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Uri

Reeto von Gunten: «Mein Radiogesicht ist nicht fürs Fernsehen»

Am Sonntagmorgen moderiert er auf SRF 3. Jetzt lädt der 56-jährige Autor und Erzähler zum Diaabend ins Theater Uri ein.
Der SRF 3-Moderator Reeto von Gunten macht mit seinem Diaabend am Mittwoch, 5. Februar, im Theater Uri in Altdorf Halt.. (Bild: Mirjam Kluka)

Interview: Markus Zwyssig

Reeto von Gunten, Sie kommen für einen Diaabend nach Altdorf... Reeto Gunten: Das tönt grauenhaft, oder? Wie bitte?Einen Diaabend gibt es doch immer dann, wenn jemand mit dem Velo drei Monate durch die Sahara gefahren ist und nach der Rückkehr Bilder zeigt, wie verschieden farbig der Sand ist. Dias sind doch eigentlich out. Müssen Sie den jungen Besuchern jeweils erklären, was ein Diaabend ist?Ja, genau. Und ich gebe es zu, es ist sogar ein bisschen gelogen. Technisch ist es nicht wirklich durchsetzbar auf einer Tournee mit einem Diaprojektor von 1968 unterwegs zu sein. Ich zeige die Bilder in Wirklichkeit mit der Hilfe eines Beamers. Aber trotzdem: Es ist einem Diaabend relativ ähnlich. Ich projiziere meine Bilder und erzähle Sachen dazu.Machen Sie diese Diaabende, weil Sie als Moderator zu wenig verdienen?(Lacht). Nein, es ist eher umgekehrt. Radio mache ich, weil ich nicht aufhören kann. Das ist ein Hobby von mir. Eigentlich bin ich Autor und Geschichtenerzähler. Fürs Radio bin ich sonntags tätig, weil die Kinder schon alt genug sind, sich dann selber zu beschäftigen.Oft heisst es, jemand wird Radiomoderator, wenn es nicht fürs Fernsehen reicht. Trifft das bei Ihnen zu?Ja, das ist so. Ich weiss nicht, ob Sie mich schon gesehen haben? Wahrscheinlich nicht, denn sonst würden Sie die Frage nicht stellen. Ich habe nämlich wirklich ein sogenanntes Radiogesicht und das ist nicht fürs Fernsehen geeignet.Aber Diaabende können Sie trotzdem durchführen?Ja, dazu reicht es. Bei einem Diaabend gibt es eine Leinwand. Das ist die Hauptsache. Da schauen die Leute hin. Aber es braucht schon Zeit. Die ersten zehn Minuten vergehen meist, bis die Leute die Enttäuschung wegstecken können, dass da nicht der Märchenprinz sitzt, den sie sich zur Stimme vorgestellt haben.Aber nach den ersten zehn Minuten wirken die Bilder. Gibt es auch Aufnahmen aus dem Kanton Uri zu sehen?Ich habe das Glück, dass mich meine Tourneen durch die ganze Schweiz führen. Da sauge ich schon auch vor Ort etwas auf. Was ich von Uri mitnehme, zeige ich dann aber erst bei der nächsten Veranstaltung. Ich muss immer zuerst etwas bildlich festhalten und kann es erst dann ins Programm einbauen. Ich kann die Dia-Magazine jedes Mal ein bisschen anpassen. Meine Tourneen dauern zwei oder drei Jahre. Da würde es langweilig, die ganze Zeit immer dieselben Geschichten zu erzählen.Wer kommt eigentlich an Ihre Diaabende?Lustigerweise sind es immer dieselben Leute. Sie sind wahnsinnig schön und sehr intelligent.Zurück zu ihrem Moderatoren-Job. Junge hören heute nicht mehr Radio.Sie interessieren sich aber weiterhin für Geschichten. Bei mir gibt es Programmabschnitte, die sich über Instagram entwickelt haben. Das ist mein Kanal, über den ich Kontakt mit dem Publikum habe. Vor ein paar Monaten war bei einem Auftritt ein sehr junger Gast im Publikum. Er sagte mir, er sei zehn Jahre alt und mit seiner Mutter und seiner 84-jährigen Grossmutter gekommen. So gross ist die Spannbreite meines Publikums. Gibt es bald keine Moderatoren mehr, weil sie von DJ Spotify abgelöst werden? Das sehe ich nicht so. Ich bin ja nicht DJ. Mein Job ist es nicht Musik auszusuchen und diese zu spielen. Vielmehr ist es Aufgabe des Moderators, Geschichten zu erzählen und sich mit den Zuhörern auszutauschen. Weder Spotify noch Netflix gefährden das. Vielmehr sind das fruchtbare Kanäle, die helfen, dass man den Austausch fördern und sich weiterentwickeln kann.

Hinweis: Reeto von Gunten ist am Mittwoch, 5. Februar, um 20 Uhr, mit seinem Diaabend im Theater Uri zu Gast. Weitere Tourdaten auf atelieer.ch

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