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Zug

Afrikanische Schweinepest: Zuger Züchter sind auf die Tierseuche vorbereitet

Sollte die Afrikanische Schweinepest den Weg in die Schweiz finden, wären im Kanton Zug über 18'000 Schweine gefährdet.
Peter Scherer hat in seinem Schweinestall bereits Hygienemassnahmen ergriffen. (Bild: Patrick Hürlimann (Hünenberg, 5. Februar 2020))

Laura Sibold

Kürzlich hat der Bund für die Afrikanische Schweinepest (ASP) die höchste Gefahrenstufe ausgerufen. Die gefährliche Tierseuche ist so nahe an der Schweiz wie noch nie. Besonders in Asien und Osteuropa ist das Virus bereits ausgebrochen, aber auch in Belgien. ASP kann über das Verfüttern von kontaminierten Speiseresten, über Transportfahrzeuge aus dem Ausland, Stroh, Kleidung sowie Jagdausrüstung in einen Schweinebestand gelangen. Aber auch Wild- und Hausschweine können den Erreger übertragen – mit fatalen Folgen: Denn gegen ASP gibt es weder einen Impfstoff noch Behandlungsmöglichkeiten. Ist ein Schwein befallen, muss der ganze Bestand getötet werden.

Für Schweinezüchter hätte die Tierseuche folgenschwere Konsequenzen, betont Ueli Staub, Geschäftsführer des Zuger Bauernverbandes: «Meist sind Schweinehalter stark auf diesen Betriebszweig spezialisiert. Bei einem Seuchen-Ernstfall würden viele Zuger Schweinezüchter in existenzielle Notlagen geraten.» Das bestätigt Pirmin Limacher, der in Baar eine Zucht mit 80 Muttersauen führt. Zwar sei der Bestand versichert, dennoch wäre der Ertragsausfall für seinen Betrieb mit rund 40000 Franken gross.

Bauern haben bereits Massnahmen ergriffen

Im Kanton Zug gibt es über 18'000 Schweine (Stand 2018) und knapp 90 Schweinehaltungsbetriebe – vom grossen Zuchthof bis zum privaten Hobby. Den grössten Zuger Zuchtbetrieb führt der Hünenberger Peter Scherer. Er hält 240 Muttersauen und bezeichnet einen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in der Schweiz als «blanke Horrorvorstellung». Eine Infizierung seiner Schweine hätte für ihn einen Totalausfall der Einnahmen im sechsstelligen Bereich zur Folge. Entsprechend hat Scherer bereits im Herbst Massnahmen ergriffen. Bei den Auslaufbereichen des Schweinestalls hat er die Umrandung erhöht, um direkten Kontakt mit Wildtieren zu vermeiden. Zudem hat er zur Verbesserung der Hygiene beim Stalleingang eine zweiteilige Schleuse eingerichtet.

«Jeder Besucher muss seine Schuhe wechseln und Schutzkleidung anziehen, damit keine Erreger in den Stall eingeschleppt werden», erklärt Peter Scherer.

Der Zuger Kantonstierarzt Rainer Nussbaumer und Ueli Staub vom Bauernverband betonen die Wichtigkeit von Hygienemassnahmen ebenfalls. Die grösste Gefahr, dass ASP in die Schweiz eingeschleppt werde, gehe vom Menschen aus. So kann die Schweinepest relativ schnell durch infiziertes Fleisch aus dem Ausland in die Schweiz gelangen. Dies zeigt der Seuchenausbruch in Belgien, das von den anderen betroffenen Ländern weit entfernt liegt.

Derzeit trifft auch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) in Zusammenarbeit mit den kantonalen Veterinärämtern konkrete Massnahmen. So werden laut Zuger Kantonstierarzt Rainer Nussbaumer regelmässig Seuchenübungen mit den Kantonen durchgeführt, bei welchen der Ernstfall erprobt wird. Die nächste schweizweite Übung zur Afrikanischen Schweinepest sei bereits in Bearbeitung und werde diesen Herbst durchgeführt. «Da wird zum Beispiel ein Ausbruch der Tierseuche in Bern und Graubünden simuliert und die Zusammenarbeit sowie die ergriffenen Massnahmen der Kantone geprüft», erklärt Rainer Nussbaumer.

Fleisch kann bedenkenlos gegessen werden

Da das Vertrauen in die seuchenpolizeilichen Massnahmen relativ gross sei, rechne man derzeit nicht mit unmittelbar bevorstehenden ASP-Fällen im Kanton Zug, betont Ueli Staub. «Die Bedrohungslage ist aber vorhanden und wird die Schweinebranche wohl noch lange beschäftigen.» Die Zuger Schweinezüchter sorgen sich derweil noch um ein anderes Thema: So könnte ein Ausbruch der Schweinepest einen Imageverlust des Schweinefleischs bedeuten. «Obwohl auch kontaminiertes Fleisch bedenkenlos gegessen werden kann, wären die Konsumenten beim Kauf wohl zurückhaltender, wenn das Virus in der Schweiz auftaucht», befürchtet der Hünenberger Schweinehalter Peter Scherer. Umso wichtiger sei das Einhalten konkreter Hygienemassnahmen, damit es gar nicht erst so weit komme.

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