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Luzern

Schnelltests: Noch ist das Angebot im Kanton Luzern überschaubar

Erst wenige Apotheken und Hausärzte bieten Covid-19-Schnelltests an. Diese durchzuführen, ist aufwendig und wenig lukrativ. In Zukunft könnten sie aber eine wichtige Rolle auf dem Weg zurück in die Normalität spielen.
Blick in den Testcontainer in Hochdorf. 
(Bild: Eveline Beerkircher (Hochdorf, 2. Dezember 2020))
So wird bei der Auswertung eines Schnelltests vorgegangen. 
(Bild: Eveline Beerkircher
(Hochdorf, 2. Dezember 2020)
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Stefan Dähler

Stefan Dähler

Sie galten als Hoffnungsträger bei der Bewältigung der Coronapandemie, seit einigen Tagen stehen sie nun in grösserer Anzahl zur Verfügung: die Covid-19-Antigen-Schnelltests. Während man bei herkömmlichen PCR-Tests rund 24 Stunden auf das Ergebnis warten muss, dauert es bei Schnelltests wenige Minuten. Im Kanton Luzern sind in den letzten Tagen einige kleine, von Apotheken geführte Schnelltestzentren entstanden. Deren Zahl ist aber noch überschaubar.

Seit rund zehn Tagen gibt es beispielsweise eines an der Mooshüslistrasse in Emmen, das von der Sonnen Apotheke sowie der Emmen Apotheke gemeinsam betrieben wird. «Wir führen pro Tag 12 bis 16 Tests durch und sind damit meistens ausgelastet», sagt Karin Häfliger, Inhaberin der Sonnen Apotheke und Kommunikationsverantwortliche des Luzerner Apothekervereins. Weitere Apotheken, die Schnelltests anbieten, seien Benu im Bahnhof Luzern, Amavita im Luzerner Würzenbachquartier und Topharm Vitaluce in Hochdorf.

In Hochdorf wird seit Montag getestet. «Bis jetzt hatten wir rund zehn Tests pro Tag, damit sind wir zufrieden», sagt Michael Maunz, Co-Geschäftsleiter der Apotheke. Derzeit teste man morgens und nachmittags je eine Stunde. Maunz:

«Wir haben viele Anfragen von Leuten, die wir nach korrekter Triage dann aber nicht zum Testen aufbieten, etwa, weil sie zur Risikogruppe gehören oder in Pflegeberufen arbeiten.»

Ebenfalls nicht getestet werden Leute ohne Symptome, die Kontakt mit einer infizierten Person hatten. «Weil Schnelltests weniger genau sind als PCR-Tests, könnte ein negatives Resultat eine falsche Sicherheit vermitteln», sagt Maunz. Sinnvoll und zuverlässig seien Schnelltests bei Personen mit Symptomen. «PCR-Tests, wie sie die Hausarztpraxen anbieten, sind nach wie vor der Goldstandard, deshalb arbeiten wir eng mit dem Medzentrum Hochdorf zusammen», fügt Co-Geschäftsleiterin Jeannine Kohl an. Leute, die für einen Schnelltest weniger geeignet sind, würden ans Ärztezentrum verwiesen.

BAG gibt Testkriterien vor

Diese sogenannten «Beprobungskriterien» stammen vom Bundesamt für Gesundheit (BAG), sagt Karin Häfliger. Allenfalls werden diese in Zukunft angepasst, wenn man mehr Erfahrungen mit den Schnelltests hat. Die Ergebnisse aus ersten Studien zeigen, dass die vom Bund anerkannten Antigentests infizierte Personen mit Symptomen in den ersten vier Tagen der Symptomatik sehr zuverlässig erkennen, so Häfliger:

«Ausserhalb dieses Zeitraums ist das Virus mit dem Schnelltest teils nicht mehr nachweisbar.»

Mit PCR-Tests dagegen kann man das Virus in verschiedenen Stadien der Infektion nachweisen. «Daher bieten wir aktuell keine Schnelltests an für Leute ohne Symptome», sagt Häfliger. Ausnahme stellen Tests für Reisebestätigungen dar, sofern Schnelltests in der Zieldestination akzeptiert werden. Die Kosten werden dann aber nicht vom Bund übernommen.

Wie läuft der Schnelltest ab? Wie beim PCR-Test wird ein Abstrich durch die Nase entnommen. In Emmen muss man sich via Onlineformular, in Hochdorf telefonisch anmelden. Beiderorts werden die Leute nach dem Test nach Hause geschickt und erhalten das Resultat in Emmen in der Regel innerhalb von einer Stunde, in Hochdorf innerhalb von zwei Stunden, wenn es positiv ist. «Wir wollen vermeiden, dass sich Leute, die auf das Ergebnis warten, gegenseitig anstecken», sagt Häfliger.

