Im Kanton Luzern leben gemäss Zahlen des Staatssekretariats für Migration (SEM) 1085 Afghaninnen und Afghanen. Die grosse Mehrheit gilt als vorläufig aufgenommen (710). 375 zählen zur ständigen ausländischen Wohnbevölkerung. Derzeit ist die kantonale Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen für 698 Personen aus Afghanistan zuständig, wie Leiterin Silvia Bolliger auf Anfrage erklärt. «Das heisst, diese Personen leben weniger als zehn Jahre in der Schweiz und beziehen wirtschaftliche Sozialhilfe.» Meist seien es ledige Männer im Alter zwischen 19 und 30 Jahren. Rund ein Drittel sei erwerbstätig oder in Ausbildung.
Asylsuchende werden in der Regel vorläufig aufgenommen
Asylsuchende aus Afghanistan, die einen negativen Entscheid erhalten, werden gemäss SEM «in der Regel vorläufig aufgenommen». Die Schutzquote im vergangenen Jahr habe 84 Prozent betragen. Acht Personen aus Afghanistan haben im Kanton Luzern einen rechtskräftigen negativen Asylentscheid erhalten, heisst es beim kantonalen Amt für Migration. Diese Personen sind in der Nothilfe, müssen mit dem absoluten Minimum auskommen und sollten das Land verlassen. Letzte Woche informierte jedoch das SEM die Kantone, dass Rückführungen wegen der unsicheren Lage in Afghanistan bis auf weiteres ausgesetzt seien. Die letzte zwangsweise Rückführung aus der Schweiz nach Afghanistan erfolgte 2019, vor Ausbruch der Pandemie; zwei Fälle betrafen den Kanton Luzern.
Ob sich an der Situation von abgewiesenen afghanischen Asylbewerbern in der Schweiz etwas ändert, ist offen. Denkbar wäre, dass sie vorläufig aufgenommen werden und somit mehr als nur Nothilfe erhalten. Das in dieser Frage zuständige SEM will «in den nächsten Wochen eine neue Lagebeurteilung vornehmen». Ebenso ist unklar, ob die Eroberung der Macht durch die Taliban zu einer Flüchtlingswelle führen wird. Davon betroffen wären gemäss SEM in erster Linie die Nachbarstaaten Pakistan und Iran. «Eine Weiterwanderung nach Europa dauert im Normalfall Monate oder gar Jahre.»