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Luzern

Schulraum: Emmer Einwohnerrat hinterfragt den Neubau von Aulas und Mehrzweckräumen

Das Emmer Parlament hat den Masterplan zur Schulraumplanung zur Kenntnis genommen. Die Bürgerlichen pochten aufs Sparen.
Die Schulanlage Gersag ist wegen ihrer zentralen Lage einer der wichtigsten Schulstandorte Emmens. (Bild: Pius Amrein (Emmenbrücke, 30. Juni 2020))

Simon Mathis

Die Schulräume in Emmen müssen erneuert und erweitert werden. Nur: In welcher Form? Diese Frage gab am Dienstagmorgen im Emmer Einwohnerrat einiges zu reden. Das Parlament hat die Masterplanung zur Schulinfrastruktur ohne Stellungnahme zur Kenntnis genommen. SP, Grüne und CVP waren für eine zustimmende Kenntnisnahme, sie wurden allerdings von FDP und SVP mit 22 gegen 15 Stimmen überstimmt.

Bei der Lesung sprachen sich die Bürgerlichen mehrfach für Sparmassnahmen und Einschränkungen aus. Matthias Lingg (FDP), Präsident der Rechnungs- und Geschäftsprüfungskommission, brachte den bürgerlichen Grundtenor auf den Punkt: «Schnickschnack oder Nice-To-Have-Varianten haben keinen Platz bei der heutigen finanziellen Situation der Gemeinde.»

Wenn möglich keine Grossräume

Besonders die vorgeschlagene Bemerkung der CVP, nach Möglichkeit auf den Neubau von «wenig genutzten Räumen» wie Aulas und Mehrzweckräumen zu verzichten, wurde lebhaft diskutiert. Für SP-Einwohnerrätin Judith Suppiger (SP) war diese Bemerkung ein Ärgernis. Suppiger, die selbst an der Primarschule Meierhöfli unterrichtet, fragte: «Mich würde interessieren, woher die CVP weiss, wie viele Räume wann genutzt werden? Da weiss sie offenbar mehr als die Schulleitung.»

Ein Grossraum pro Schuleinheit sei nun wirklich nicht viel, hielt Suppiger fest. Ein solcher werde im Meierhöfli seit langem vermisst. Müsste man in den Raum eines anderen Schulhauses gehen, bedeute das einen Zeitverlust von etwa 30 Minuten. Den Vorschlag, die Turnhalle als Gemeinschaftsraum zu nutzen, liess sie nicht gelten: «Wir können die Turnhalle nicht für alles brauchen, das ist schlicht unmöglich!» Suppigers Appell blieb jedoch erfolglos; die Bürgerlichen überstimmten die Linken geschlossen mit 29 zu 8 Stimmen.

Es soll kein «Schulraum auf Vorrat» entstehen

Die Weisung an den Gemeinderat, den Soll-Schulraum laufend kritisch zu hinterfragen, sorgte ebenfalls für Kritik aus dem linken Lager. «Man soll bei den Standards nicht unter die kantonale Empfehlungen gehen», sagte Illya Arnet (Grüne). Die Emmer Geschichte lehre zudem, dass das kurzfristige Sparen mittelfristig zu mehr Kosten führe. Als Beispiel nannte sie das Schulhaus Erlen: «Dass dort ein Trakt weniger gebaut wurde, hat sich rückblickend auch als Fehler erwiesen.» Der gute Ruf der Emmer Schule dürfe auf keinen Fall aufs Spiel gesetzt werden.

Auch der zuständige Gemeinderat Brahim Aakti (SP) brach eine Lanze für den empfohlenen Soll-Schulraum: «Er ist fachlich fundiert und gilt für eine Durchschnittsgemeinde.» Mehr noch: Er gab zu bedenken, dass Emmen alles andere als eine Durchschnittsgemeinde sei. «Der Anteil der integrativen Sonderschüler ist in Emmen doppelt so hoch wie in den meisten anderen Luzerner Gemeinden.» Und die integrative Förderung sei raumintensiver als die herkömmliche. Wenn Emmen weiterhin eine Volksschule mit Qualität bieten wolle, dürfe sich das Parlament nicht wegen finanziellen Überlegungen gegen die Fachmeinung entscheiden, so der Schul- und Kulturdirektor.

Edmund Schubert (CVP) versicherte: «Auch wenn wir keinen Schulraum auf Vorrat bauen wollen, soll es immer genug Platz für die Schülerinnen und Schüler haben.» Ziel sei es, dass Emmen als attraktiver Arbeitgeber im Schulwesen ganz oben auf der Liste der Lehrer stehe. Die CVP-Fraktion empfehle zudem zu prüfen, Projekte gemeinsam anzugehen und dadurch Sparpotenzial auszuschöpfen.

«Unrealistisch ist für uns ein Szenario, das die Kostenspannweite voll ausschöpft», sagte Markus Schumacher (SVP). «Das Projekt kostet fast so viel, wie die Gemeinde in einem Jahr einnimmt.» Der Bericht schätzt die Kosten des Gesamtprojekts auf 191 Millionen Franken, die Einnahmen in Emmen belaufen sich jährlich etwa auf 200 Millionen. «Aufgrund der finanziellen Situation müssen wir weiter kritisch bleiben», hielt Schumacher fest.

Obwohl auch die Liberalen stets einen genauen Blick auf den Raumbedarf werfen wollen, sei das keine Infragestellung der Planung an sich, betonte Olivia Bucher (FDP): «Wir sehen die Notwendigkeit, diesen Schulraum zu erstellen.» Die kritische Hinterfragung des Raumbedarfes fand eine bürgerliche Mehrheit – Teile der CVP folgten allerdings den Linken und lehnten sie ebenfalls ab.

Mitte-Links bevorzugt einen Neubau

Zustimmung bis ins linke Lager erhielt der Wunsch an den Gemeinderat, Neubauten wenn immer möglich aufwendigen Restaurierungen vorzuziehen. CVP und Linke sprachen sich auch für die Variante Neubau aus, wie sie im Masterplan empfohlen wird. Dieser Neubau nahe der Schule Gersag sei einer punktuellen Erweiterung einzelner Anlagen vorzuziehen.

Der Masterplan, den der Einwohnerrat am Dienstag zur Kenntnis genommen hat, ist nicht verpflichtend, sondern nur empfehlend. Über die einzelnen Projekte wird das Parlament separat befinden. Die ersten Erweiterungen sollen voraussichtlich 2025 in Betrieb genommen werden. Die Gemeinde Emmen rechnet damit, dass die Zahl der Schüler in den nächsten zehn Jahren um 1000 Personen ansteigen wird.

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