Alexander von Däniken
Alexander von Däniken
Ein Tor, grenzenloser Jubel – und dann schliesst der Schiedsrichter das Team vom Spiel aus. Er habe die Spielregeln geändert, ruft er den verdutzten Fussballerinnen in die Kabine. Etwa so ist es den Amateurinnen der FC-Luzern-Frauen kürzlich ergangen. Doch von Anfang an. «Support your Sport»: Mit dieser Aktion unterstützt der Migros-Genossenschaftsbund schweizweit über 8000 Amateur-Sportvereine. 3 Millionen Franken werden bis am 12. April ausgerichtet. Und die Kunden können frei wählen, welchen Verein sie unterstützen wollen. Pro 20-Franken-Einkauf in der Migros oder bei Migrostochter «SportXX» erhalten sie einen Bon. Mittels Code kann dieser online einem Verein gutgeschrieben werden.
Grundsätzlich können sich alle Amateurvereine anmelden, wenn sie folgende Kriterien erfüllen: Die Mitglieder dürfen den Vereinssport ohne oder nur mit unwesentlicher Entlöhnung betreiben, die Vereine müssen mindestens seit Ende Oktober 2020 bestehen und bei einem nationalen Sportverband Mitglied sein. Das trifft zweifellos auch für die FCL-Amateur-Frauen zu. Sie sind nicht der FC Luzern-Innerschweiz AG mit dem Profi- und Leistungssport angegliedert, sondern im rechtlich und finanziell unabhängigen FCL-Verein. Dieser umfasst sieben Sektionen, neben den Amateur-Fussballerinnen zum Beispiel auch die Spitzenfussballerinnen oder die Volleyballerinnen. Natürlich erhalten die über 100 Mädchen und Frauen in den FCL-Amateur-Clubs keinen Lohn, sondern zahlen Mitgliederbeiträge. Entsprechend hat sich die Sektion angemeldet.
Bereits 2581 Bons gesammelt
Die Mädchen und Frauen haben ordentlich mobilisiert und auf allen Social-Media-Kanälen um Bons geworben. Entsprechend fiel auch der Torjubel aus: 2581 Bons kamen bereits zusammen, wie Hans Meyer sagt. Meyer präsidiert den Vorstand des FCL-Vereins. Ihn hat am 1. März dann aber eine Absage der Migros erreicht. Die Amateur-Fussballerinnen seien nun leider doch nicht teilnahmeberechtigt.
Die FCL-Chefs wollten es genauer wissen und fragten nach: Bei der Migros hiess es: «Die Teilnahme Ihres Sportvereins FC Luzern Frauen wurde intern nochmals geprüft, da uns durch Ihren Vereinsnamen die Nähe zum Profi-Verein ‹FC Luzern› aufgefallen ist. Das Ziel der Förderaktion war von Beginn an, Amateur-Vereine zu unterstützen, die keinen Zugang zu Profivereinen und deren Community haben. Im Fall Ihres Vereins ist eine klare Nähe zum Profiverein erkennbar.»
Meyer ist fassungslos: «Ausser dem Namen haben wir absolut gar nichts mit den Spitzenfussballern zu tun. Im Gegenteil, er ist bei der Sponsorensuche sogar oft ein Handicap.» Die Fussballerinnen der Nationalliga B müssten 600 Franken Jahresbeitrag zahlen, um im Verein zu sein. Kleine Anlässe oder das Führen des Kiosks auf der Allmend würden die Kasse aufbessern. Doch das gehe jetzt zu Coronazeiten nicht.
«Gewisser Interpretationsspielraum» blieb offen
Der Migros-Genossenschaftsbund bestätigt auf Anfrage den Ausschluss und dessen Grund. «Wir haben volles Verständnis dafür, dass die FC-Luzern-Frauen darüber enttäuscht sind, dass sie nicht weiter teilnehmen können», schreibt Mediensprecher Patrick Stöpper. Man habe von Anfang an kommuniziert, dass Vereine mit einer klaren Nähe zu einem Profiverein von einer Teilnahme ausgeschlossen seien. «Offenbar blieb aber ein gewisser Interpretationsspielraum offen, der gewisse profinahe Vereine doch zu einer Anmeldung bewegte.»
Die Migros habe darum etwa eine Woche nach Promotionsstart die Regeln angepasst. Seither heisst es in den Teilnahmebedingungen: «Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Sportklubs (unabhängig der Rechtsform, inkl. verbundene Organisationseinheiten, wie z. B. Nachwuchs, Frauen), bei welchen mindestens eine Organisationseinheit oder Sektion Mitglied / Teilnehmer einer der nachfolgenden Profi-Ligen ist: Fussball: Super League und Challenge League Eishockey: National League und Swiss League.»
Gleicher Name geht bei anderem Sport
Allerdings können GC Polysport, der HC Ambri-Piotta Sektion Stocksport, die Eislauf-Sektion des SC Bern und die HC Ladies Lugano Bons empfangen. Dazu erklärt Stöpper, dass der Migros die HC Ladies Lugano noch abklären will. Die anderen Klubs würden nicht den gleichen Sport ausüben wie der jeweilige Spitzenverein. Das Schicksal eines nachträglichen Ausschlusses hat laut Stöpper noch 35 weitere Vereine ereilt.
Das ist für Hans Meyer genauso ein schwacher Trost wie die Einigung mit der Migros, die bereits gesammelten Bons für die FCL-Volleyballerinnen einsetzen zu können: «Die Aktion ist eigentlich eine tolle Idee. Aber dass Amateursportlerinnen nur wegen des Vereinsnamens ausgeschlossen werden, ist für die Migros ein Eigengoal.»