Lausanne studieren. Weil dort ein Praktikum obligatorisch sei, ist sie zuversichtlich, die verpasste Chance von einem Auslandspraktikum wenigstens in diesem Rahmen nachholen zu können. «Für jetzt hoffe ich auf eine starke Sommersaison in der Schweizer Hotellerie. Dann werde ich eventuell noch in einem Berghotel im Service arbeiten.»

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