Paul Gwerder
Paul Gwerder
Paul Gwerder
Der 14. Alpkäsemarkt in der Rollhocke-Halle in Seedorf übertraf alle Erwartungen. Die rekordverdächtige Zahl von Besuchern aus der ganzen Schweiz zeigte sich begeistert von den speziell dekorierten Ständen. Praktisch niemand verliess die Halle ohne eine Tragtasche mit Käse- oder anderen Alpprodukten. 28 Älpler von verschiedenen Urner Alpen boten rund sechzig unterschiedliche Käsesorten an. Daneben wurden Urner Produkte wie etwa Fleischwaren, Filz- und Wohlfühlprodukte, Holzschnitzereien und vieles mehr präsentiert. Die urchige Atmosphäre wurde mit verschiedenen Ländlerformationen umrahmt.
27 Alpbetriebe stellte sich dem Wettbewerb
Nach dem Einmarsch der «Gitschä-Trychler» fand am Samstagnachmittag ein erster Höhepunkt statt: die Siegerehrung des Alpkäsewettbewerbs. Dazu erklärte Pirmin Tresch im Namen der Alpkommission des Urner Bauernverbandes, dass 27 Alpbetriebe ihren Käse am 13. Oktober beim Alpkäsewettbewerb im «Tellpark» von einer dreiköpfigen Jury und durch Konsumenten bewerten liessen. Diese achteten in erster Linie auf das Erscheinungsbild, die Käserinde, der Lochung sowie auf den Geschmack und das Aroma. Die Kriterien wurden mit den Noten von eins bis sechs bewertet, und die Punkte der Jury und der Konsumenten sind zu je 50 Prozent angerechnet worden.
Für Paula Zurfluh, Co-Präsidentin des Urner Bäuerinnenverbandes war es eine Ehre, die Siegerehrung vorzunehmen. Toni Horat von der Alpkäserei Sittlisalp gewann schliesslich den Wettbewerb. Die beiden nächsten Plätze gingen ebenfalls ins Schächental, nämlich zu Ida und Alois Gisler-Imhof (Alplen-Oberstafel) und Paul und Bernadette Schuler-Brand (Galtenebnet).
Sieger Toni Horat gibt sich bescheiden
«Ein Stück weit ist es Glückssache, denn alle Älpler stellen guten Käse her», sagte Sieger Toni Horat bescheiden. Trotzdem kommt sein Sieg nicht von ungefähr, denn der 58-jährige Horat, der schon den 35. Sommer auf der Sittlisalp ist, hat schon längst einen guten Ruf in seiner Branche. «Klar ist das Käsen eine komplexe Angelegenheit und dafür habe ich ein ganz klares Konzept, damit mir jede Saison rund 25 Tonnen schmackhafter Käse gelingt», erklärte Horat. «Ein ebenso wichtiger Faktor seien die Bauern, denn ohne ihre gute und schmackhafte Milch kann man einen guten Käse gerade vergessen». Und zum Alpkäsemarkt sagt er: «Für mich ist das eine gute Werbegelegenheit für meinen Käse, denn was nützt mir ein erster Preis, wenn ich im Frühling noch ein paar Tonnen Käse im Keller hätte».
Älpler aus Leidenschaft
Der speziell gestaltete Stand von Beat und Yvonne Stadler fiel den Besuchern durch die freundliche Bedienung durch die Familie und deren drei Töchtern besonders auf. Seit fünf Generationen bewirtschaftet die Familie Stadler «Alplen» und den Oberstafel Äbnet». Der 46-jährige Beat Stadler, Vater von drei Töchtern, geht seit dem Jahr 2003 zusammen mit seiner Frau auf die Alp. Mit dabei hatte er in dieser Saison 20 Kühe und 35 Schafe. Auf den beiden Alpen stellt die Familie Stadler aus feiner Milch auf dem Holzfeuer Urner Alpkäse in verschiedenen Grössen her. Und dazu gibt es die beliebten Mutschli in den verschiedenen Geschmacksrichtungen: Natur, Pfeffer, Knoblauch, Kümmel, Basilikum und Schnittlauch. Besonders beliebt sind bei der Kundschaft die schmackhaften Formaggini und in kleineren Mengen produziert Ehefrau Yvonne auch Alp-Bratkäse und Alp-Raclette. Lena, Schülerin der dritten Oberstufe, hilft mit ihren beiden Schwestern den Eltern tatkräftig am Alpkäsemarkt mit. «Mir macht es grossen Spass auf der Alp, zum Beispiel beim Melken mitzuhelfen, oder hier Käse zu verkaufen», sagte das Mädchen. Und auch der Vater zeigte sich zufrieden: «Das Geschäft läuft heute prächtig und ich bin sehr zufrieden, auch wenn die ganze Geschichte viel Arbeit mit sich bringt».
Einer der Kunden am «Chäsmärcht» war der Zürcher Josef Schilliger aus Illnau: «Die letzten beiden Jahre bin ich hierhergekommen und ich liebe es, dass ich hier eine riesige Auswahl an Alpkäsesorten probieren und kaufen kann». Zudem kennt er viele Älpler persönlich, denn die Urner Berge sind sein beliebtes Wandergebiet und er geht nie nach Hause ohne auf einer Alp ein Stück Käse zu kaufen.
Volkswirtschaftsdirektor freut sich
Unter den Gästen war auch Volkswirtschaftsdirektor Urban Camenzind mit seiner Frau. «Dieser Alpkäsemarkt ist sehr wichtig für die Bauern, denn hier können die Älpler ihr bestes Produkt den Kunden direkt verkaufen», erklärte der Regierungsrat. Und besonders erfreut war er, als er draussen sah, dass Autos aus der halben Schweiz auf dem grossen Parkplatz standen.
Besonders zufrieden zeigte sich OK-Präsident Sepp Gisler: «Wir durften noch nie so viele Besucher in Seedorf begrüssen wie diesmal. Damit hat sich der Aufwand für das sechsköpfige OK allemal gelohnt.» Er lobte die Älpler, denn diese übertreffen sich jedes Jahr mit noch schöneren Ständen, die sie in vielen Stunden liebevoll aufgebaut hatten.