Ruedi Bomatter
Am vergangenen Dienstag haben wir die Altdorfer Fasnacht 2021, die offiziell eigentlich gar nicht stattgefunden hat, zu Grabe getragen. Rund 50 unverwüstliche Katzenmusikanten – und dazu zähle ich mich auch – haben ihr das letzte Geleit erwiesen, standesgemäss in Schwarz, mit Frack und Zylinder. Ein würdiger Abschluss für eine denkwürdige Fasnacht. Im Gegensatz zu anderen Kantonen war bei uns das fasnächtliche Treiben und Musizieren unter klaren Auflagen erlaubt, dem Urner Covid-Sonderstab sei Dank. Und im Gegensatz zu wieder anderen Kantonen wurden diese Auflagen bei uns auch mehrheitlich eingehalten.
Schon beim Eintrommeln waren verschiedene Fünfergruppen unterwegs, selbstverständlich immer mit ausreichendem Abstand. Und während der ganzen Fasnacht war zumindest immer eine kleine Katzenmusik im Dorf zu hören und sorgte so für ein wenig fasnächtliche Stimmung. Die Sympathiebekundungen aus der zivilen Bevölkerung waren grösser denn je, man konnte spüren, dass sich die Leute nach Normalität sehnen.
Viele freudige Gesichter säumten den Strassenrand, und die Daumen hoch aus den Fahrzeugen liessen die Katzenmusikanten wissen, dass sie das Richtige tun. Doch eine Beizenfasnacht bei geschlossenen Restaurants: Wie soll das funktionieren? Ich konnte es mir auch nicht vorstellen. Aber Not macht erfinderisch.
Einzelne Bläser, Trommler und Pauker führten die obligate und zumeist flüssige Zwischenverpflegung im eigenen Rucksack mit. Andere bastelten dafür eigens ein kleines Wägeli mit Kühlschrank und Rechaud. Garagen oder Keller wurden kurzfristig zu Schankstuben umfunktioniert, wo sich die Kleingruppen aufwärmen und auch auftanken konnten. Wieder andere haben ihr Auto zum Foodtruck umfunktioniert, Bier, «Café avec» sowie Wienerli und Brot wurden aus dem Kofferraum serviert. Und nicht zuletzt haben zivile Einwohnerinnen und Einwohner von Altdorf die Kleinkatzenmusiken spontan eingeladen und Getränke aus dem Fenster serviert. Das war ein grosser Aufsteller, ganz herzlichen Dank.
Die Fasnacht 2021 war anders. Sie war kleiner, persönlicher, familiärer, sie war weniger schrill, weniger schräg und weniger laut. Und ganz ehrlich gesagt: Es hatte auch bedeutend weniger Deppen in den Strassen und Gassen von Altdorf unterwegs. Diese aussergewöhnliche Situation bot auch unerwartete Chancen. Die Kleinheit der Gruppen erlaubte persönliche und bisweilen auch ernsthafte Gespräche. Und da sich die Leute in den einzelnen Gruppen in der Regel kannten, konnten bestehende Freundschaften gefestigt und vertieft werden. Das war eine schöne und unerwartete Erfahrung!
Jetzt ist die Fasnacht 2021 Geschichte, und sie wird wohl in die Geschichte eingehen. Auch wenn es eine positive Erfahrung war, hoffe ich sehr, dass sie in dieser Form Geschichte bleiben wird. Am Dienstag, 23. Februar 2022, geht es wieder los. Ich freue mich jetzt schon, allerdings in der Erwartung, dass wir dannzumal wieder volle Pulle auf die Pauke hauen können.