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Nidwalden

Reden, lesen und kreativ sein – über 30 Ukrainerinnen und Ukrainer lernen Deutsch in Ennetmoos

Während die Kinder in der Schule Deutsch lernen, können die Eltern ukrainischer Flüchtlinge bei der katholischen Kirche Ennetmoos erste Sprachkenntnisse sammeln.
Während ihre Kinder in der Schule Deutsch lernen, können auch die Eltern ukrainischer Flüchtlinge erste Sprachkenntnisse sammeln. (Bild: PD)
35 Ukrainerinnen und Ukrainer nutzen das Angebot der katholischen Kirche Ennetmoos. (Bild: PD)

Manuel Kaufmann

Manuel Kaufmann

Die Regierungen der Kantone sind sich einig: Flüchtlingskinder aus der Ukraine sollen so schnell wie möglich hier zur Schule gehen und Deutsch lernen. Im Kanton Nidwalden besteht bereits ein entsprechendes Angebot. So gehen seit dem 1. April 14 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine im Schulhaus Morgenstern in Ennetmoos in den Unterricht.

Doch nicht nur die Kinder haben das Bedürfnis, die hiesige Sprache zu lernen, wie Markus Blöse, Pfarrleiter der katholischen Kirche Ennetmoos, merkte. «Am Einführungstag haben viele Eltern gefragt, ob sie auch an den Deutschstunden teilnehmen können», erzählt Blöse. Ihnen wurde jedoch mitgeteilt, dass der Unterricht ausschliesslich für Kinder zugänglich sei.

Markus Blöse startete daraufhin einen Aufruf. «Innerhalb weniger Stunden meldeten sich 29 freiwillige Personen aus der Pfarrgemeinschaft, die sich bereiterklärten, mit den erwachsenen Ukrainerinnen und Ukrainern Deutsch zu lernen.» Blöse stellte dann ein Programm für einen Vorkurs zusammen. Bis zu den Osterferien können die Eltern der Kinder zusammen mit den freiwilligen Helfern im Pfarrhaus St.Jakob erste Deutschkenntnisse sammeln. Der Kurs findet jeweils am Morgen von 8.15 bis 11.00 Uhr statt. Die Zeiten wurden so festgelegt, dass die Eltern mit ihren Kindern am Morgen mit dem Bus nach Ennetmoos und am Mittag wieder zurückfahren können.

In einer Woche von drei auf 35 Teilnehmende

Die Freiwilligen sind dabei keine Lehrpersonen. Es handelt sich um Pensionierte oder Hausmütter ohne pädagogische Ausbildung. Blöse stellt klar: «Es geht bei den Kursen um erste Berührungen mit der Sprache.» In der ersten Hälfte des Morgens werde vor allem viel gesprochen und an der Aussprache gearbeitet. «Wir helfen den Leuten aus der Ukraine auch, mit Hilfe der Arbeitsblätter das Alphabet zu lernen und begleiten sie beim Lesen», so Blöse. In einem zweiten Teil des Morgens können die Kursteilnehmenden etwas kreatives machen. So steht vor Ostern beispielsweise Eiermalen auf dem Programm. «Wer will, kann aber auch den zweiten Teil nutzen, um weiter Deutsch zu lernen», so Blöse.

Der Kurs findet bei den Betroffenen Anklang. Kamen am ersten Tag noch drei Personen, nutzen eine Woche später bereits 35 Ukrainerinnen und Ukrainer das Angebot. «Die Teilnehmenden sind sehr wissbegierig und motiviert zu lernen», sagt Markus Blöse. Die Arbeit für die Freiwilligen sei intensiv, aber erfüllend. «Die Ukrainerinnen und Ukrainer sind sehr dankbar.»

Kanton will nach den Osterferien übernehmen

Das Bildungsniveau sei bei den Teilnehmenden sehr unterschiedlich. «Bei einigen sind wir bald mit unseren Mitteln erschöpft», sagt Markus Blöse. Er hoffe deshalb, dass der Kanton nach den Osterferien professionelle Deutschkurse für Erwachsene anbietet. Der Deutschkurs der Kirche wird bis dahin in modifizierter Form auch nach Ostern angeboten. Die Ukrainerinnen und Ukrainer werden zudem eingeladen, am Gemeinschaftsgarten – einem sozialen Freiwilligenprojekt der Kirchgemeinde – teilzunehmen.

Der Kanton bestätigt auf Anfrage, dass man nach den Osterferien weiterhin Sprachkurse für Erwachsene anbieten wolle. Es werde noch festgelegt, wie viel Personal und wie viele Räume dafür benötigt werden, und wo die Kurse in Zukunft stattfinden werden. So haben also nicht nur die Kinder, sondern auch die erwachsenen Ukrainerinnen und Ukrainer weiterhin die Möglichkeit, ihr Deutsch zu verbessern.

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