Martin Uebelhart
Martin Uebelhart
Eines der Hobbys von Joe Halter ist eher ausgefallen. Er fährt Autorennen, vor allem Bergrennen in der Schweiz. In dieser Saison ist er acht Rennen gefahren. «Mein Ziel ist es, alle zu fahren, einfach weil es mir Spass macht.» Zum Rennsport ist er vor 16 Jahren gekommen. «Damals gab es auf dem Flugplatz Buochs einen Slalom-Wettbewerb.» Da er gerne auch mal schnell mit dem Auto unterwegs sei, habe ihn das gereizt. «Ich habe dann einen Schnupperkurs für Autorennen gemacht.» Bei einem Slalomrennen in Interlaken ist er gegen 20 Konkurrenten angetreten – und Zweitletzter geworden. «Da hatte ich ein Problem. Soll ich nun weitermachen oder nicht?» Er machte weiter und meldete sich für weiteren Autorennkurs an. «Da hat es Klick gemacht», erinnert er sich. Schon in der ersten Saison ist er mit seinem damaligen Auto – einem Subaru Impreza – bis ins Mittelfeld der Ranglisten vorgestossen. «Allerdings habe ich gemerkt, dass der Subaru nicht ideal ist für die Rennen.» Dann hat er seinen ersten Mitsubishi gekauft.
Die Faszination für den Motorsport sei für ihn die Herausforderung beim Fahren von Rennen. Die Geschwindigkeit sei das eine, sagt der 50-jährige Ennetmooser. «Einfach nur Gas geben kann jeder», sagt er. Doch es gehe auch darum, in einer Kurve schnell zu sein. «Man muss wissen, wie man aus der Kurve hinausfährt, aber vor allem auch, wie man sie anfahren muss», verrät er. Gerade bei einem Bergrennen sei die Kurventechnik sehr wichtig. Vor dem Rennen schauen sich die Fahrer die Strecke genau an. «Eines meiner Talente ist vielleicht, dass ich mir jedes Detail der Linienführung einprägen kann», meint er. Er kenne die Strecken auswendig. «Und man muss das Auto kennen und spüren».
Ein Käfig im Fahrzeuginnern
Joe Halters aktuelles Auto ist ein Mitsubishi Lancer Evo VII. Der schwarze Wagen hat Baujahr 2003, erstanden hat er ihn 2012. Der Bolide hat einen Turbomotor mit 1997 Kubikzentimetern Hubraum und einer Leistung von rund 390 PS. «Das Allrad-Auto ist sehr gutmütig zu fahren», schwärmt er. Mit dem Wagentyp habe er schon früher geliebäugelt, doch sei er ihm damals zu teuer gewesen. Das Auto ist für die Strasse zugelassen. Darum fährt er auch Rennen in einer Kategorie, die leicht abgewandelte Strassenfahrzeuge beinhaltet. «Im Fahrzeuginnern ist ein spezieller Käfig, in dem der Fahrer sitzt und der zusätzlichen Schutz bietet», erklärt Joe Halter. Dabei seien die Spezifikationen dieser Sicherheitseinrichtung genau vorgeschrieben.
Obwohl er mit seinem Mitsubishi auf die Strasse dürfte, fährt er nicht damit zu den Rennen. «Ich habe einen Fiat Ducato mit einem Bett drin und einen Anhänger. Damit bin ich jeweils zu den Rennorten unterwegs.» Und die sind in der ganzen Schweiz verteilt – von der Ostschweiz bis ins Wallis. Während der Rennsaison im Sommer ist er jedes zweite Wochenende irgendwo am Fahren. «Das Schöne dabei ist, dass man immer wieder die gleichen Leute trifft.» Meist träfen am Freitag alle ein, am Samstag seien die Trainingsläufe und am Sonntag dann das Rennen. «Es herrscht fast eine familiäre Atmosphäre», sagt Halter. «Wir treffen uns und grillieren zusammen.» Und wenn man ein Problem habe, werde einem geholfen. «Ich bin ein Exot unter den Fahrern», konstatiert er. «Ich bin kein Mechaniker und kann nicht viel an meinem Auto selber machen», sagt der Bauführer, der bei einer Generalunternehmung in Cham arbeitet. Die weitaus meisten würden selber an ihren Fahrzeugen herumschrauben.
In seiner Gruppe hat er kaum noch Konkurrenz
Schaut man sich in Joe Halters Wohnzimmer um, entdeckt man unzählige Pokale – alle hat er an Autorennen gewonnen. Nachdem er zunächst nur regionale Rennen gefahren ist, hat er 2009 eine nationale Lizenz gelöst. «Zuerst habe ich mich in der Kategorie E1 versucht. Dort ist alles erlaubt am Auto. Man kann es auf 800 Kilo abspecken und 1000 PS haben.» Doch nach drei Jahren habe er sich für die Kategorie entschieden, in der er noch heute fährt, obschon er in seiner Gruppe vielfach kaum noch Konkurrenz habe. Vielfach fahre er gegen sich selber und vergleiche sein Ergebnis mit den Zeiten aus dem Vorjahr. «In der Kategorie E1 muss man sehr viel Geld in die Hand nehmen, um vorne mitmischen zu können», hält er fest. Das habe er sich nicht leisten wollen. Hinzu kam, dass er 2011 im Bergrennen von St. Ursanne nach Les Rangiers seinen bisher schwersten Unfall hatte. Die Strecke gilt als das schnellste Bergrennen von ganz Europa. «Mit 170 Kilometern pro Stunde bin ich in die Leitplanke gekracht. Ich hatte wohl 100 Schutzengel.» Sein Auto hatte Totalschaden, er Glück im Unglück. «Es war ein Fahrfehler», sagt er dazu. «Ich war fast ein wenig wütend auf mich selber und wollte am liebsten ein anderes Auto ausliehen und gleich wieder hochfahren.»
Autorennen sind nicht Joe Halters einziges Hobby. «Seit ein paar Jahren tauche ich, mache Fitness, fahre Mountainbike und wandere gerne im Sommer. Und im Winter ist Skifahren angesagt.» Autorennen sind aber sein teuerstes Hobby. «Ich investiere einen tiefen fünfstelligen Betrag jährlich.» Dazu gehörten Startgelder, Pneus und der allgemeine Unterhalt des Autos.
Seit zwei, drei Jahren habe er jeweils im Frühling gedacht, das sei nun die letzte Saison. «Doch wenn die ersten Rennen durch sind, ist die Begeisterung wieder zu gross.» Auch die eben zu Ende gegangene Rennsaison wird nicht seine letzte sein: «Diesen Sommer konnte ich wegen eines Defekts in Les Rangiers nicht an den Start gehen. Dort will ich nächstes Jahr wieder fahren.»