Simon Mathis
Simon Mathis
Am Dienstagnachmittag herrschte im Verkehrshaus Luzern reges Treiben; das unwirtliche Wetter zog zahlreiche Familien ins Museum. Dieser Tage hat das Verkehrshaus zusätzlichen, ganz besonderen Besuch: die internationale Forschungsplattform «Igluna», ins Leben gerufen von der Europäischen Weltraumorganisation. Zwölf Studententeams aus neun Ländern, insgesamt rund 70 Personen, sind nach Luzern gereist, um hier ihre Raumfahrt-Technologien in der Praxis zu erproben.
Das Projekt dauert bis am 25. Juli und beschäftigt sich mit der Frage, was es braucht, um im Weltraum zu überleben. Vom Verkehrshaus aus werden die Teams ihre Rover, Gartenroboter und Drohnen steuern. Diese befinden sich auf dem Pilatus, der eine unwirtliche Mondlandschaft simulieren soll:
Am Dienstag wurde der Kontrollraum im Verkehrshaus aufgebaut und die Studententeams richteten ihre Infostände ein. Auch auf dem Gipfel des Pilatus und der Krienseregg werden die Roboter sichtbar sein. Denn das Projekt richtet sich auch an die Öffentlichkeit: Ziel ist es, Einblick in die aktuelle Forschung zu geben. Keine Hürde für die Durchführung ist der derzeitige Dauerregen. «Eine der wichtigsten Ansprüche an die Technologien ist ja, dass sie widrigen Wetterbedingungen standhalten müssen», sagt Igluna-Mediensprecherin Eva Buchs.
Eines der Projekte heisst «Lunar Zebro». Entwickelt wurde es von Studentinnen und Studenten des «Robotics Institut» an der Technischen Universität Delft in Holland. Ihr Projekt besteht aus sechs kleinen, insektenartigen Rover-Robotern, welche autonom die Oberfläche eines Planeten erkunden. Ihre jeweilige Fläche ist etwa so gross wie ein A4-Papier. So sehen sie in Aktion aus:
«Wir setzen auf mehrere kleine Rover anstatt auf einen grossen», erläutert Jillian Oduber, die Kommunikationsmanagerin des Teams. Wenn ein Rover im All kaputt gehe, sei er verloren, da er nicht von Menschen repariert werden könne. «Indem wir mehrere Rover einsetzen, minimieren wir das Risiko, da es immer einen Ersatz gibt.» Hindernissen weichen die Rover automatisch aus. Sie bewegen sich mit sechs gebogenen Beinen fort, die rotieren. Das verleiht der Fortbewegung einen organischen Charakter. «Wir haben uns von Insekten inspirieren lassen», so die 23-jährige Oduber:
«Die Natur kann der Robotik wichtige Impulse geben.»
Sobald die Batterie des Rovers zu Ende geht, kehrt er zum Hub zurück, um sich aufzuladen. Eine Lunar-Zebro-Mission ist auf einen Mondtag, also 14 Erdentage angelegt. «Unser Ziel ist es, die Rover auf dem Mond zu testen», sagt Jillian Oduber. Dass die Fortbewegungs-Technologie funktioniert, habe das 25-köpfige Team bereits bewiesen. Bei Igluna sammle man nun praktische Erfahrung mit der Steuerung der Rover.
Igluna hätte bereits vor einem Jahr in Luzern stattfinden sollen - Corona machte dem aber einen Strich durch die Rechnung. Igluna passe perfekt ins Verkehrshaus, sagt Marketingmanager Simon Müller. «Unseren Besuchern wird ein einmaliger Einblick in diese spannenden und hochkomplexen Projekte ermöglicht. Das inspiriert so womöglich eine künftige Generation Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.»
Eine Übersicht über alle zwölf Projekte findet sich auf der offiziellen Website von Igluna.