David von Moos
David von Moos
David von Moos
Turnen, Musizieren und Theater spielen unter einem Dach: Das hätte in Neuenkirch eigentlich ab diesem Sommer möglich sein sollen. Im November 2019 hatten die Stimmbürger einem Kredit über 8,636 Millionen Franken zur Aufstockung der Dreifachturnhalle Grünau zugestimmt – mit einem Ja-Anteil von 71,1 Prozent und bei einer Stimmbeteiligung von knapp 34 Prozent.
Doch die Fertigstellung des Bauprojekts verzögerte sich wegen einer Beschwerde gegen die Baubewilligung. Mittlerweile soll der Musik- und Kulturraum über der Turnhalle erst vor den Sommerferien 2022 bezugsbereit sein.
Grossflächiger Wasserschaden
Zu schaffen machte den Planern aber vor allem ein anderes Problem. Wie die Gemeinde schon im August in ihrem Mitteilungsblatt schrieb, wurde während der Bauarbeiten für den Musik- und Kulturraum festgestellt, dass die Bodenabdichtung undicht ist. Aufgrund der teils bereits morschen Holzkonstruktion des Hallenbodens, die auf der betonierten Bodenplatte steht, musste davon ausgegangen werden, dass das Problem der aufsteigenden Feuchtigkeit seit vielen Jahren besteht. Sondierungen ergaben, dass auf der ganzen Fläche des Untergeschosses Wasser auf der Bodenplatte liegt.
Nun muss der Hallenboden vollflächig, also inklusive Garderoben, WC-Anlagen und Korridore, zurückgebaut, abgedichtet und saniert werden. Auf Anfrage schätzt Gemeindeammann Markus Wespi (Mitte) die Kosten dafür grob auf rund 1 Million Franken. Der Gemeinderat geht von einer Schliessung der Turnhalle bis im Frühjahr 2022 aus.
Teure Alternative bereits einsatzbereit
Damit der obligatorische Schulsportunterricht sichergestellt werden kann und die Vereine ihre Trainings und Anlässe nicht absagen müssen, hat der Gemeinderat noch im August ein beheizbares Zeltprovisorium auf dem Rasenplatz Grünau bewilligt. Für die geschätzten Mehrkosten von insgesamt rund 500'000 Franken wurde für 2021 eine Kreditüberschreitung bewilligt. Der Anteil für das Jahr 2022 werde ordentlich budgetiert.
«Die Zwischenlösung Turnhalle Grünau nimmt Formen an, operativer Betrieb in Sicht!», teilte das zuständige Projektteam am 20. September mit. Mittlerweile ist der Aufbau bereits abgeschlossen, wie Gemeindeammann Wespi bestätigt. Die Vereine würden das Provisorium bereits nutzen, erste Rückmeldungen seien sehr positiv. Die Freude bei mehreren hundert Freizeitsportlern und rund 650 Schülerinnen und Schülern sei gross:
«Sie turnten seit dem Ende der Sommerferien teilweise im Freien, teilweise in anderen Schulhäusern, die Vereine reduzierten die Angebote oder trainierten etwa im Pfarreiheim.»
Die 55 Meter lange und 30 Meter breite Zeltlösung umfasst laut Mitteilung der Gemeinde eine Spielhalle, eine Allzweckhalle sowie einen Gerätebereich. Zwei Drittel der Fläche im Festzelt der Firma Hunziker AG sind mit einem Sportbelag ausgelegt, der auch Ballspiele und Volleyballtraining ermöglicht. Es gibt zwei getrennte Garderoben mit je drei Duschen und WC-Anlagen. Zusätzlich ist die Halle mit drei Notausgängen ausgestattet.
Als Heizung für die kalten Tage dienen vier separat steuerbare Ölheizungen, wie sie bei Festzelten häufig eingesetzt werden. Zu diesem wenig klimafreundlichen Entscheid heisst es in der Mitteilung: «Die Ölheizung hat neben den ökologischen Nachteilen den Vorteil der raschen Aufheizung und der dynamischen Regelung. Ebenso war die schnelle Verfügbarkeit dieser Lösung massgebend.» Gemeindeammann Wespi ergänzt:
«Man darf nicht vergessen, es handelt sich um ein kurzfristiges Provisorium und nicht um eine längerfristige Lösung.»
Und sollte sich die Ölheizung nicht wie gewünscht bewähren, könnten alternative Heizsysteme evaluiert werden. Wespi geht aber nicht davon aus, dass es so weit kommt. Die Freude über das schnelle Zustandekommen des Provisoriums überwiege die kurzfristigen Nachteile: «Es war einzigartig zu beobachten, wie alle Betroffenen zusammen die Herausforderung gemeistert haben. Ein wahrer Schulterschluss zwischen Vereinen, Schulen und der Gemeinde!»