Aufwand für Personal vor Ort ist bei Schnelltests grösser

Der Aufwand vor Ort sei für das Personal bei Schnelltests grösser. «Zwar geht die Auswertung schneller, doch man muss diese selbst vornehmen, während PCR-Tests in ein Labor geschickt werden», so Häfliger. «Das Prozedere bedeutet für uns einen grossen Aufwand», führt Maunz aus. «Wir mussten Mitarbeiterinnen schulen und der Container muss nach jedem Test desinfiziert werden.» Hinzu kämen Korrespondenzen mit dem BAG, damit die Resultate in die Statistik einfliessen, sowie den Krankenkassen. Ausserdem benötige man für die Durchführung der Tests eine Bewilligung des Kantons und für das Aufstellen des Containers eine Baubewilligung der Gemeinde, da die Standzeit über einen Monat beträgt.

Pro Test erhält die Apotheke vom Bund via Krankenkassen eine Vergütung von 57.50 Franken. «Das lohnt sich nur, wenn viele Leute kommen», sagt Maunz. «Wir rechnen damit, dass wir gerade so mit schwarzen Zahlen herauskommen.» Das Testzentrum habe man auf Anfrage der Gemeinde eröffnet, da sich im Seetal kein kantonales befindet. In Emmen rechnet Häfliger auch «mit einer schwarzen Null»:

«Wir bieten die Schnelltests nicht des Geldes wegen an. Es ist uns wichtig, ein zusätzliches, einfach zugängliches Angebot zu schaffen, da wir in der Bevölkerung eine gewisse Testmüdigkeit feststellen.»

Der grosse Aufwand ist aus Häfligers Sicht aber nicht der Hauptgrund, warum das Schnelltestangebot in Apotheken im Kanton Luzern überschaubar ist. «Eine grosse Rolle spielen die fehlenden räumlichen und personellen Kapazitäten.»

Vielen Hausarztpraxen fehlen die Ressourcen

Auch Hausarztpraxen können Schnelltests durchführen. Wie viele es auch tun, ist nicht bekannt, wie Mario Beck von der Vereinigung Luzerner Hausärzte sagt. Es dürften aber nicht allzu viele sein. «Der personelle und räumliche Aufwand ist im Moment zu hoch für den Mehrwert im hausärztlichen Kontext. Es werden ja, von Ausnahmen abgesehen, nur Personen getestet, die Symptome haben und sich ohnehin isolieren müssen, daher spielt der Geschwindigkeitsvorteil keine grosse Rolle.» Zumal bei den aktuellen Laborkapazitäten bei PCR-Tests das Resultat nun meist auch innerhalb von 24 Stunden vorliege. Dennoch sieht Beck grosses Potenzial in den Schnelltests:

«Sie können eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, das gesellschaftliche Leben wieder zu normalisieren.»

Ein Beispiel wären etwa Tests von grösseren Gruppen vor einem Ausflug oder einem Fest, so Beck. «Die Genauigkeit ist zwar tiefer, doch man könnte die Anzahl von Superspreader-Events reduzieren. Entscheidend ist aber die Strategie des BAG, wann, wo und wie Schnelltests eingesetzt werden.»

PCR-Test kommt häufiger zur Anwendung

Eine Praxis, die Schnelltests sowie PCR-Tests durchführt, ist die Permanence am Bahnhof Luzern – dies ohne Voranmeldung. Die Nachfrage nach Schnelltests sei sehr gross.« Seit rund einer Woche haben wir nun auch genügend Tests, um dieser gerecht zu werden», teilt die Permanence auf Anfrage mit. Dennoch würden aufgrund der BAG-Kriterien nach wie vor mehr PCR-Tests durchgeführt, zumal gewisse Schnelltestresultate im Nachhinein durch PCR-Tests verifiziert werden müssten. Das Verhältnis betrage derzeit etwa 70 zu 30 Prozent. Die Permanence macht auch Schnelltests bei Symptomlosen, etwa für Reisebestätigungen oder wenn ein Arbeitgeber das verlangt.

Auch die kantonalen Testzentren auf der Luzerner Allmend, in Nottwil und Entlebuch führen Schnell- sowie PCR-Tests durch. Dort wiederum darf sich nur testen lassen, wer Symptome oder eine Meldung durch die Swiss-Covid-App erhalten hat. Das Luzerner Kantonsspital führt aus «qualitativen Gründen» nur PCR-Tests durch, wie dessen Homepage zu entnehmen ist.

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