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Obwalden

Sarneraa: Umweltverbände lassen nicht locker

Gegen das Wasserbauprojekt Sarneraa Alpnach I sind drei Einsprachen eingegangen. Die Interessen von Anstössern und Umweltverbänden stehen sich diametral gegenüber. Der Terminplan wird dadurch noch knapper.
Blick auf die Sarneraa flussaufwärts unterhalb der ARA Alpnach. (Bild: Franziska Herger (11. Dezember 2018))

Franziska Herger

Im Juli 2019 sollten die Bauarbeiten fürs Wasserbauprojekt Sarneraa Alpnach I beginnen. Ob der Baustart zwischen Etschischwelle und Wasserrückgabe des Sarneraa-Kraftwerks pünktlich erfolgen kann, ist jedoch unklar. Wie Baudirektor Josef Hess auf Anfrage sagt, gingen drei Einsprachen dagegen ein. Eine kommt von Umweltverbänden unter Federführung der Organisation Aqua Viva, wie diese auf Anfrage bestätigt.

Das Projekt sieht neben einem Entlastungs- und Überlastkorridor beim Flugplatz eine Verbreiterung der Sarneraa vor. Denn nach Inbetriebnahme des Hochwasserentlastungsstollens, an dem seit Februar gebaut wird, fliesst zwischen Etschi und Alpnachersee viel mehr Wasser ab. Die Umweltverbände fordern unter anderem eine Verbreiterung des Gewässerraums (Sarneraa plus geschützter Uferbereich) auf mehr als die geplanten 75 Meter. Dies sei wichtig für eine vielfältige Tier- und Pflanzewelt, schreiben die Verbände. Weiter fordern sie weniger intensive Hochwasserschutzmassnahmen. Konkret soll das Kulturland oberhalb der Eichibrücke, wie vom Bund empfohlen, nur vor einem alle 20 statt wie projektiert alle 30 Jahre vorkommenden Hochwasser geschützt werden. Auch die Schutzziele für den Flugplatz und die ARA seien anhand der Bundesempfehlungen zu überprüfen. Denn erhöhte Schutzziele schränkten die ökologischen Gestaltungsmassnahmen ein.

Einsprachen auch von Bauern und Kraftwerk

Zudem möchten die Umweltverbände den Geschiebehaushalt stärker aufgewertet sehen. «Jedes Gewässer braucht eine gewisse Menge an Geschiebe, damit etwa Fische ihre Eier im lockeren Kies ablegen können oder sich für einen Fluss typische Strukturen wie Sandbänke bilden können», erklärt Antonia Eisenhut, Geschäftsführerin von Aqua Viva. Auch sei zu prüfen, den ARA-Hauptsammelkanal zwischen Sarneraa und Grosser Schliere zu verschieben und den Damm zu entfernen, um das Gebiet Schlierenrüti als Aue von nationaler Bedeutung weiter aufzuwerten. Überdies sei nachzuweisen, dass die Fischwanderung auf der ganzen Strecke sichergestellt wird.

Die zweite Einsprache kommt von der Interessengemeinschaft Kulturland einer Handvoll Alpnacher Bauern. Sie wehren sich vor allem gegen die über einen Meter hohe Aufschüttung, mit der das Kavernenareal am rechten Sarneraa-Ufer in Richtung See vor Hochwassern geschützt werden soll. Die heute an der Sarneraa entlang verlaufende Strasse wird auf die Aufschüttung verlegt. «Diese verläuft mitten durch von mir gepachtetes Land», sagt Landwirt Reto Kiser auf Anfrage. Sie würden eine Hochwasserschutzmauer, wie auf der anderen Uferseite beim Flugplatz geplant, bevorzugen. «Wir sehen auch keinen Grund, warum die Strasse versetzt werden muss», sagt Reto Kiser. «Sie am jetzigen Ort zu belassen wäre sicher billiger, der Kanton muss doch sparen.»

Urheberin der dritten Einsprache ist die Kraftwerk Sarneraa AG. «Wir wollen sichergehen, dass die Elektrizitätsproduktion während der Bauarbeiten ohne Einbussen aufrechterhalten werden kann», sagt Verwaltungsratspräsident Heinz Krummenacher, Gemeindepräsident in Alpnach. Die Einsprache sei jedoch keinesfalls als fundamentale Opposition gegen die Massnahmen zu sehen.

Stollen könnte nur teilweise betrieben werden

Der knappe Terminplan der diversen Teilprojekte an der Sarneraa wird durch die Einsprachen noch gedrängter. Werden sie nicht rechtzeitig erledigt, könnte der Hochwasserentlastungsstollen, der 2023 fertig werden soll, nur teilweise in Betrieb genommen werden, sagt Josef Hess. «Ohne die Wasserbaumassnahmen unterhalb des Stollens riskieren wir Überflutungen.»

Das Projekt in Alpnach sei bereits ein Kompromiss zwischen den Anliegen der Anstösser, möglichst wenig Kulturland zu beanspruchen, und der Umweltverbände, die natürlichen Verhältnisse am und im Gewässer zu verbessern. Die Einsprache Letzterer bezeichnet der Baudirektor als «problematisch. Es kann nicht sein, dass hier einseitig einfach immer noch mehr gefordert wird.» Immerhin habe man die Umweltverbände wieder in die Projektsteuergruppe eingeladen und vor allem auch auf ihren Wunsch die Sanierung des Geschiebesammlers Schlierenrüti aufgenommen. In den Einspracheverhandlungen – acht sind noch hängig – zu den Massnahmen zwischen Sarnersee und Wichelsee mit den Umweltverbänden habe man zudem Fortschritte erzielt. «Diese Fortschritte im oberen Projektteil sind angesichts der erneuten Einsprache wieder gefährdet», sagt Hess.

Antonia Eisenhut betont, dass sich die Zusammenarbeit mit Regierung und Projektleitung in den letzten Jahren verbessert habe. «Wir haben das Gefühl, dass wir eher gehört werden.» Trotzdem könne sie vorerst keine Kompromissbereitschaft zeigen. «Wir sind überzeugt, dass die heute geplanten ökologischen Massnahmen noch nicht reichen. Gleichzeitig bin ich sicher, dass man sich in den Verhandlungen finden wird.» Sie sollen Anfang 2019 starten.

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