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Luzern

Riesiger Ansturm auf Gastro-Mobiliar im KKL: Flohmarkt bringt 30'000 Franken ein

Ob Mobiliar für die Wohngemeinschaft, neue Gläser in der Bartheke oder nur ein Zeitvertreib: Beim Flohmarkt im Kultur- und Kongresszentrum Luzern kamen 2000 Personen auf ihre Kosten.
Muss nicht mehr auf nicht-einheitliche Weingläser zurückgreifen: Marisa Bussmann aus Luzern.
Mehr Gemütlichkeit in der Wohngemeinschaft versprechen die schwarzen Sessel aus dem KKL: Simon Ebnöthen (rechts) und Alex Burkhalter.
Gut 2000 Personen besuchten den Flohmarkt des KKL.
«Wenn es ihr nicht gefällt, behalte ich ihn für mich», sagt Frau Faretto.
Mit Tisch im Sack geht's für Familie Amstutz zurück ins Obwaldnerische. 

Geduld und Kleingeld sollten die Kaufwilligen an diesem Samstag in Luzern mitbringen.
Hat nun ein neues Möbelstück für das Wohnzimmer ihrer Wohngemeinschaft: Razia Chandhry.

Chiara Zgraggen (Text), Boris Bürgisser (Bilder)

Chiara Zgraggen (Text), Boris Bürgisser (Bilder)

Chiara Zgraggen (Text), Boris Bürgisser (Bilder)

Chiara Zgraggen (Text), Boris Bürgisser (Bilder)

Chiara Zgraggen (Text), Boris Bürgisser (Bilder)

Chiara Zgraggen (Text), Boris Bürgisser (Bilder)

Chiara Zgraggen (Text), Boris Bürgisser (Bilder)

Heute Abend wird Marisa Bussmann in ihren vier Wänden Wein aus neuen Gläsern geniessen. Doch warum ist dies relevant für diese Zeitung? Nun, am Samstag verkauften die Verantwortlichen des Kultur- und Kongresszentrums Luzern (KKL) im Rahmen eines Flohmarkts Teile des Inventars. Von Tischen über Sessel bis hin zu Geschirr wechselten die Habseligkeiten ihren Besitzer. Marisa Bussmann indes ist froh um den Verkauf, denn: Die Luzernerin ist vor Kurzem umgezogen und bedurfte bis zum Wochenende neuer, einheitlicher Weingläser.

Weniger Glück als die Namensvetterin des ehemaligen Luzerner Kriminalpolizeichefs hatten Alex Burkhalter und Simon Ebnöthen. Die beiden Studenten leben zusammen in einer Wohngemeinschaft. Ihr Ziel war gewesen, einen Esstisch zu kaufen. Dieses Unterfangen gelang den beiden jedoch nicht, da die meisten Stücke bei ihrer Ankunft bereits den Besitzer gewechselt hatten.

«Dabei waren wir pünktlich
wie ein Schweizer Uhrwerk»,

beklagt Simon Ebnöthen. Mit leeren Händen verlassen die beiden das Kulturhaus jedoch nicht: Sie dürfen nun zwei Sessel und einige Stühle ihr Eigen nennen.

Dass die beiden trotz Pünktlichkeit paradoxerweise zu spät für einen Esstisch waren, liegt einem bestimmten Umstand zugrunde. «Die Schlange vor dem KKL reichte bereits um 10.30 bis um die Ecke des Gebäudes, so dass wir den Flohmarkt bereits früher eröffneten», erklärt Corinne Schneebeli, Presseverantwortliche des KKL. Die Organisatoren hätten mit diesem Ansturm gerechnet – und dementsprechend Sicherheitspersonal und Sanität organisiert. Solche Verkäufe würden bei den Leuten «ziehen», wie sie sagt. «Flohmärkte entsprechen dem Zeitgeist und sind bei der Bevölkerung sehr beliebt.»

Während sie erzählt, stöbert eine Dame mittleren Alters durch das ehemalige Inventar des Kulturhauses. Später wird die Aargauerin erzählen, wie sie auf ein Regal gestossen sei und dieses für ihre Tochter erworben habe. Bis diese das Möbelstück beschauen kann, muss es aber noch in ihre Wohnung gebracht werden - sehr wahrscheinlich mit dem Bus.

Flohmarkt als Erfüller von Wünschen

Ganz so planlos wie die beiden WG-Freunde oder Frau Faretto waren an diesem Samstag nicht alle Besucher unterwegs.
So ist die Amstutz-Familie extra aus Sarnen angereist, um einen bestimmten Tisch zu kaufen. «Wir hatten ein Bild von diesem Tisch im Kopf und wollten ihn unbedingt kaufen», berichtet das Familienoberhaupt. «Durch den Kauf ging ein kleiner Wunsch in Erfüllung.»

Ob das Znacht heute auf jenem gegessen wird, steht derzeit noch in den Sternen. «Aber es ist sicher eine Überlegung wert», sagt er und befördert mit Hilfe seiner Familie das Stück aus dessen Heimat.

Restaurantangestellte wollen ein Teil ihrer Arbeit Zuhause wissen

Es ist 12 Uhr, die eigentliche Zeit für die Eröffnung des Verkaufs, als die Eingangshalle des KKL bereits einem türkischen Bazar gleicht. Auf kleinem Raum erklingt Stimmengewirr, Geschirr scheppert, Menschen aus allen sozialen Schichten schwirren umher. In den Filialen von schwedischen Einrichtungshäusern dürfte es derzeit nicht geringer von Einkaufswilligen wimmeln. Der einzige Unterschied: Vor der Türe erinnert die Warteschlange dem Treiben in Freizeitparks. Dies verleitet einen jungen Herrn zur Aussage, dass es ihn an das Warten vor einem Club erinnert. Bereits um 12 Uhr wird der erste Türstopp verordnet.

Schon einige Zeit gewartet haben auch Razia Chandhry und ihre Schwester. Razia arbeitet im Restaurant «Red», welches sich im KKL befindet. Die junge Frau hat nun womöglich für immer eine Erinnerung an ihren Arbeitsort in Luzern. Denn: Sie ist nun im Besitz eines roten Sessels. Kostenpunkt: 100 Franken.

Dies geschieht mit den Überresten

Es ist 14 Uhr, der Flohmarkt dauert schon gut zwei Stunden. Die Stimmung ist ruhiger geworden, der Blick auf die Verkaufstische ist einfacher geworden. Lediglich etwas Geschirr, einige Kleinigkeiten wie Schredder und gut ein Dutzend roter Sessel wartet noch auf einen neuen Besitzer. Doch die Verantwortlichen dürften sich kaum darüber sorgen. Gemäss ihrer Angaben werden Arbeiter der Caritas-Stiftung die Überresten am Montag abholen und weiterverkaufen. Der Erlös von
gut 30'000 Franken fliesst in den Topf des Fördervereins «KKL Family». «Es ist schön, den Luzernerinnen und Luzernern durch diesen Verkauf etwas zurückzugeben», sagt Markus Güdel, seines Zeichens Präsident der KKL-Family. «Den Luzernerinnen und Luzernern» - das waren am Samstag gut 2000 Personen.

Zum Flohmarkt kam es, weil die Restaurants im KKL während zwei Monaten für 3,8 Millionen Franken umgebaut werden. Aus dem «World Café», dem «RED» und der «Crystal Lounge» werden an gleicher Stelle das Deli Cafébar «Le Piaf» im Parterre, das Restaurant «Lucide» im 1. Stock und der Eventraum «Deuxième» im 2. Stock. (Artikel vom 3. Februar).

Weitere Bilder vom Flohmarkt:

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