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Luzern

«Wir verdrängen die problematischen Seiten nicht» – wie die neue Museumsdirektorin den Luzernern das «Phänomen Wagner» näher bringen will

Am Donnerstag öffnet das Richard-Wagner-Museum in Luzern mit neuer Leitung. Die Luzernerin Monika Sigrist will mehr Einheimische ins Museum bringen.
Das Richard-Wagner-Museum im Tribschen. (Archivbild Nadja Schärli)
Monika Sigrist ist seit einem Monat im Amt. (Bild: Gàbor Fekete)

Robert Knobel

Robert Knobel

Nach 17 Jahren hat Katja Fleischer die Leitung des Richard-Wagner-Museums in Luzern abgegeben, um sich beruflich neu zu orientieren. Auf die Deutsche Fleischer folgt nun eine Luzernerin als Museumsleiterin: Monika Sigrist (54) führt zusammen mit ihrem Partner Gàbor Fekete die Galerie Kunstmetzgerei an der Haldenstrasse, kennt aber auch das Richard-Wagner-Museum bereits bestens. In den vergangenen vier Jahren war sie im Museum als Leiterin Administration tätig und ist seit Anfang März nun Gesamtleiterin des Museums.

Sie ist keine Wagner-Spezialistin

Als Wagner-Spezialistin würde sich Monika Sigrist trotzdem nicht bezeichnen. Das war aber auch gar nicht Teil des Anforderungsprofils. Die Stadt Luzern als Eigentümerin des Museums nutzte nämlich die Gelegenheit des Wechsels an der Spitze, um die Rollen und Aufgaben neu zu definieren: Neben der Museumsleiterin, die im 50-Prozent-Pensum arbeitet, wird eine musikwissenschaftliche Fachperson das Wagner-spezifische Expertenwissen ins Museum bringen. Die Stelle ist momentan noch vakant, soll aber bis im Mai besetzt werden.

Dank der Anstellung eines wissenschaftlichen Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin kann sich Monika Sigrist vor allem auf die strategische Ausrichtung des Museums konzentrieren. Doch letztlich steht natürlich auch für Sigrist das «Phänomen Wagner» im Zentrum, das bekanntlich weit mehr umfasst als Person und Werk des Komponisten:

«Es ist faszinierend, welch grossen Einfluss das Leben eines einzigen Künstlers weit über dessen Zeit hinaus haben kann.»

Sigrist spricht damit einerseits die musikhistorische Bedeutung Richard Wagners an, aber auch die grossen Kontroversen um seine Person, die bis heute leidenschaftlich geführt werden. So hat Wagner seine berüchtigte Schmähschrift «Das Judentum in der Musik» ausgerechnet in der idyllischen Villa am Tribschenhorn geschrieben.

Grosser Musiker – problematischer Mensch

Wie geht das Wagner-Museum mit diesen problematischen Seiten um? Wichtig sei zunächst, zwischen Werk und Person zu unterscheiden, sagt Monika Sigrist. Die Villa Tribschenhorn sei ganz einfach der Ort, wo Wagner gewohnt hat und wo Musikgeschichte geschrieben wurde. Aufgabe des Museums sei es, diesen Ort für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

«Die problematischen Seiten stellen wir nicht in den Vordergrund – was aber nicht heissen will, dass wir sie verdrängen.»

So werde beispielsweise das erwähnte Luzerner Pamphlet im Museum ausgestellt. Diesen Spagat zwischen Andenken an einen Grossen der Musikgeschichte und der kritischen Auseinandersetzung mit einer von Skandalen durchsetzten Familiendynastie und politisch zweifelhafter Gesinnung werde auch künftig Teil der Museumsarbeit sein, sagt Sigrist.

Dauerausstellung soll Facelifting erhalten

Was sie aber auf jeden Fall verändern will, ist die Wahrnehmung des Wagner-Museums bei der Luzerner Bevölkerung. «Ich wünsche mir, dass die Luzernerinnen und Luzerner einen stärkeren Bezug zu diesem Ort erhalten.» Erreichen will sie dies beispielsweise mit speziellen Ausstellungen oder Anlässen, die nicht nur Besucher von auswärts anziehen, sondern auch Einheimische. Angedacht ist zudem eine Auffrischung der mittlerweile 40-jährigen Dauerausstellung.

Das Richard-Wagner-Museum beendet am Donnerstag seine Winterpause und ist ab dann wieder täglich ausser montags geöffnet. Den «Einstand» als neue Museumsleiterin macht Monika Sigrist dabei mit der neuen Sonderausstellung «Prachtgemäuer», welche die vielen feudalen Wohnsitze Richard Wagners thematisiert.

Die Sonderausstellung «Prachtgemäuer» dauert von 1. April bis 30. November. Mehr Informationen zu den Öffnungszeiten unter www.richard-wagner-museum.ch.

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