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Kolumne «Stadtwärts»

Reisen nach Paris können zu psychischen Problemen führen – und nach Luzern?

Werden die Erwartungen an ein Reiseziel nicht erfüllt, kann das eine Krise auslösen. Bekannt für das Phänomen ist offenbar Paris. Wäre dieser Effekt auch in Luzern denkbar?

Kennen Sie das Paris-Syndrom? Mir war bis anhin nur das Stockholm-Syndrom bekannt. Dass auch Paris als Namensgeberin für psychische Leiden herhalten muss, habe ich erst kürzlich in einer abendlichen Diskussionsrunde erfahren. Ausgelöst werden diese durch eine idealisierte Vorstellung der Stadt. Besuchen Betroffene diese, sind sie von der Realität derart enttäuscht, dass sie in eine psychische Krise fallen.

So idyllisch wie hier geht es beim Eiffelturm in Paris wohl nur selten zu und her.
Bild: Bild: Sylvain Sonnet / The Image Bank RF

Klingt lächerlich, aber ein stückweit kann ich es nachvollziehen. Auch ich hatte sehr hohe Erwartungen an Paris, als ich es erstmals besuchte. Auf dem Weg zwischen Metrostation und Unterkunft trat ich dann gefühlt zehnmal in ein Hundegaggi – was die Ankunftsfreude schon mal stark dämpfte. Und generell kann Paris ziemlich anstrengend sein. Am Ende habe ich die Stadt aber doch positiv in Erinnerung behalten und sie danach mehrmals wieder besucht.

Nun frage ich mich, ob der eine Tourist oder die andere Touristin in Luzern ein Paris-Syndrom erleidet? Und falls ja, wieso? Wegen des Verkehrs, über den wir uns häufig beschweren, kaum, da ist man sich im Ausland anderes gewohnt. Vielleicht, weil die Einheimischen zu wenig gastfreundlich sind? Weil die Preise hoch sind? Weil der Pilatus gerade von einer Wolke verdeckt wird? Oder weil, abgesehen von einer Installation in einer Bäckerei am Schwanenplatz, keine Schokolade aus unseren Brunnen fliesst?

Alles mögliche Auslöser einer Enttäuschung, aber ob das für ein Paris-Syndrom reicht, wage ich zu bezweifeln. Vor allem auch, weil die Erwartungshaltung an Paris als «Stadt der Liebe» viel höher ist als an die «Stadt der Hechte» Luzern (die poetischere Deutung «Stadt des Lichts» ist ja inzwischen überholt). Paar tolle Hechte kann man zumindest erwarten, doch solche hat Luzern ja hoffentlich schon zu bieten.

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