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Nidwalden

Schluchtä-Gruftis und Pfarrei feiern ein Jubiläum: Guggentöne ersetzen Kirchengesang

Die Pfarrgemeinde Ennetmoos wird fünfzig Jahre alt, die Schluchtä-Gruftis wurden vor dreissig Jahren gegründet. Zusammen feiern sie nun Jubiläum.
Drei Ennetmooser Fasnächtler vor der Kirche St.Jakob (von links): Jeremias Kayser und Peter Wagner von den Schluchtä-Gruftis mit Pfarreileiter Markus Blöse.  (Bild: Rafael Schneuwly (Ennetmoos, 3. Februar 2022))
Die Schluchtä-Gruftis Ennetmoos im Einsatz, hier am Kinderumzug in Dallenwil. (Bild: Nidwaldner Zeitung (25. Februar 2020))

Rafael Schneuwly

Rafael Schneuwly

«Guggenmesse – fätzig im Doppelpack.» Mit diesen Worten wirbt der Flyer der Pfarrei Ennetmoos für die Teilnahme am zweitletzten Sonntagsgottesdienst vor dem Schmutzigen Donnerstag. Seit einem Jahrzehnt schränzen die Schluchtä-Gruftis an diesem Datum zur Ehre Gottes und zur Freude der zahlreichen Kirchgänger. Und weil die Pfarrei und die Gugger dieses Jahr Jubiläum feiern, wird mit den Beggo-Schränzern eine zweite Guggenmusik dabei sein.

Zehn Tage vor dem Gottesdienst fand im Pfarrhaus St.Jakob in Ennetmoos ein Gespräch statt, an dem Peter Wagner, der Präsident der Schluchtä-Gruftis, der Obergugger Jeremias Kayser und Markus Blöse von der Pfarrei Ennetmoos teilnahmen. Zum einen wurde über Guggenmusik gesprochen, zum anderen muss auch eine Guggenmesse organisiert sein. Der gemeinsame Nenner ist die Liebe zur Fasnacht, wobei sich Pfarreileiter Markus Blöse, gebürtig aus Bonn, zuerst an die Gebräuche in der Innerschweiz gewöhnen musste.

Bischöfliches Verbot

Dies fiel ihm leicht und mehr als einmal betont er im Gespräch, dass er die hiesige Fasnacht genial finde. Weniger begeistert war Bischof Vitus Huonder, als er vor elf Jahren einen Fasnachtsgottesdienst in Schwyz verbot. Er sah in erster Linie die Wandlung, den Mittelpunkt einer katholischen Messe, in Gefahr. Die Ennetmooser, die ebenfalls eine Guggenmesse planten, verzichteten deshalb auf die Wandlung und beschränkten sich auf eine Kommunionfeier.

Für Jeremias Kayser und für Peter Wagner stimmt dieses Konzept und sie weisen darauf hin, dass vor allem Familienmitglieder und Bekannte teilnähmen. Auch die eingeladenen Beggo-Schränzer aus Beckenried machen gerne mit, obwohl sie sich Gedanken zur Akustik in der Kirche machen.

«Vollgas und absolute Stille»

Eine Feier mit rund achtzig voll motivierten Guggern, die vier bis fünf Stücke spielen, ist für alle Beteiligten eine Herausforderung, auch wenn Markus Blöse auf die Wunschformel «Vollgas und absolute Stille» vertraut. Beim anschliessenden Apéro mit Glühwein und Fasnachtschüechli vor der Kirche darf dann nach Herzenslust geschränzt werden, auch wenn die Gebäude von St.Jakob bis in den hintersten Winkel erzittern sollten.

Bleibt noch das Thema des Gottesdienstes, das Markus Blöse erst im letzten Moment festlegt. Dass diese Methode fruchtbar sein kann, bewies der Pfarreileiter mit dem wunderbar passenden Wort von Teresa von Ávila – «Wenn Fasten, dann Fasten, wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn» –, das er vor einigen Jahren in den Mittelpunkt seiner Predigt stellte.

Schluchtä-Gruftis zählen 40 Mitglieder

Als in Ennetmoos vor dreissig Jahren eine Guggenmusik gegründet wurde, suchte man wie bei vielen anderen Formationen im Kanton nach einem Doppelnamen mit Bezug zum Dorf. Jeremias Kayser erklärt, wie sich der Name zusammensetzt: «Nach einiger Diskussion schälte sich der Name ‹Schluchtä-Grufti› heraus: ‹Schluchtä› für die Rotzschlucht, ‹Grufti› für das Aussehen eines Fasnächtlers nach einer wilden Nacht.»

Die Suche nach «Erschtmäuchä», wie Neumitglieder im Nidwaldner Dialekt genannt werden, verlief erfolgreich und aktuell zeigen rund vierzig Personen ihr musikalisches Können. Im Mittelpunkt des fasnächtlichen Programms steht der Schluchti-Ball, der stets am letzten Freitag vor dem Schmutzigen Donnerstag in Ennetmoos organisiert wird.

Ein anderes wohlgeratenes Kind der Gründungsmitglieder ist die berühmte Teffli-Rally, die heute juristisch eigenständig ist. Und doch: Wer bei den Gruftis mitmacht, ist automatisch auch Mitglied des Töffli-Vereins und verpflichtet sich, bei der aufwendigen Organisation des Rennens mitzuhelfen. Dafür bekommen die Schluchtä-Gruftis finanzielle Unterstützung, sodass Jeremias Kayser auch dieses Jahr beruhigt den Schlachtruf der Gruppe anstimmen kann: «U tschibidi u tschi pa / Ua uae (alle) / Schluchtä-Gruftis / Oleeee (alle).»

Hinweis: Guggenmesse: Sonntag, 13. Februar 2022, 19 Uhr. Kirche St.Jakob. Anschliessend Apéro.
Schluchti-Ball: Freitag, 18. Februar 2022. In der MZA Ennetmoos.

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